Fischerhude – Der Minister hörte interessiert zu. Doch bevor Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Verden, den niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies zu einem Informationstreffen am Freitagnachmittag begrüßen konnte, war zunächst warten angesagt. Der Minister lächelte seine Verspätung zum Treffen mit Landrat Peter Bohlmann, Bürgermeister Horst Hofmann, den Landtagsabgeordneten Axel Miesner und Dörte Liebetruth sowie weiteren Vertretern der Kreisjägerschaft weg und begrüßte jeden einzelnen im Cafe Lindenlaub mit Handschlag.
Jürgen Luttmann stellte in einem gut vorbereiteten Vortrag die Kreisjägerschaft in Zahlen kurz vor und informierte über die Arbeit der Kreisjägerschaft. Neben der Hege und Pflege des Natur- und Tierstandes richten die Jäger die Waldjugendspiele aus, „bei denen an mehreren Tagen 1200 Kinder teilnehmen“, so Jürgen Luttmann. „Zu den Waldjugendspielen in zwei Wochen haben sich wieder 1 260 Kinder angemeldet“, erklärte Luttmann. „In den mehr als zehn Jahren, in denen wir die Waldjugendspiele als Jägerschaft organisieren, nahmen mehr 17000 Kinder daran teil.“
Der Kreisverdener Jägerchef lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis. „In vielen Dingen sind wir uns einig“, betonte Jürgen Luttmann. Er berichtete dem Minister vom Anlegen von Biotopen im Kreisgebiet. „Das 50. Feuchtbiotop ist bereits in Planung“, so Luftmann. „Der Landkreis ist einer der Landkreise, der die meisten Blühstreifen ansät.“ Luttmann schob nach: „Wir kooperieren mit Vereinen und Verbänden wie den Verdener Sportfischern, wir pflanzen heimische Büsche, Gehölze und Obstwiesen an, stellen die roten Kreuze an Straßenrändern zur Wildunfallverhütung auf und haben 35 Wildbienenhotels gebaut.“
Schließlich lenkte Luttmann das Thema auf das flächendeckende, kreisweite Prädationsmanagement, eine Bejagung von tierischen Gästen, die seit geraumer Zeit den Landkreis entdeckt haben, wie der Marderhund, Waschbären oder Nutrias, denen die Jägerschaft mit Lebendfallen zu Leibe rückt. Doch die Fallen kosten. „Wir brauchen Geld, um unsere Aufgaben zu erfüllen“, so Luttmann. Weil Nutrias am Wasser leben und speziell die Deiche aushöhlen, fördert der Landkreis die Nutriajagd mit 7500 Euro „im Rahmen des Deichschutzes, weil der Landkreis mit Aller, Weser und Wümme viele Flusskilometer hat“, unterstrich Landrat Peter Bohlmann.
Luttmann fragte zum Schluss seines Vortrages: „Ist es richtig, so viel Geld aus dem Artenschutzbudget in eine Art zu investieren, die jedes Jahr aus eigener Kraft um 30 Prozent wächst?“ Ohne die Art zu nennen, wussten alle, wer gemeint war: der Wolf. Auch der Wolf ist längst im Landkreis angekommen. Zur
Wolfsdiskussion äußerte sich der Minister sehr verhalten, ohne konkret zu werden. „Wir sollten das Thema mit Vernunft angehen“, meinte Luttmann. Lies bekräftigte: „Etwas mehr Vernunft in der Diskussion um den Wolf wäre gut. Erst ist es die Nutria, dann der Wolf und in den kommenden Monaten eine andere Rasse. Und zwar der Biber. Wir brauchen vernünftige Vorgehensweisen.“
Nach dem Vortrag zeigte die Jägerschaft den Minister diverse Maßnahmen im Revier Fischerhude und Quelkhorn vor Ort. woe