Verdener Aller-Zeitung vom 06.11.2018: Jagd gegen die Schweinepest

Druck auf das Schwarzwild / Großer Aufwand mit eher mäßigem Ertrag

GROSS HEINS: Die Gefahr durch die Afrikanische Schwei­nepest für die heimische Land­wirtschaft ist offensichtlich. Die Seuche, in Tschechien und vor kurzem in Belgien ausgebro­chen, rückt immer näher. Deswe­gen fordert die Politik die Jäger­schaft auf, den Bestand der Wildschweine drastisch zum 70 Prozent zu reduzieren. Das Schwarzwild gilt als Überträger der ASP. Mit einer so genannten Drückjagd kamen die Waidmänner der Kreisjägerschaft im Be­reich Kirchlinteln der Verpflich­tung nach.

Bei der sachkundigen Beleh­rung am frühen Morgen machte der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Jürgen Luttmann, noch einmal die Not­wendigkeit der Bejagung deutlich. Dafür, so betonte er, gäbe es allerdings ganz klare Regeln: „Wir bejagen heute konsequent alles Schwarz­wild, mit Ausnahme von Ba­chen, die Frischlinge unter 20 Kilogramm Gewicht führen“, sagte Luttmann. Zudem gab es eine Freigabe für Schalen­wild und Beutegreifer.

Rund 100 Jäger machten sich in Luttmanns Revier, das er gemeinsam mit Heinrich Winkelmann führt, auf den Weg. Auch die benachbarten Reviere sollten durchkämmt werden. Auf einer Fläche von ungefähr 700 Hektar, verteilt auf Dutzenden erhöhten An­sitzen, warteten die Jäger auf das Wild. Die Anordnung hat­te System, so sollte insbeson­dere in mehreren Linien dem aufgescheuchten Schwarz­wild aufgelauert werden. Eine Rotte konnte so gleich von verschiedenen Schützen ins Visier genommen wer­den, da ein Jäger allein nor­malerweise nur ein oder zwei Tiere auf einmal erwischt.

Die Teilnehmer hatten zuvor extra auf dem Schießstand trainiert, gelte die Jagd auf Schwarzwild doch als sehr anspruchsvoll. Rund 20 Trei­ber waren dafür zuständig, das Wild in Richtung der Jä­ger zu treiben.

Nach dem Verteilen auf die Stände wurde vier Stunden lang gejagt. Niemand außer den Treibern durfte in dieser Zeit durchs Revier laufen. Aus Sicherheitsgründen hatten die Jäger das Gebiet mit Hin­weisschildern gekennzeich­net. Zudem gab es die klare Anweisung an die Schützen, Fernschüsse zu unterlassen und auf sicheren Kugelfang zu achten.

Trotz des großen Aufwan­des gelang es der Jagdgesell­schaft lediglich in der Umge­bung von Heins, zwei Stück Schwarzwild zur Strecke zu bringen. „Die Wildschweinrotten waren wahrscheinlich bei dem schönen Wetter schon längst in der Zwischen­frucht vom Ölrettich und Sent‘, vermutete Jäger und Landwirt Heinrich Luttmann. „Wenigstens konnte unser Gast, der Präsident der Landesjägerschaft Helmut Dammann-Tamke, ein einjähriges weibliches Wildschwein zur Strecke bringen“, sagte Jür­gen Luttmann. Immerhin ein kleiner Erfolg. „Bei dem gro­ßen Nahrungsangebot sind die Tiere innerhalb von ei­nem Jahr schon geschlechts­reif und erweitern den Be­stand noch mehr. Außerdem werden bei der riesigen Ei­chelmast in diesem Jahr wohl fast alle Tiere über den Win­ter kommen und uns vor noch größere Herausforde­rungen in 2019 stellen“, sagte Dammann-Tamke, der sich mit der ganzen Familie an der Jagd beteiligte. „Die Drückjagd, wie sie vom Hege­ring in Verden durchgeführt wird, ist absolut vorbildlich und das effektivste Mittel zur Schwarzwildjagd. Der Be­stand muss trotz der Unwirt­schaftlichkeit für die Jäger weiter reduziert werden, um der ASP vorzubeugen“, so der Landesjägerpräsident. Auf­wand und Ertrag stünden al­lerdings angesichts des Preis­verfalls für Wildschweinfleisch in keinem Verhältnis. Teilweise gäbe es nur noch 50 Cent pro Kilo Wildschweingulasch.

Auch die Gesamtbilanz des Tages liest sich eher beschei­den: In der revierübergreifen­den Drückjagd im Hegering Süd wurden auf der 4000-Hektar-Fläche zwischen der L171 und der Grenze zum Heidekreis insgesamt 14 Wildschweine erlegt. „Erfreu­lich war noch, dass wir einen Marderhund und einen Fuchs zur Strecke bringen konn­ten“, stellte Luttmann fest. Denn der Marderhund sei eine invasive Art, die aus Sibi­rien komme und, wie der Fuchs, die Bodenbrüter be­drohe. • lee

Originalbericht in der Verdener Aller-Zeitung