Alle Frühjahrsprüfungen abgesagt, was nun?

Das Jahr 2020 wird in der 120jährigen Geschichte des Jagdgebrauchshundeverbandes nicht als normales Jahr in die Chronik eingehen. Niemand hätte es für möglich gehalten, dass sich ein Virus  auf der ganzen Welt ausbreitet und massive Einschnitte ins normale Leben nach sich ziehen würde.

Das Präsidium des JHGV hat eine schwere Entscheidung in Abstimmung mit den Vereinen getroffen und erstmals wurden ab Ende März alle Frühjahrsprüfungen abgesagt. Nur ganz wenige Vereine hatten bis dahin eine Jugendsuche ausgerichtet. Es ist eine Ersatzjugendprüfung, die sogenannte „Spurarbeit Corona 2020“, in Arbeit und die neue Prüfungsordnung ist zur Abstimmung in die Vereine geschickt worden. Diese Sonderprüfung soll nach der Brut und Setzzeit in Kraft treten. Infos dazu folgen in einem gesonderten Bericht

Nach dem Motto „nach den abgesagten Frühjahrsprüfungen ist vor den Herbstprüfungen“ möchten wir ein paar Anregungen geben, wie trotzdem die Hunde auf die weiteren Aufgaben eingestellt werden können. Sicherlich erscheinen viele Ideen als nicht normal….aber was ist in diesem Jahr 2020 schon normal.

Schwerpunkte sind Apport, Schweißarbeit, Standruhe und Gehorsam.

Bei den Übungen im Apport wird immer mit mehreren Hunden gearbeitet, damit gleichzeitig Ruhe, Konzentration und Standruhe geübt werden. Ein Hund arbeitet und die anderen sitzen dabei. Die beiden Youngster sitzen dabei auf einem Eimer, um sich noch mehr zu konzentrieren und sich auf die anstehenden Arbeiten zu fokussieren.

Die beiden Youngster auf den Eimern sitzend und die VGP-geprüften Damen als Sparringspartner fungierend.

Wichtig bei den Apport Übungen ist die Ruhe und der immer gleiche Ablauf. Der Hund wird in Grundposition gebracht und erst wenn er sich auf die Arbeiten eingestellt hat, dann darf er arbeiten.Erst wird ein Apportel ausgelegt, dann zwei und dann drei und und…..Es soll keine Eintönigkeit aufkommen, denn mal holt ein Hund alle Apportel nacheinander, oder im Wechsel die anderen Hunde. So bleibt die Spannung bei allen Hunden aufgebaut. Um noch mehr Abwechslung in die Apportarbeit zu bringen, werden viele verschiedene Apportgegenstände (Gewicht und Beschaffenheit) verwendet. Es ist erstaunlich, dass jeder Hund „sein“ Lieblingsapportel hat. Es werden auch Ablenkungen in den Trainingsablauf integriert. Auf dem Rückweg bekommt der Hund in verschiedenen Entfernungen Apportel in den Weg geworfen. Er muss mit dem zuerst aufgenommenem Apportel  zum Führer kommen und wird dann erst zu dem geworfenem Gegenstand geschickt.  Dem Ideenreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt. Alles was dazu beiträgt, einen sicheren Apportierer zu erziehen ist gut!

Bei so vielen unterschiedlichen Apport Gegenständen kommt keine Eintönigkeit auf.

In der Schweißarbeit ist Ruhe und Konzentration ebenfalls von größter Wichtigkeit. Hier wird sehr kleinschrittig vorgegangen. Der Hund soll im ruhigen Tempo mit tiefer Nase die Schweißfährte ausarbeiten. Im Idealfall hört man die Nasenaktivität.

Anschusstraining, dann Anschusstraining mit kurzen Fährtenabgängen, Verlängerung der Fährten, Einbau von vielen Hindernissen und Ablenkungen (Lernfixierung durch Konflikte) und dann Verringerung von Schweißmenge, Verringerung von Belohnungsbröckchen, Verlängerung der Stehzeit der Fährten. Wer ein Schweißseminar bei Uwe Heiß besucht hat, der weiß wovon die Rede ist. Schweißarbeit ist Fleißarbeit, aber es lohnt sich!

Hund konzentriert sich vollkommen auf seine Aufgaben und wartet auf das Kommando. Danach wird intensiv der Anschuss abgesucht. Fährtenverlauf wird gut sichtbar für den Hundeführer ausgezeichnet.

Im Verlauf des Trainings werden die Fährten verlängert, rechte Winkel gelegt und Konflikte, Ablenkungen und Verleitungen in und an die Fährte eingebaut.

Ein Gespenst im Wald? Manche Hunde stocken bei diesem sich im Wind bewegenden Fremden.  Der Foxterrier geht unbeirrt am Gespenst vorbei und arbeitet mit tiefer Nase sicher die Fährte weiter.

Auch das über die Fährte aufgehängte Flatterband kann für manchen Hund ein unüberwindbares Hindernis sein. Hier aber kein Problem. Die GS Hündin arbeitet mit tiefer Nase an das Flatterband heran……..

um dann ganz unbeeindruckt dem Fährtenverlauf unter dem Flatterband zu folgen. Es können Schleppen mit verschiedenen Wildarten über die Fährten gezogen werden. Natürlich muss genau markiert sein, wo die Schleppen die Fährte kreuzen,um genau die Reaktion des Hundes zu sehen. Sich auf die Fährten stellen oder setzen, damit der jeweilige Hund durch bzw. über die Beine arbeiten muss, ist auch eine große Herausforderung für den arbeitenden Hund . Natürliche Hindernisse, wie umgekippte Bäume, Gräben oder Wälle, werden in den Schweißfährtenverlauf mit einbezogen. Im fortgeschrittenem Ausbildungsstand kann man sich auch mit Hund an die Fährte des arbeitenden Hundes stellen. Auch hier sind dem Ideenreichtum keine Grenzen gesetzt.

Es macht Spaß mit dem Hund aktiv zu sein und die Trainingsfortschritte zu sehen. Sicher gibt es bei allen Arbeiten auch mal Rückschläge. Davon sich aber nicht unterkriegen lassen, einfach wieder ein paar Schritte zurück im Trainingstempo. Bei allen Trainingseinheiten ist es wichtig, dass alles kleinschrittig erarbeitet wird. Nutzen Sie/ihr die freie Zeit und arbeitet mit dem Hund, der ein verlässlicher Jagdbegleiter werden soll..

Viel Spaß und Erfolg bei der Ausbildung des Vierläufers, egal welche Rasse und für welche Aufgabe/Prüfung.

Waidmannsheil

M. Lüers und R. Wehe

Fotos: M.Lüers/R.Wehe