Groß Heins – Die Afrikanische Schweinepest (ASP) bedroht die Bestände in den heimischen Schweinehaltungen. Zu ihrem Schutz vor der Ansteckung sollen die Jäger den Bestand des Schwarzwildes, also der Wildschweine, deutlich reduzieren. Die Politik nahm die Jäger in die Pflicht und forderte sie auf, die Zahl um bis zu 70 Prozent zu verringern. Sogar Prämien wurden eingeführt und Schonzeiten aufgehoben. Während in Tschechien sogar Scharfschützen der Polizei eingesetzt wurden, versucht die Jägerschaft im Landkreis Verden die Schwarzkittel bei der Erntejagd ins Visier zu nehmen. Nicht immer sind sie dabei erfolgreich.
„Der Bestand der Wildschweine soll verringert werden, damit die Wahrscheinlichkeit kleiner wird, dass ein Wildschwein eine weggeworfene Wurstscheibe findet und sich damit anstecken kann“, erklärte der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Jürgen Luttmann, bei der Jagd in seinem Revier in Groß Heins. In einer Wurst mit kontaminiertem Schweinefleisch könne der ASP-Erreger bis sechs Monate gefährlich bleiben. „Die Übertragung von Wildschwein zu Wildschwein in der freien Natur wäre ein so langer Prozess, dass es Jahrzehnte dauern könnte bis die Seuche bei uns ankommt“, so Luttmann weiter. Deswegen helfe nur eins, den Bestand an Schwarzwild verringern, damit bloß keines dieser Tiere zufällig unsachgemäß entsorgen Reiseproviant von Touristen, Saisonarbeitern oder Lkw-Fahrern findet.
Handlungsbedarf bestehe weiterhin, zumal das Überangebot an Futter für die Sauen und das milde Klima schon zu zwei Würfen im Jahr führe und die Population sonst noch mehr wächst. Zu drastischen Mitteln wie in Tschechien oder dem Einsatz von Nachtsichtgeräten würde es wohl erst kommen, wenn hier die ASP eines Tages ausbrechen würde.
Die Erntejagd ist das Mittel der Wahl für die Dezimierung des Schwarzwilds. Die Tiere halten sich gerne in den Maisfeldern auf, weil das Nahrungsangebot so reichhaltig und zugleich die Deckung gut ist. Wenn dann der Maishäcksler seine Runden dreht, komme irgendwann der Moment, in dem die Wildschweinrotte das Feld fluchtartig verlässt. Dann hat der Jäger wenige Sekunden Zeit das Schwarzwild zu erwischen.
Dazu postieren Jäger am Feldrand auf erhöhter Stelle. „Ob Wildschweine in dem Maisschlag sind, wissen wir erst immer, wenn abgemäht wurde“, sagte Luttmann. Deswegen heißt es warten und immer parat sein. Aus Sicherheitsgründen nehmen an dieser Jagd nur wenige Jäger teil.
Meist sind es Pensionäre, die die Zeit haben, an den normalen Arbeitstagen, wenn der Mais gehäckselt wird, auf Erntejagd zu gehen. Je nach Größe des Schlages braucht der der Häcksler Stunden für seine Arbeit. Diesmal warteten die Jäger allerdings vergebens. Die Wildschweine hatten Glück, weil sie es sich wohl in einem anderen Maisfeld bequem gemacht haben. Nur ein paar Rehe und Kaninchen wurden aufgescheucht und ergriffen die Flucht.
„Letzten Sonntag haben wir aber drei Wildschweine bekommen“, sagte Luttmann. Die Jagd auf das Schwarzwild von einem Hochsitz aus, erfordere soll noch mehr Geduld, berichtet er. Bis zu 80 Ansitzstunden seien pro Wildschwein nötig.
Die Prämie des Landkreises von 31 Euro pro Wildschwein begreifen die Jäger mehr als eine Anerkennung für ihren Einsatz. „Daran verdienen wir nix, weil der Preisverfall durch das Überangebot an Wildschweinfleisch viel mehr ausmacht. Als Anerkennung begrüßen wir die Prämie aber. Die Gebühr für die Trichinenschau ist ja im Landkreis auch erhalten geblieben“, so Luttmann.
Bericht: Leeske