VON ANDREAS BECKER
Landkreis Verden. Die Jägerschaft des Landkreises Verden plant, ihre Hegeprojekte auszuweiten. Der Verein hat beim Landkreis beantragt, ein Blühstreifenprogramm „Frühjahrsblüte“ aus dem Hegefonds fördern zu können. Zurzeit entwickelt die Jägerschaft gemeinsam mit dem Eisseler Imker Heinrich Kersten eine Ergänzung zu dem bestehenden Blühstreifenprogramm. Das Thema kommt in der nächsten Sitzung des Fachausschusses für Umwelt, Natur und Landwirtschaft auf die Tagesordnung. Das Gremium tagt am Donnerstag, 4. Juni, 17 Uhr, im Kreistagssaal des Kreishauses.
Die „Frühjahrsblüte“ soll den in der Feldflur lebenden Tieren von Herbst bis in den Sommer Nahrung und Deckung bieten und im Frühjahr nicht bearbeitet werden, um Brut und Aufzucht der Jungtiere nicht zu gefährden. Sie soll den Honigbienen und anderen Insekten bereits im zeitigen Frühjahr Nahrung bieten, um die zurückgehende Rapsbestände zu ergänzen.
Die Basis des Saatgutes besteht aus winterharten Frühblühern, die durch weitere Blühpflanzen ergänzt werden, um eine ausreichende Deckung schon im ersten Winter und eine Blühfolge von April bis in den September zu erreichen. Bei gleicher Eignung werden standortgerechte, einheimische Blühpflanzen bevorzugt eingesetzt, wenn das wirtschaftlich vertretbar ist.
Die Programme zur Förderung von Arten-und Naturschutzmaßnahmen durch die Jägerschaft des Landkreises Verden werden im Rahmen der bestehenden Haushaltsmittel um folgende Fördervarianten erweitert: Das Blühstreifenprogramm wird um die Variante „Frühjahrsblüte“ ergänzt. Gefördert wird in dieser Ergänzung zum Blühstreifenprogramm die Anlage von winterharten Frühblühern, die durch weitere Blühpflanzen ergänzt werden.
Das Saatgut muss bis Ende August ausgesät werden und der Blühstreifen darf erst im Oktober des nächsten Jahres (einjährig) oder des übernächsten Jahres (zweijährig) wieder umgebrochen werden. Der Landwirt beziehungsweise die Landwirtin bekommt das Saatgut von der Jägerschaft kostenfrei gestellt und erhält eine Flächenprämie von 650 Euro pro Hektar im ersten und 800 Euro pro Hektar im zweiten Jahr.
Bienenfreund Heinrich Kersten hat vor Jahren die sogenannte Imkermischung entwickelt – eine Saatmischung, die besonders Bienen und Hummeln zugute kommt. Die „Frühjahrsblüte“ ist sein neuestes Projekt. Hintergrund ist, dass sich laut Kersten landesweit die Anbaufläche von Rapspflanzen von 132 000 Hektar (2013) auf 72 000 Hektar im vergangenen Jahr fast halbiert hat. Das sei für Bienen fatal, denn Raps sei eine „perfekte Frühjahrs-Startertracht“ für Insekten. Die „Frühjahrsblüte“ wurde bereits Ende August 2019 ausgesät und hat zur Rapsblüte 2020 den Insekten bereits Nahrung geboten. Die Felder bleiben dann bis Ende Juli/August unangetastet und sollen neben Nektar und Pollen für Insekten auch den Wildtieren Nahrung und Deckung bieten.