2015.08.31_VAZ: Viele Arten stärker bedroht als der Wolf – Leserbrief von J. Luttmann

Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Jägerschaft im Landkreis Verden, scheibt zu den Artikeln „Wolfsbüro: 450000 Euro“ vom 22. August und „Aufgabe der Jäger“ vom 27. August:

Ob es sich um würdige Unterkünfte für Menschen handelt, die bei uns Hilfe suchen, oder ob es um die Ausbildung unserer Kinder oder die Sanierung der maroden Infrastruktur in unserem Lande geht, an allen Enden muss gespart werden. Da ist es schon verwunderlich, mit welcher Gleichgültigkeit unsere Steuergelder in anderen Bereichen zum Fenster hinausgeworfen werden. Doch beim Thema Wolf wird offensichtlich mit anderen Maßstäben gemessen.

Es ist sicher gut und richtig, dass die Rückkehr des Wolfes in unsere Region wissenschaftlich begleitet wird. Doch diese Aufgabe wurde schon vom damaligen Landesumweltminister Sander (FDP) an den anerkannten Naturschutzverband der Landesjägerschaft übertragen. Und das völlig kostenfrei für den Steuerzahler; denn die extra für diese Aufgabe eingestellte Mitarbeiterin, Frau Dr. Habbe, wird ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge der Jäger in Niedersachsen finanziert. Da ist es kein Wunder, dass der umweltpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Dr. Gero Hocker, Informationen über diese Verschwendung von Steuergeldern einfordert. Zumal Frau Dr. Habbe als Biologin und Wolfsbeauftragte weit über die Landesgrenzen anerkannt ist und die Ausübung der übertragenen Aufgaben in enger Zusammenarbeit mit den über 100 ehrenamtlichen Wolfsberatern in den Landkreisen stets als beispielhaft gelobt wird. Aber beim Thema Wolf ticken die Uhren eben anders.

Als Vorsitzender der Jägerschaft des Landkreises Verden, einer Untergliederung der anerkannten Naturschutzvereinigung Landesjägerschaft Niedersachsen, frage ich: Ist es wirklich verantwortbar, dass wir immer noch mehr Zeit, Energie und finanzielle Mittel für eine Art aufwenden, die mit einer jährlichen Reproduktionsrate von zirka 30 Prozent aus eigener Kraft in unsere Region zurückkehrt, während viele andere Arten in unserer Feldflur und der verbliebenen Wiesenlandschaft Jahr um Jahr deutlich abnehmen und in ihrem Bestand ernsthaft bedroht sind? Es wird höchste Zeit, dass hier ein Umdenken erfolgt und wir weg von ideologischen Entscheidungen hin zu praxisorientiertem Handeln kommen.

Leserbriefe geben die Meinung ihrer Verfasser wieder. Kürzungen vorbehalten.

Originalartikel:

Der Leserbrief bezieht sich auf die beiden nachfolgenden Berichte in der Kreiszeitung vom 22.8.2015 und 27.08.2015:

20150822_VAZ_Wolfsbüro

20150827_VAZ_Aufgabe der Jäger