GROSS HEINS: Die Gefahr durch die Afrikanische Schweinepest für die heimische Landwirtschaft ist offensichtlich. Die Seuche, in Tschechien und vor kurzem in Belgien ausgebrochen, rückt immer näher. Deswegen fordert die Politik die Jägerschaft auf, den Bestand der Wildschweine drastisch zum 70 Prozent zu reduzieren. Das Schwarzwild gilt als Überträger der ASP. Mit einer so genannten Drückjagd kamen die Waidmänner der Kreisjägerschaft im Bereich Kirchlinteln der Verpflichtung nach.
Bei der sachkundigen Belehrung am frühen Morgen machte der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Jürgen Luttmann, noch einmal die Notwendigkeit der Bejagung deutlich. Dafür, so betonte er, gäbe es allerdings ganz klare Regeln: „Wir bejagen heute konsequent alles Schwarzwild, mit Ausnahme von Bachen, die Frischlinge unter 20 Kilogramm Gewicht führen“, sagte Luttmann. Zudem gab es eine Freigabe für Schalenwild und Beutegreifer.
Rund 100 Jäger machten sich in Luttmanns Revier, das er gemeinsam mit Heinrich Winkelmann führt, auf den Weg. Auch die benachbarten Reviere sollten durchkämmt werden. Auf einer Fläche von ungefähr 700 Hektar, verteilt auf Dutzenden erhöhten Ansitzen, warteten die Jäger auf das Wild. Die Anordnung hatte System, so sollte insbesondere in mehreren Linien dem aufgescheuchten Schwarzwild aufgelauert werden. Eine Rotte konnte so gleich von verschiedenen Schützen ins Visier genommen werden, da ein Jäger allein normalerweise nur ein oder zwei Tiere auf einmal erwischt.
Die Teilnehmer hatten zuvor extra auf dem Schießstand trainiert, gelte die Jagd auf Schwarzwild doch als sehr anspruchsvoll. Rund 20 Treiber waren dafür zuständig, das Wild in Richtung der Jäger zu treiben.
Nach dem Verteilen auf die Stände wurde vier Stunden lang gejagt. Niemand außer den Treibern durfte in dieser Zeit durchs Revier laufen. Aus Sicherheitsgründen hatten die Jäger das Gebiet mit Hinweisschildern gekennzeichnet. Zudem gab es die klare Anweisung an die Schützen, Fernschüsse zu unterlassen und auf sicheren Kugelfang zu achten.
Trotz des großen Aufwandes gelang es der Jagdgesellschaft lediglich in der Umgebung von Heins, zwei Stück Schwarzwild zur Strecke zu bringen. „Die Wildschweinrotten waren wahrscheinlich bei dem schönen Wetter schon längst in der Zwischenfrucht vom Ölrettich und Sent‘, vermutete Jäger und Landwirt Heinrich Luttmann. „Wenigstens konnte unser Gast, der Präsident der Landesjägerschaft Helmut Dammann-Tamke, ein einjähriges weibliches Wildschwein zur Strecke bringen“, sagte Jürgen Luttmann. Immerhin ein kleiner Erfolg. „Bei dem großen Nahrungsangebot sind die Tiere innerhalb von einem Jahr schon geschlechtsreif und erweitern den Bestand noch mehr. Außerdem werden bei der riesigen Eichelmast in diesem Jahr wohl fast alle Tiere über den Winter kommen und uns vor noch größere Herausforderungen in 2019 stellen“, sagte Dammann-Tamke, der sich mit der ganzen Familie an der Jagd beteiligte. „Die Drückjagd, wie sie vom Hegering in Verden durchgeführt wird, ist absolut vorbildlich und das effektivste Mittel zur Schwarzwildjagd. Der Bestand muss trotz der Unwirtschaftlichkeit für die Jäger weiter reduziert werden, um der ASP vorzubeugen“, so der Landesjägerpräsident. Aufwand und Ertrag stünden allerdings angesichts des Preisverfalls für Wildschweinfleisch in keinem Verhältnis. Teilweise gäbe es nur noch 50 Cent pro Kilo Wildschweingulasch.
Auch die Gesamtbilanz des Tages liest sich eher bescheiden: In der revierübergreifenden Drückjagd im Hegering Süd wurden auf der 4000-Hektar-Fläche zwischen der L171 und der Grenze zum Heidekreis insgesamt 14 Wildschweine erlegt. „Erfreulich war noch, dass wir einen Marderhund und einen Fuchs zur Strecke bringen konnten“, stellte Luttmann fest. Denn der Marderhund sei eine invasive Art, die aus Sibirien komme und, wie der Fuchs, die Bodenbrüter bedrohe. • lee