Fasan weiter im Sinkflug – Verdener Aller-Zeitung vom 13.09.2018

Vortrag Jägerschaft Verden: Dr. Egbert Strauß plädiert für den Erhalt des Niederwilds

Vortrag Jägerschaft Verden: Dr. Egbert Strauß plädiert für den Erhalt des Niederwilds - Foto: Luttmann

VERDEN – „Wo liegt der Hase im Pfeffer?“ Mit diesem und vielen weiteren passenden Wortspie­len begeisterte Referent Dr. Egbert Strauß seine Zuhörer in den Räumlichkeiten des Niedersach­senhofs. Der Vortragabend fand im Rahmen einer Veranstaltung der Jägerschaft Verden statt. Trotz Wortwitz kam aber der Ernst der Lage nicht zu kurz: Strauß sprach über den alarmie­rend kleinen Niederwildbestand und führte den Anwesenden vor Augen, wie wichtig deren Arbeit ist. Denn ohne diese würde der ohnehin schon kleine Bestand noch weiter zurückgehen. Eine Entwicklung, die es aufzuhalten gelte.

Zahlreich hatten sich die Jä­ger, Revierpächter, Landwirte und weitere Zuhörer im prall gefüllten Saal eingefunden. Überall waren bereits vor Be­ginn des Vortrags angeregte Gespräche zu hören. Auch Jürgen Luttmann, Vorsitzen­der der Jägerschaft Verden, und Hilmer Kruse, Landwirt­schaftsmeister und Kreisjä­germeister, waren vor Ort.

„Ich möchte die Wichtig­keit der Erhaltung des Nie­derwilds in Verden betonen. Umso mehr freue ich mich, dass dieser Vortrag auf ein so großes Interesse bei ihnen trifft“, wandte Jürgen Luttmann sein Wort an die Anwe­senden und dankte ihnen, dass sie so zahlreich erschie­nen waren. Er übergab das Wort an den Referenten des Abends, Dr. Egbert Strauß. Seit fast 30 Jahren befasst die­ser sich mit terrestrischer und aquatischer Wildtierforschung und ist somit ein wah­rer Fachmann, wenn es um Wildtiererfassung und -ma­nagement geht.

Zunächst machte der Refe­rent deutlich, dass es wichtig sei, die Artenvielfalt des Nie­derwildes in Deutschland zu erhalten: „Jagdverhältnisse befinden sich ständig im Wandel und frühere Verhält­nisse können nicht mit den heutigen verglichen wer­den.“ Umso wichtiger sei es, Methoden anzupassen, um positive Entwicklungen vo­ranzubringen und negativen entgegenzuwirken. Damit das gewährleistet werden kann, müsse besonders die Wildtiererfassung durch Jä­ger als hoheitliche Pflicht nach bestem Wissen erfol­gen. „Und da ist Verden mit einer Beteiligungsrate von 97 Prozent der Spitzenreiter in Deutschland, wenn nicht so­gar der Europas“, lobte er die Jäger.

Strauß Miene wurde aber schnell wieder ernst, als er auf den Rebhuhnbesatz in Verden zu sprechen kam. „Die Brutpaare, die wir jetzt pro Quadratmeter verzeich­nen, sind nichts im Vergleich zu früher“, erklärte er mithilfe eines Balkendiagramms. Er appellierte an die Zuhörer, freiwillig auf die Rebhuhnjagd zu verzichten, da die Rasse als Wildart nicht ver­nachlässigt werden dürfe. Denn, als ein Teil der deut­schen Kulturlandschaft dürfe auch die Lebensraumverbesserung und Prädatorenkontrolle, sprich die Jagd auf Fressfeinde, nicht vernachläs­sigt werden.

Der Fasan sei ebenfalls „wei­ter im Sinkflug“ mit immer weniger Hennen und Häh­nen. Auch die Jagdstrecke sei auf einem Rekordtief. Eine ähnlich negative Entwick­lung finde sich auch beim Ha­sen wieder. Die Gründe für diese Rückgänge der Bestän­de hätten viele Ursachen. Beim Fasan, Hasen und Reb­huhn seien es Beutegreifer, Lebensraum und Verkehr, beim Hasen insbesondere aber Krankheiten. Das Wetter spiele auch eine nicht zu ver­nachlässigende Rolle. Deswe­gen ist Referent Strauß auf­grund der besonderen Wet­terlage dieses Jahr gespannt auf die Ergebnisse im nächs­ten Jahr. Außerdem sei der hohe Jungtierverlust ein Fak­tor, dem durch die Schaffung weiterer Lebensräume und der Prädatorenbekämpfung entgegengewirkt werden müsse. Strauß brachte es mit „Nicht kleckern, sondern klotzen!“ auf den Punkt.

Er betonte abschließend, dass besonders in der Agrar­politik Druck gemacht wer­den müsse, um Lebensräume zu erhalten und zu verbes­sern. Es gebe andernorts viele positive Beispiele, an denen man sich orientieren kön­ne.  Ih

Originalbeitrag in der Verdener Aller-Zeitung