VERDEN • Es war wirklich kein schöner Anblick, der sich Jäger Martin Jonas kürzlich im Stadtwald bot. Nur etwa 200 Meter vom Waldeingang am Lönsweg entfernt lag ein toter Rehbock, vermutlich gerissen von einem freilaufenden Hund. Diesen Vorfall nimmt Jonas zum Anlass, noch einmal nachdrücklich auf den Leinenzwang für Hunde in der Zeit vom 1. April bis zum 15. Juli hinzuweisen.
Jetzt im Frühling haben einige Tierarten wie der Hase oder das Schwarzwild bereits Nachwuchs, bei anderen sind die weiblichen Tiere hochtragend. Ihre Bewegungsfreiheit und Fluchtmöglichkeiten sind daher stark eingeschränkt. Auch die am Boden brütenden Vogelarten beginnen mit ihrem Brutgeschäft. Aus diesem Grund hat das Niedersächsische Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung (NWaldLG) die allgemeine Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit für den Zeitraum vom 1. April bis zum 15. Juli festgelegt. Hundebesitzer sollten in diesem Zeitraum dem Leinenzwang unbedingt nachkommen, das heißt, ihre Hunde nur noch angeleint in der freien Landschaft führen. Zur freien Landschaft gehören nach Paragraf 2 des NWaldLG neben den Flächen des Waldes auch die der übrigen freien Landschaft, auch wenn der Bereich innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile liegen sollte. „Streunende, wildernde oder auch nur stöbernde Hunde können eine tödliche Gefahr insbesondere für Jungtiere werden, denn im Falle einer empfindlichen Störung stellen wildlebende Tiere nicht selten die Versorgung ihres Nachwuchses ein“, weiß der Jäger.
Martin Jonas, bereits in der dritten Generation Jagdpächter im Verdener Stadtwald, kann nicht verstehen, dass sich immer noch viele Hundehalter über den Leinenzwang hinwegsetzten, obwohl ein Schild am Waldeingang deutlich auf die Brut, Setz- und Aufzuchtzeit hinweist. „Wir haben massive Probleme mit freilaufenden Hunden“, sagt er. Der tote Rehbock sei bereits der dritte Riss in diesem Jahr. Im letzten Jahr habe es insgesamt fünf Fälle dieser Art gegeben, weiß der Jagdpächter. „Der Hund kann nichts dafür, er folgt nur seinem Instinkt“, macht Jonas deutlich. Der Hundehalter dagegen müsse schon wissen, dass die Hunde an der Leine zu führen sind. „Anzeigen möchten wir gern vermeiden, daher weisen wir an dieser Stelle nochmals darauf hin“, so Jonas. Der Verdener Stadtwald sei ein von Spaziergängern und Hundebesitzern hochgradig frequentiertes Gebiet in einem sensiblen Bereich. „Rücksichtnahme hilft dem Wald und den Hunden“, appelliert der Jäger an die Vernunft der Hundehalter. Dass die Jäger mit guten Beispiel vorangehen, ist dabei selbstverständlich. „Wir lassen unsere Jagdhunde jetzt auch nicht frei herumlaufen“, betont Jonas • ahk