Bericht und Fotos: Harald Röttjer
Verden – „Wir reden zwar über den Erhalt der Artenvielfalt der Wildtierarten, aber tatsächlich ordnen wir unser Tun einer Art unter, die aus eigener Kraft mit mehr als 30 Prozent von Jahr zu Jahr wächst.“ Auf diesen Umstand wies der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Jürgen Luttmann, bei der Versammlung im Verlauf des Krelsjägertags Im Hotel Niedersachsenhof in Verden hin.
Auf diese Folgen der aktuellen Wolfspolitik sei vonseiten der Jägerschaft bereits frühzeitig hingewiesen worden, so Luttmann. Diese Entwicklung habe sich beim Beutespektrum und der Populationsentwicklung schneller als befürchtet entwickelt. Diese unregulierte Ausbreitung führe dazu, dass immer mehr extensiv wirtschaftende Viehhalter die Weidetierhaltung einstellen. In der Folge würden viele wertvolle Flächen der offenen Kulturlandschaft der intensiven Nutzung zugeführt oder verbuschen.
Es könne doch keine Lösung sein, die intensiv genutzte Kulturlandschaft weiter mit festungsähnlichen Zäunen zu zerschneiden, nur um damit eine Weidetierhaltung zu ermöglichen. Wenn man sich die Entwicklung der Wolfsterritorien in Niedersachsen nach Monitoringjahren anschaue, sei eine Zunahme von fast 60 Prozent zu erkennen. Diese komme nicht nur aus dem lokalen Zuwachs, sondern sei durch weiter zuwandernde Wölfe aus den Osten zu erklären.
Schließlich habe laut eigener Aussage nicht nur Luttmann den Eindruck, dass die zuständigen Stellen auch kein Interesse an der vollständigen Erfassung der Nutztierrisse hätten, um das wirkliche Ausmaß zu verschleiern. „Es muss daher hinterfragt werden, ob angesichts der Entwicklung der Wolf wirklich so stark gefährdet ist, dass er europaweit den höchstmöglichen Schutzstatus benötigt“, mahnte Luttmann. Als Vorsitzender eines anerkannten Naturschutzverbandes sehe er es als seine Pflicht an, auf die unterschiedliche Behandlung gefährdeter Arten hinzuweisen.
Zu dem hoch emotionalen Thema äußerte sich anschließend auch die Niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast die als Gastrednerin der Versammlung in Verden beiwohnte. Sie sprach sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwar gegen eine Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht aus, aber eine Lösung müsse schnell her. Sie verwies auf die Koalitionsvereinbarung, in der festgeschrieben worden sei, dass nach der Feststellung des günstigen Erhaltungszustandes der Wolf in das Jagdrecht überführt werde.
Außerdem erläuterte die Ministerin die Schaffung der gesetzlichen Grundlage, bei Ausbruch der afrikanischen Schweinepest schnell mit Abweichungen vom geltenden Jagdrecht zu reagieren. Eine Änderung habe es auch bei der Jagd auf Nutria gegeben, die als eine bedrohliche Gefährdung der Deiche und Uferbereiche gesehen werde. Im Gebiet der Jägerschaft Verden sei diese Wildart innerhalb von fünf Jahren von Null auf aktuell 650 Tiere gestiegen. rö