Verden – Von Harald Röttjer . „Die Zeiten, als Hermann Löns über die Heide zog und sein Wildbret erlegte, wie es ihm gefiel, sind vorbei – Andere mögen davon träumen, unsere Welt in diesen Zustand zurückentwickeln zu können, dafür sind wir Jäger jedoch zu realistisch“, bemerkte der Vorsitzende der Jägerschaft des Landkreises, Jürgen Luttmann, beim Kreisjägertag und betonte: „Viele von uns stört aber eine überregionale Entwicklung, die in den vergangenen Jahren immer weiter um sich greift.“
Luttmann betonte einleitend, dass es für die Jäger selbstverständlich sei, dass sie aufgrund der Veränderungen der Kulturlandschaft ihre Art zu jagen grundlegend ändern mussten. Und die Jägerschaft freue sich auch über die Auswirkung ihrer ehrenamtlich betriebenen Maßnahmen zum Arten- und Naturschutz in ihren Revieren. Aber die zunehmende Entwicklung von der freiwilligen Übernahme von gesellschaftlichen Aufgaben bis hin zu der Verpflichtung, diese zu erfüllen, sei schon befremdlich.
Bei den vielen Gesprächen mit den Jägern habe er auch einen Einblick in deren aktuelles Seelenleben gewonnen und Probleme erkennen müssen, so Luttmann. So sei es für sie schon gewöhnungsbedürftig, dass die ansteigende Entsorgung des Unfallwildes ganz selbstverständlich mal eben so nebenbei von ihnen erledigt würde. Auch entwickle sich die konsequente Einregulierung der Schalenwildbestände und vor allem des Schwarzwildes zu einer mehr und mehr zeitraubenden Tätigkeit. Noch deutlicher werde die Tendenz bei der Seuchenprävention, bei der der Gesetzgeber den Jägern verbindlich einige Aufgaben übertragen habe.
Dass hier wie selbstverständlich noch mehr von den Jägern erwartet werde, sei eine bemerkenswerte Entwicklung, bemerkte der Vorsitzende. Auf völliges Unverständnis stoße aber nicht nur bei ihm, dass den Jägern die Verantwortung für die Bestandsregulierung der Nutria übertragen worden sei.
Luttmann betonte, dass es richtig sei, dass dieses Säugetier ins Jagdrecht übernommen worden sei, um der Regulierung mit tierschutzkonformen Methoden gerecht zu werden. Auch dass die Jagdausübungsberechtigten in ihren Revieren selbst vorzunehmen hätten, und wenn sie das nicht selbst wollten oder könnten, von anderen Jägern erfolge, sei richtig. Dass die Revierverantwortlichen dann aber für die Kosten aufzukommen hätten, sei nicht richtig. Von der zuständigen Ministerin liege die Zusage vor, dass das im Landkreis Verden nicht verlangt werde.
Zur Sprache kam in seinem Bericht auch das Problem Wolf. Während Jagdgegner davon träumten, dass sich in der Kulturlandschaft alles von selbst regele, und sie der Jägerschaft unterstellten, dass wir mit dem Wolf einen Jagdkonkurenten erledigen wollten, bitte der zuständige Minister schon um Unterstützung. Inzwischen habe sich einiges in die richtige Richtung entwickelt. Die wichtigen gesetzliche Grundlagen, die deutlich die Handschrift von Minister Lies trügen, seien ein erster Schritt in eine praktikable Wolfsregulierung.
Er selbst habe die Hoffnung nicht aufgegeben, so Luttmann, dass immer mehr wirkliche Naturschützer verstehen würden, dass eine unregulierte Entwicklung der Wolfspopulation und eine Ausweitung der Tierhaltung auf Weiden genau so wenig zusammenpasse, wie der Protest gegen die Windkraftanlagen bei gleichzeitiger Forderung nach dem Ausbau regenerativer Energien. Die umweltpolitischen Herausforderungen der Zeit seien nur auf fachlicher Basis zu lösen.
„Gemeinsam mit den Landwirten müssen wir einen Weg zum Erhalt der heimischen Artenvielfalt finden, bei gleichzeitiger effektiver aber auch nachhaltiger Nutzung unserer Ressourcen, um eine ständig wachsende Weltbevölkerung auch ernähren zu können“, betonte Luttmann abschließend. Die nachhaltige Jagd in der Kulturlandschaft sei dabei ein unverzichtbares Regulativ. Es sollte aber jedem zu denken geben, dass ein Punkt erreicht worden sei, an dem die Jäger der Gemeinschaft diese Unterstützung nur noch anonym anbieten könnten.