VERDEN: Zahlreiche Naturschutzgebiete entstanden im Landkreis Verden, um einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten. Extensive Bewirtschaftung und das Anlegen artgerechter Biotope sollten dort helfen, die Population von bodenbrütenden Wiesenvögeln wie Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel und Brachvogel zu stabilisieren. Doch der Erfolg blieb aus, die Bruterfolge werden immer seltener.
Zwar haben Biotop und Witterung großen Einfluss, mittlerweile haben jedoch wissenschaftliche Untersuchungen mit Nestbeobachtungen in zahlreichen Projektgebieten gezeigt, dass viele erfolgreich angelegte Nester von Raubsäugern, so genannten Prädatoren, zerstört werden. Nachts sind Füchse, verschiedene Marderarten, Wanderratten sowie Neubürger wie Waschbär, Marderhund und das Mink auf Beutesuche. Die drei letztgenannten erobern Deutschland und nehmen auch im Landkreis Verden eine beängstigende Entwicklung. Damit erhöhte sich der Gesamtdruck auf Bodenbrüter massiv. Nicht nur Eier aus den Nestern, sondern auch die nicht flüggen Jungen der schutzbedürftigen Brutvögel werden gefressen.
„Wenn wir die heimische Artenvielfalt erhalten wollen, gibt es nur zwei Stellschrauben, die wir beeinflussen können: Lebensräume erhalten und verbessern sowie den Druck durch Fressfeinde reduzieren“, sagt der Vorsitzende der Verdener Jäger, Jürgen Luttmann. „Biotopverbesserungen werden seit vielen Jahren durch die Jägerschaft im Rahmen des Verdener Hegefonds durchgeführt, nun gilt es, den Beutegreiferdruck wirksam zu verringern“.
Die Jägerschaft hat in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises ein Prädationsmanagementprojekt entwickelt und finanzielle Mittel für die Umsetzung bei der Bingo-Umweltstiftung und beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz beantragt. „Unsere Argumente waren so überzeugend, dass wir jetzt über 130 000 Euro für die Durchführung des Projektes zur Verfügung gestellt bekommen,“ freut sich Luttmann. „Wir werden auf die Erfahrung anderer Wiesenbrüterschutzprojekte aufbauen, die allesamt neben Biotopverbesserungen Prädationsmanagement durchführen“, so Luttmann.
Die Prädatoren sollen mit von örtlichen Jägern gefangen werden. Diese Falle wird technisch so aufgerüstet, dass sie den Fang sofort an die Projektteams meldet. „Damit werden wir den Vorgaben des Tierschutzes gerecht, und die ständigen Kontrollgänge im sensiblen Naturschutzgebiet können vermieden werden.“ Das Aufbauen der Fallen übernehmen örtliche Jagdpächter. Danach gehen die Fallen in den Besitz der örtlichen Pächter über, die sich gleichzeitig verpflichten, dass sie die Fallen während der Jagdzeit waidgerecht betreiben. Die Bälge der erlegten Beutegreifer werden der „Fellwechsel GmbH“ des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zur Verwertung zur Verfügung gestellt. Die Auswirkungen des Prädationsmanagements auf die Entwicklung der bodenbrütenden Wiesenvögel werden weiter von der UNB dokumentiert. Ergebnisse werden veröffentlicht.