2013.10.06_Weser Report: Bleimunition wird verboten

Jäger müssen sich ab 1. April 2014 umstellen / Bleihaltige Geschosse laut NABU ein Risiko

VON KATJA WILLE

Blei ist seit Jahrhunderten die gängige Munition für Jäger. Laut NABU muss sich das schnell ändern, da das Blei die Umwelt zu sehr belaste. Ein neues Gesetz wurde bereits auf den Weg gebracht.

Vollständiger Artikel:

Wegen der äußerst missverständlichen Gestaltung des Artikels über das wichtige Thema „Bleimunition“ im Weser Report geben wir hier die Korrespondenz zwischen der verantwortlichen Journalistin und dem Vorsitzenden der Jägerschaft Verden, Jürgen Luttmann, wieder. Darin spiegeln sich die heutigen Positionen von DJV und Jägerschaft Verden:

Gesendet: Mittwoch, 03. Juli 2013 um 07:59 Uhr
Von: „Jürgen Luttmann“ <>
An:
Betreff: Aw: AW: Artikel im Weser Report / Aller Report

Guten Morgen Frau Wille,

nachfolgend finden Sie meine Antworten:

Welche Bedenken haben Sie bei der bleifreien Jagd?

Munition muss unbedenklich für Tier, Umwelt und Verbraucher sein, tierschutzgerecht töten und Sicherheit bei der Jagd gewährleisten. Aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften (hohe Dichte, leicht verformbar) wird Blei seit Jahrhunderten für Munition vielfältiger Art genutzt. In Büchsenmunition, zerlegt es sich oder deformiert im Ziel und setzt durch die Erweiterung des Querschnittes Energie im Tier frei, die lebenswichtige Organe beschädigt und das Tier somit schnell verenden lässt.

Blei ist bis heute das Hauptmaterial für die Produktion von Jagdbüchsengeschossen. Eine Veränderung des Materials bringt neue Herausforderungen für die Geschosshersteller mit sich. Es muss gewährleistet sein, dass Geschosshersteller innovative Jagdbüchsengeschosse entwickeln und an bestimmten Kriterien messen lassen können. Diese Kriterien (Wirksamkeitskriterien) muss der Gesetzgeber neu aufstellen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die in § 19 BundJagdGes. verankerte Auftreffenergie von 2000 Joule auf 100 Meter für Schalenwild (außer Rehwild) nicht ausreichend ist. Quelle: Carl Gremse, Dipl. Forstwirt, Prof. Dr. Siegfried Rieger: „Ergänzende Untersuchungen zur Tötungswirkung bleifreier Geschosse“, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Könnten Stahlkugeln gefährlicher für Jäger sein?

Alternative Materialien zu Blei in Jagdbüchsengeschossen sind Kupfer, Zinn, Messing (Kupferlegierung) oder Zink, jedoch nicht Stahl. Stahl ist zu hart und wird nicht in Jagdbüchsenmunition genutzt. Untersuchungen der Deutschen Versuchsanstalt für Jagd- und Sportwaffen haben gezeigt, dass es keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Gewährleistung der Sicherheit zwischen bleihaltigen und bleifreien Geschossen gibt. Abprallwinkel, Restmasse und Restenergie nach dem Abprallen eines Geschosses hängen vielmehr von der Geschosskonstruktion als vom verwendeten Material ab. Quelle: Dr. sc. forens., Dr. med. h. c. Beat P. Kneubuehl,Diplom-Mathematiker: Vergleich der Gefährdung durch abgeprallte bleihaltige und bleifreie Jagdgeschosse, Forschungsvorhaben „Abprallverhalten von Jagdmunition“ der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Wie schätzen Sie die tatsächliche Umweltbelastung durch Bleikugeln ein?

Die Umweltbelastung durch Jagdbüchsenmunition dürfte sehr gering ausfallen. Aus Sicht des Umweltschutzes ist es bislang nicht nachgewiesen, dass die Mengen an elementarem Blei, die durch die Jagd – insbesondere die Jagd auf Schalenwild – in die Umwelt eingetragen werden, zu einer nennenswerten Belastung der Umwelt beitragen. Andere Quellen – wie etwa Mineraldünger mit 136 Tonnen, Wirtschaftsdünger mit 182 Tonnen oder Einträge durch Kompost mit 77 Tonnen pro Jahr[1] – scheinen im Verhältnis zu verschossener Jagdbüchsenmunition (bei zwei Schuss à 8 g Blei pro Geschoss und 1,86 Millionen Stück Schalenwild = etwa 15 Tonnen) in wesentlich höherem und vor allem flächendeckenderem Maße zur Umweltbelastung beizutragen als Jagdbüchsenmunition.    Quelle: Bundesumweltamt, Publikationen

Wie verändert sich die Jagd durch das Gesetz?

Das ist im Moment nicht absehbar.

Gibt es Anmerkungen von ihnen, die ich in meinen Fragen nicht berücksichtigt habe, können sie diese gerne hinzufügen.

Für weitere Informationen steht ihnen gerne auch:

Frau Dr. Anna Martinsohn; Pressestelle/ Online-Redaktion; Deutscher Jagdschutzverband e.V.; Telefon: 030 – 209 13 94 -21

zur Verfügung, die Ihre Fragen noch kompetenter beantworten kann. Ich habe Ihren evtl. Anruf bereits angekündigt.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Luttmann