LANDKREIS • Über die Ausbreitung des Wolfes und die damit verbundenen möglichen Gefahren wird kontrovers diskutiert. Bei allen Konflikten bleibt das gemeinsame Interesse zu wissen, wo sich der Vierbeiner denn überhaupt aufhält. Rudel und Familien zu lokalisieren, dabei helfen die sogenannten Wolfsberater. Helmut Meyer aus Luttum und Wolfgang Mohr aus Quelkhorn sollen diesen Job im Landkreis Verden nachgehen. „Endlich Hilfe“, freut sich Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Jägerschaft Verden.
Der Druck, auf diesem Gebiet tätig zu werden, ist durchaus groß. Immer mehr Meldungen über vermutete Wolfsrisse, Wolfssichtungen, Wolfsspuren, Wolfsfotos erreichen Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Kreisjägerschaft. Kreisjägermeister Hilmer Kruse macht ähnliche Erfahrungen. Eine fachkundige Aufnahme habe in den vergangenen Monaten hingegen nur durch Wolfsberater aus den Nachbarlandkreisen erfolgen können. Eine für alle unbefriedigende Lösung, denn der fehlende Ansprechpartner vor Ort sei Ursache dafür, dass viele Betroffene ihre Beobachtungen gar nicht melden würden. „Dieses ist sehr bedauerlich, zumal die ehrenamtlichen Wolfsberater insbesondere bei Herdenschutzmaßnahmen vor Ort umgehend beratend tätig werden können“, so Jürgen Luttmann.
Wo ein Höchstmaß an Transparenz erforderlich ist, wo es Konflikte, insbesondere im Bereich der Weidetierhaltung, zu lösen gilt und sich Ängste in Bevölkerung breitmachen, sei Vertrauen besonders wichtig, so die Erfahrungen der Beteiligten. „Das können nur ortsansässige Berater aufbauen. Sie kennen das Landschaftsbild und die regionalen Besonderheiten des Landkreises Verden“, ergänzt Luttmann. Deshalb sei es höchste Zeit, dass fachkundige Nachfolger für Frank Fass und sein Team eingesetzt werden. Fass hatte sich im Mai aus der Beratung zurückgezogen.
Ein Schnellschuss sollte die Regelung der Nachfolge jedoch nicht werden. Nachdem Meyer und Mohr sich bereit erklärt hatten, den Job zu übernehmen, mussten sie zunächst die Schulbank drücken. „Seit Juni 2018 befinden wir uns in einer Ausbildung zum ehrenamtlichen Wolfsberater“, berichtet Meyer. Das Wolfsbüro Hannover leitet die fachliche Unterrichtung in Kooperation mit der Landesjägerschaft Niedersachsen. Ein abschließendes Seminar an der Tierärztlichen Hochschule Hannover fehlt beiden noch. „An uns liegt es nicht, aber da brauchen wir wohl noch etwas Geduld“, so Meyer. Not macht erfinderisch, und um die Lücke der Ansprechpartner für die Öffentlichkeit in Wolfsfragen endlich zu schließen, interessierten Bürgern und besorgten Nutztierhaltern kompetente Ansprechpartner zu bieten, berief der Vorstand der Kreisjägerschaft Meyer und Mohr als „Obleute für Wolfsfragen“.
Beide „Obleute“ stehen ab sofort zur Verfügung, machen Aufnahmen und Überprüfungen von Wolfssichtungen, gehen Hinweisen von Spuren sowie Wildtierrissen nach, um damit das NLKWN-Wolfsbüro bei der amtlichen Dokumentation zu unterstützen. Das Duo kooperiert bereits bestens miteinander. Mohr kümmert sich mehr um den Achimer Raum, Meyer um den Bereich Dörverden und Kirchlinteln, das Thedinghauser Gebiet wird gemeinsam beackert.
Meyer, bis zu seiner Pensionierung bei der Kriminalpolizei in Verden im Einsatz, kennt sich zudem mit dem notwendigen Equipment bestens aus. Dazu gehört auch ein Koffer, der die Utensilien zur Spurensammlung enthält. „Die Tatort-Sicherung ist durchaus aufwendig“, weiß Meyer. „Jedes Detail kann wichtig sein und wird dokumentiert. Außerdem nehmen wir Gipsabdrücke.“
Die Aufnahme von Nutztierrissen erfolgt zunächst weiter durch Wolfsberater der benachbarten Landkreise bis zur endgültigen Ernennung beider zukünftigen Wolfsberater durch das Niedersächsische Umweltministerium. Wer glaubt, einen Wolf gesehen zu haben oder Fragen dazu hat, kann die zukünftigen Wolfsberater jederzeit telefonisch informieren. Helmut Meyer, Luttum, ist unter Telefon 0173/4653650 erreichbar, Wolfgang Mohr, Quelkhorn, steht unter Telefon 0173/2489251 zur Verfügung. Beide Kontaktpersonen nehmen auch Meldungen von Nutztierrissen im Landkreis Verden vermittelnd entgegen. • mw