01.03.2019 VAZ: Sonderseite zum Kreisjägertag

Foto: Mross/DJV

Vorträge, Bericht und Schutzappell
Den Schutz der Wildbienen hat sich die Kreisjägerschaft zur Aufgabe gemacht. Foto: Köhler

Die Jägerschaft des Landkreises Verden lädt alle Mitglieder und Freunde für heute und morgen zum Kreisjägertag im Hotel Nie­dersachsenhof ein. Den Besuchern werden „viele interessante In­formationen zur Verfügung“ gestellt, wie Jürgen Luttmann in sei­nen Grußworten ankündigt. »Neben der Hegeschau haben wir ei­ne Ausstellung zum erfolgreich gestarteten Prädationsmanagement-Projekt vorbereitet, das einen wichtigen Baustein zu den vielfältigen Artenschutzaktivitäten der Jägerschaft darstellt“, so der Vorsitzende der Kreisjägerschaft. Auch die Initiati­ve zum Aufbau von großen Wildbienenhotels, gemeinsam mit Schulen und Kindergärten, werde präsentiert.

Im Rahmen dieser Aktion sollen an geeigneten öffentlichen Stellen 25 große Nisthilfen für Wildbienen aufgestellt werden – samt In­formationstafeln. ,,Wir wollen mit dieser Aktion auf die Notwendig­keit für den Insektenschutz hinweisen und ein attraktives Lernmittel anbieten, das viele junge Menschen aufklären und dazu motivieren kann, selbst aktiven Artenschutz zu betreiben, zum Beispiel im eigenen Garten“, sagt Jürgen Luttmann.

Das Rahmenprogramm des Kreisjägertags wird von den Sportfi­schern, dem Nabu und durch die Ausstellung eines Präparators ergänzt.

Heute startet bereits um 19 Uhr der Begrüßungsabend. „Da kön­nen die Ausstellungen besichtigt werden. Jäger sowie Gäste haben in geselliger Runde die Gelegenheit zum Informationsaustausch“, wie Jürgen Luttmann ankündigt. Tagsdrauf, am morgigen Sams­tag, findet die Jahreshauptversammlung und Hegeschau statt. Die Kreisjägerschaft empfängt dazu zahlreiche Ehrengäste. So wird zum Beispiel die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Bar­bara Otte-Kinast über „Neues zur Jagd in Niedersachsen“ informie­ren. Die genaue Tagesordnung der Versammlung ist dem Info-Kasten zu entnehmen.

Außerdem werden die „jagdlich relevanten Daten aller 150 Jagdbe­zirke des Landkreises bei der unteren Jagdbehörde zusammenge­führt und ausgewertet“, teilt der Kreisjägermeister Hilmer Kruse mit. Das Ergebnis diene einem Rückblick auf das endende Jagd­jahr. „Sie ermöglichen aber auch eine Beobachtung der Wildtier-population über Jahrzehnte. Zusammen mit dem Ergebnis der jährlichen Wildtierzählung ergeben sich hieraus konkrete Bejagungshandreichungen für alle Revierinhaber“, weiß Kruse.

Um das Thema weiter zu vertiefen, werde ein Vortrag über den Schutz der heimischen Tiere vor solchen invasiven Arten gehalten (siehe Artikel unten).

 
Schutz der heimischen Tiere
Stellen eine große Gefahr für die heimischen Tiere dar: Invasive gebietsfremde Arten wie der Marderhund, Waschbär (Foto) und Nutria. Foto: Köhler

Im Rahmen des diesjährigen Kreisjägertags steht auch der Schutz der heimischen Tiere vor invasiven Arten im Mittelpunkt. „Ein be­sonderes Augenmerk richtet sich in diesem Jahr auf die geradezu explodierende Nutriapopulation. Während vor vier Jahren ganze drei Exemplare im Kreis erlegt wurden, sind in diesem Jagdjahr be­reits 653 Stück zu verbuchen“, mahnt Kreisjägermeister Hilmer Kruse. Friedrich Köhler, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjä-gerschaft, ergänzt: „Der weltweit zunehmende Warenverkehr und das vielfältige Angebot an Fernreisen bieten zwar Annehmlichkei­ten, aber auch ernste Gefahren. Eine Vielzahl fremdländischer Tie­re, Pflanzen und Pilze begebe sich so ebenfalls auf Reisen. „Einige gelangen absichtlich aus kommerziellen Interessen oder als Haus­tiere zu uns, andere als blinde Passagiere. In manchen Fällen kön­nen sich die Neuankömmlinge etablieren, massenhaft vermehren und hier natürlich vorkommende Ökosysteme, Biotope oder Arten schädigen.“ In solchen Fällen spreche man von invasiven sowie ge­bietsfremden Arten.

„Sie gefährden weltweit und in immer größerem Umfang die bio­logische Vielfalt: Sie konkurrieren erfolgreich mit heimischen Arten um Nahrung und Lebensraum und/oder fressen diese. Zudem können invasive Arten neue Krankheitserreger und Parasiten ein­schleppen oder bestehende Seuchenzyklen verstärken“, so Köhler. Es bestehe also Handlungsbedarf für die effektive Prävention und Eindämmung.

Angesichts dieser Problematik haben Bundestag und Bundesrat ein Gesetz verabschiedet, das im September 2017 in Kraft getre­ten ist. Die neuen Vorschriften wurden im Bundesnaturschutzge­setz sowie durch eine Ergänzung im Bundesjagdgesetz aufgenom­men. „Hierin ist die gesetzliche Verpflichtung für die Revierinhaber enthalten, tierische Invasoren wie Marderhund, Waschbär, Nutria und andere, scharf zu bejagen, um deren Ausbreitung zu unter­binden“, so Hilmer Kruse. Dieses Engagement sei notwendig, um Arten wie Kiebitz, Feldlerche, Großen Brachvogel oder die Fluss-muschelbestände zu stützen.

„Für unsere Region sind ganz besonders die in der aktuellen EU-Liste aufgenommenen invasiven Arten Waschbär, Marderhund und Nutria zu nennen. Waschbären und Marderhunde sind Alles­fresser. Zu ihrem Speiseplan gehören beispielsweise Insekten, Würmer, Schnecken, Käfer, Fische, Frösche, Kröten, Junghasen, aber auch Beeren, Obst und Nüsse“, erklärt Köhler. Und weiter: „Nutria ernähren sich fast ausschließlich vegetarisch. Gelegentlich ernähren sie sich auch von Schnecken, Würmern und Süßwasser-muscheln. Sie leben in Schilfnestern oder graben sich tiefe Erd­höhlen in Uferböschungen.“ Dabei beschädige die Art massiv Deichanlagen und gefährde den Hochwasserschutz. „Vor nur fünf Jahren waren diese invasiven Neubürger im Landkreis Verden praktisch nicht vorhanden. In diesem Jagdjahr wurden hingegen Rekordstrecken verzeichnet“, mahnt Köhler.

Insbesondere die Fallenjagd habe sich auf dämmerungs- und nachtaktive Tiere wie Waschbär und Marderhund, aber auch auf Nutria hervorragend bewährt. Dabei kommen grundsätzlich nur gesetzeskonforme Fanggeräte zum Einsatz. Die Jägerschaft Verden geht noch einen Schritt weiter. Im Rahmen ihrer Hegefondsprojekte fördert sie tierschutzoptimierte Lebendfangsysteme und unter­stützt ihre Mitglieder über deren sachgerechte Anwendung. Denn der Umgang mit invasiven Arten erfordert in besonderem Maße ein abgestimmtes Vorgehen.