27.02.2021 VAZ: Viele Vogelarten zurückgekehrt

Monitoring in Fischerhuder Wümmeniederung liefert erfreuliche Ergebnisse

Vogel-Rastplatz im Anstaubereich der Wümmeniederung. Im Winter sind manche der Zugvogelarten in vierstelligen Zahlen vertreten. Foto: Arkenau

Fischerhude – Die Fischerhuder Wümmeniederung ist von jeher ein bedeutender Brut- und Rastplatz besonders von Wasservögeln. Des­halb wurde bereits 1983 eine 1710 Hektar große Fläche zum EU-Vogel­schutzgebiet gemeldet. Auf 744 Hektar davon entstand 1992 das von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Verden (UNB) be­treute GR-Projekt „Fischerhuder Wümmeniederung“ (GR steht für ge­samtstaatlich repräsentative Bedeutung). Es wurde 2006 als Natur­schutzgebiet (NSG) ausgewiesen und ist seitdem durch weiträumig of­fenes und extensiv genutztes Grünland geprägt. Der Landkreis ist auch gleichzeitig Eigentümer der Flächen. Das geht aus einer Mittei­lung der Jägerschaft des Landkreises hervor.

Seit Anfang der 1990er-Jahre wird dort ein regelmäßiges Brutvogelmo-nitoring betrieben, in etwa jedem zehnten Jahr auch durch die Staatli­che Vogelschutzwarte für das gesamte Vogelschutzgebiet, schreibt der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Jürgen Luttmann. Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Aufwand gelohnt hat: Viele Vogelarten wie Tüpfelralle, Wasserralle, Kranich, Brau-, Blaukehlchen, Schilfrohrsänger, Wiesenschafstelze, Eisvogel oder Enten- und Gänse­arten wie Löffelente, Schnatter- und Krickente sowie Brandgans haben ihren Bestand vergrößert oder sind in die Wümmeniederung zurückgekehrt. Daneben sind Fisch- und Seeadler als regelmäßige Gäste wieder anzutreffen. In der renaturierten Wümme sind Biber, Fischotter, Meerforelle, Neunaugen und sogar der Lachs wieder heimisch.

Im Winter während der Rastzeiten sind manche der Zugvogelarten in vierstelligen Zahlen vertreten. Probleme gibt es allerdings nach wie vor bei Kiebitz, Uferschnepfe und Brachvogel, bei denen der dramati­sche Rückgang bundesweit festzustellen ist.

Ein Schlüssel für den Erfolg ist der Kreisjägerschaft das auf den Wie­senflächen vorgenommene Wassermanagement. „Die Konzentration von Wasservögeln und Limikolen in den vom Jagdpächter betriebenen Anstaubereichen im nördlichen ,Nassen Dreieck‘ und westlich des Al­ten Fastenwegs zeigte wieder die äußerst positive Auswirkung dieser Maßnahme. Die Anstaumaßnahmen müssen unbedingt fortgeführt werden“, geht aus einer aktuellen Expertise hervor.

Kontrollieren ein reaktiviertes Stauwerk: Siegfried Miesner und Jürgen Luttmann (r.). Foto: Köhler

Das Wassermanagement wird seit 16 Jahren durch den Pächter der Ei­genjagd des Landreises Verden, Siegfried Miesner, ehrenamtlich und leidenschaftlich betrieben. In diesen Bereichen hat der in Fischerhude aufgewachsene Jäger schon direkt nach der Unter-Schutzstellung des Naturschutzgebietes damit begonnen, die alten Staueinrichtungen für das Überfluten der Wiesen nach und nach wieder in Betrieb zu nehmen. Der erfahrene Pooljäger wusste genau, was zu tun ist, damit die richtigen Gebiete überflutet werden. Die Maßnahmen erfolgen in enger Absprache mit dem Wasserverband, mit Thomas Arkenau von der UNB und den Landwirten, die die Wiesen extensiv bewirtschaften. Arkenau ist froh darüber, dass diese Aufgabe von Siegfried Miesner übernommen wird.

So muss die UNB nur hin und wieder Miesner unterstützend mit Ma­schinen zur Seite springen, wenn mal wieder beispielsweise ein alter Zuwässerungsgraben geöffnet werden muss. Vielfach erledigen diese maschinellen Arbeiten mittlerweile auch der Wasserverband oder en­gagierte Landwirte, die sich ebenso an der zurückgekehrten Vogelwelt erfreuen. Das Bewässerungssystem ist jetzt wieder so weit hergestellt, dass der Jäger jedes Jahr Anfang Oktober damit beginnt, die ausge­wählten Flächen unter Wasser zu setzen und nach der Hauptbrutzeit im Frühsommer das Wasser wieder ablässt. Danach können die Land­wirte die Flächen noch extensiv bewirtschaften und damit die weiträu­mige offene Wiesenlandschaft erhalten.

Zusätzlich zur Bestandserfassung gab es Beobachtungen zum Brut-und Aufzuchterfolg bei Kiebitz und Großem Brachvogel. Die festge­stellten Verluste für Gelege und Jungenaufzucht sind besorgniserregend: „Als Ursache für die Verluste wird überwiegend Prädation angenommen.“ Darum setzt man seit einem Jahr auf das Prädationsmanagement-Projekt der Jägerschaft, das in 20 Revieren flächendeckend, sowohl im Naturschutzgebiet als auch in den darum liegenden Bereichen des gesamten Vogelschutzgebiets, mit der tier­schutzgerechten Fallenjagd auf Raubsäuger läuft. Die ersten Ergeb­nisse im Hinblick auf Bestandsentwicklung und Bruterfolg von gefähr­deten Vogelarten sind ermutigend. Sie werden im gegenseitigen Aus­tausch zwischen der UNB und der Jägerschaft des Landkreises Verden kontinuierlich bewertet, heißt es in der Mitteilung der Kreisjägerschaft abschließend.