06.03.2017 VAZ: Wie gefährdet ist der Wolf?

Bericht zum Download:

Vorsitzender der Kreisjägerschaft fordert anderen Umgang mit „unregulierter Ausbreitung“

VERDEN – „Die aktuelle Wolfs­politik in Niedersachsen wird dazu führen, dass immer mehr extensiv wirtschaften­de Viehhalter die Weidetierhaltung einstellen und damit in der Folge viele wertvolle Flächen unserer offenen Kul­turlandschaft der intensiven Nutzung zugeführt werden oder aber verbuschen.“

Für den Vorsitzenden der Kreisjägerschaft, Jürgen Luttmann, der beim Kreisjägertag im Verdener Niedersachsen­hof zum konträr diskutierten Thema Wolf Stellung bezog, wird der Überlebensdruck auf die schon leidenden hei­mischen Arten der offenen Kulturlandschaft deutlich steigen. Als Vorsitzender ei­nes anerkannten Natur­schutzverbandes sehe er es daher als seine Pflicht an, auf die unterschiedliche Behand­lung von gefährdeten Arten hinzuweisen. Daher habe er sich in Ab­stimmung mit dem Vorstand der Kreisjägerschaft dazu ent­schlossen, eine Petition mit der Forderung zu unterstüt­zen, die weitere Ausbreitung von Wolfsrudeln strikt zu be­grenzen, erläuterte Luttmann.

Vor einigen Tagen sei im Ge­spräch mit dem Landtagsprä­sidenten Busemann mehr Sachlichkeit beim Umgang mit dem Thema Wolf bei den politischen Entscheidungen gefordert worden (wir berich­teten).

Für Luttmann stellte sich daher die Frage nach der tat­sächlichen Wolfspopulation: „Weshalb wird mit allen Mit­teln versucht, die wirkliche Entwicklung zu verschlei­ern?“ Außerdem frage er sich, ob der Wolf noch so stark gefährdet sei, dass er europaweit den höchstmögli­chen Schutzstatus benötige. „Ist es nicht endlich an der Zeit, dass wir uns auch ohne Tabus mit den Auswirkungen der unregulierten Wolfsaus­breitung auf andere, wirklich gefährdete Arten der heimi­schen Kulturlandschaft be­schäftigen?“

Zum Problem Wolf äußerte sich auch der Bundestagsab­geordnete Andreas Mattfeldt, der vom Kreisjägermeister Hilmer Kruse um seine Mei­nung dazu gebeten worden war. Er habe bei einem Spa­ziergang manchmal schon ein mulmiges Gefühl, dass vielleicht Wölfe auf der Su­che nach Beute sein könnten. Geprägt sei die allgemeine Diskussion von absoluten Ge­gensätzen: „Auf der einen Sei­te die absolute und fast schon grenzenlos Liebe und Eksta­se, dass der Wolf wieder hei­misch ist, und auf der ande­ren Seite die totale Forderung nach fixer Ausrottung.“

Die Wahrheit liege wohl wie so oft in der Mitte, so Mattfeldt weiter. Weder ein übertriebener Tierschutzge­danke noch eine überzogene Ablehnung sei sinnvoll auf der Suche nach Lösungen für das künftige Zusammenleben von Mensch und Wolf. Er per­sönlich sei fest davon über­zeugt, dass ein pragmatischer Wolfsmanagementplan ge­gen eine unregulierte Aus­breitung des Wolfes zum Wohle der allgemeinen Si­cherheit und des Erhalts der Artenvielfalt notwendig sei. Außerdem solle damit ange­fangen werden, lückenlos zu regeln, wie künftig mit Wöl­fen umgegangen werden sol­le. Der Wolf habe nun mal keinen natürlichen Feind. Deshalb sei es notwendig, in den Bestand durch kontrol­liertes Bejagen einzugreifen. Man werde sich aber auch da­mit anfreunden müssen, dass ein gewisser Bestand von Wölfen zur Kulturlandschaft dazugehört. Das sei viele Jahrtausende so gewesen und das werde wieder so sein: „Bei einer geringen Anzahl von Tieren dürfte das wohl kein Problem machen.“ – rö