Als Nutz- und Pelztiere sind die Nager von Südamerika nach Europa gekommen. Mittlerweile werden sie offiziell zu den invasiven Tierarten gezählt und breiten sich aus. Nutrias sind so aktiv an den Deichen, dass der Mittelweserverband um die Sicherheit der Wälle gegen Hochwasser fürchtet.
Landkreis – „Die bis zu 16 Kilogramm schweren Nager graben große und lange Gänge und Höhlen in die Flussufer und Gewässerböschungen und verursachen damit weit größere Schäden als die heimischen Bisamratten, Kaninchen, Füchse oder andere Wühltiere“, berichtet Peter Neumann, Geschäftsführer des Mittelweserverbandes, in einer Pressemitteilung. Nutrias sind bis zu 65 Zentimeter lang, mit Schwanz sogar bis zu 100 Zentimeter.
Der Mittelweserverband sei zur Unterhaltung von 775 Gewässerkilometern in den Landkreisen Diepholz, Verden und Nienburg verpflichtet. Damit hat er die Verantwortung für 52 Kilometer Deich und dessen Stabilität. „Die Nutrias erreichen das Verbandsgebiet überwiegend über die Weser und gelangen im Landkreis Verden so in die Hauptvorfluter wie Eiter, Landwehr und Emte, über die sie sich auch in kleinere Gewässer verbreiten“, berichtet Neumann.
Wenn die Nutrias im Erdreich wühlen und ihre Bauten anlegen, bringen sie Ufer und Böschungen zum Absacken und sogar zum Einstürzen, beklagt der Verbandsvertreter. Bei anderen Unterhaltungsverbänden sei es bereits zu schweren Unfällen mit Personenschaden gekommen, als Mähgeräte unvermutet mit den Rädern einsackten und die Fahrzeuge samt Fahrzeugführer über die Böschung ins Gewässer stürzten. Die Nutria-Gänge reichen bis zu 15 Meter in die an Gewässer grenzenden Ländereien hinein. Da das oft Äcker oder Weiden sind, seien Landwirte mit ihren Fahrzeugen ebenfalls einem hohen Risiko ausgesetzt.
Aber nicht nur die Böschungen kleinerer Gewässer unterhöhlen die Nager, sondern auch die für den Hochwasserschutz unerlässlichen Deiche. Das Weserwasser kann bei hohen Pegelständen in Nutriagänge eindringen und den Deich weit unterspülen, sodass er brechen kann. Deshalb müsse alles getan werden, das zu verhindern.
Bislang seien an den Deichen des Mittelweserverbandes keine sichtbaren Schäden aufgetreten. Allerdings wurden an Strecken, an die außen- oder binnendeichs Gewässerbiotope, Teiche oder Tümpel angrenzen, bereits größere Vorkommen festgestellt. Dazu gehörten im Kreis Verden vor allem Bereiche in Schlieme, Ahsen-Oetzen, Ritzenbergen und Amedorf.
Wegen ihres rasanten Vermehrungstempos steige die Gefahr durch Nutrias jedoch außerordentlich. Die Nager seien nach nur einem halben Jahr geschlechtsreif und bekommen pro Paar dreimal im Jahr bis zu zehn Junge. Natürliche Feinde haben sie nicht. Deshalb müsse ihre Zahl zur Sicherung der Deiche und Gewässerböschungen durch eine intensive Bejagung begrenzt werden. Diese Aufgabe komme der Jägerschaft zu.
Der Mittelweserverband unterstützt, wie andere Unterhaltungsverbände, die Bemühungen der Jäger durch die Bereitstellung von Lebendfallen und eine freiwillige Schwanzprämie von sechs Euro pro Tier. Die Kosten für das Gemeinwohl, aber auch die Gefahr für Leib und Leben durch Nutriaschäden seien aber riesengroß, warnt Neumann.