Niedersächsischer Jäger 8/2021: Vom Jäger zum Verbraucher

Die Jägerschaft Verden möchte die Wildbretvermarktung enorm vereinfachen. Die Jägerinnen und Jäger haben eine App entwickelt, um die Erzeugnisse aus heimischer Jagd künftig direkt anzubieten.

Jürgen Luttmann (v.r.) hatte die Idee, Sohn Frank hat sie erfolgreich umgesetzt. Nun freuen sich die beiden mit ihren Mitjägern über den offiziellen Startschuss des Projekts. Foto: Köhler

Vielerorts sind die Preise für Wildbret im Keller. Ein Grund dafür: die fehlende Abnahme durch die Gast­ronomie. Wildhändler können nicht das an die Erzeu­ger zahlen, was letztere eigentlich für das hochwertige Le­bensmittel verdient hätten. Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Jägerschaft Verden, und sein Sohn Frank haben deshalb mit Unterstützung vieler weiterer Jäger eine neue Möglich­keit geschaffen, leichter heimisches Wild direkt an die Frau oder den Mann zu bringen. Wichtig für diesen Weg war auch eine Erleichterung der Weitergabe von Wildbret an Endverbraucher. Denn das niedersächsische Ministerium für Ernäh­rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat vor gut ei­nem Jahr einen Erlass zur Direktvergabe herausgegeben. Zu­vor war dies nur möglich, wenn Wildbreterzeugnisse in der eigenen Wildkammer hergestellt wurden. Damit waren hohe Hürden und viele Vorgaben verbunden. Nun ist es nicht nur möglich, die Dienste eines Sachkundigen (z.B. Metzgers) in den Räumen des Jägers zu nutzen, sondern letzterer darf dies auch in seinem eigenen gewerblichen Betrieb verarbei­ten. Eine enorme Erleichterung also. Einige Metzgereibetriebe haben daher bereits „Wildtage“ eingeführt, an denen die zeitliche oder räumliche Trennung des Normalbetrie­bes gewährleistet werden kann. „Wir wollen mit unserer App Jäger und Wildbretinteressierte einfacher zusam­menbringen“, beschreiben die Luttmanns ihr Ansinnen. Bereits 2018 kam die Idee auf und wurde einer größeren Zahl der Jägerschaftsmitglieder vorgestellt. Der Zuspruch war groß, aber die zu dieser Zeit noch herrschenden recht­lichen Hürden ließen die Umsetzung scheitern. Dennoch wurde das Konzept im kleinen Kreis weiterentwickelt. Im vergangenen Jahr gelang es dann mithilfe des Deutschen Jagdverbandes und der Landesjägerschaft Niedersachsen einen sechsstelligen Betrag für die Entwicklung einer App über ein Innovationsprogramm des Bundeswirtschafts­ministeriums zu erhalten. Doch alle neuen Marktplätze stehen zunächst vor der sogenannten Henne-Ei-Proble­matik: Wie bringt man nahezu gleichzeitig ausreichend Käufer und Verkäufer auf den Marktplatz, damit für die je­weils andere Seite überhaupt erst ein Mehrwert entsteht? Eine ansehnliche wie praktische Vermarktungsplattform genügt aber nicht, um das Konzept mit Leben zu füllen, weiß Frank Luttmann. Daher sei es nun umso wichtiger, dass möglichst viele Jägerinnen und Jäger ihre Produkte anbieten. Neben dem Umstand, dass die App bereits die Direktvermarktung an bestehende Stammkunden enorm vereinfacht, sollen Jäger mit vielen Vorteilen zur schnel­len Nutzung der App motiviert werden.

Dank der Förderung kann die App bis Oktober dieses Jah­res vollständig kostenlos genutzt werden. LJN-Mitglieder, die bis zum 15. Mai dieses Jahres mindestens ein Ange­bot mit der Waldfleisch-App erstellen, werden eine Basis­version der App sogar dauerhaft kostenlos nutzen kön­nen. Außerdem erhalten die ersten 1.000 Jäger, die sich in der App registrieren, die Premiummitgliedschaft dau­erhaft zum halben Preis.

Schnelles Wachstum erwünscht

Um die Nachfrage anzukurbeln, ist eine große Online-Marketingkampagne geplant, die gezielt in den Regionen Verbraucher auf die App aufmerksam machen soll, in de­nen Jäger ihre hochwertigen Produkte über die App an­bieten. Das heißt, dass dem Kunden immer der nächstlie­gende Anbieter angezeigt wird. So werden die frühzeitig teilnehmenden Grünröcke binnen kurzer Zeit viele neue Stammkunden gewinnen. Ein weiterer Vorteil: „Durch den direkten Kontakt können wir sogleich gute Öffent­lichkeitsarbeit für unsere Passion betreiben“, so Jürgen Luttmann. Die Förderung des Bundesministeriums si­chert außerdem die Weiterentwicklung der App auf Grundlage des Feedbacks aus der Jägerschaft. Auch über eine mögliche Zusammenarbeit mit der Wild-auf-Wild-Website z.B. im Hinblick auf Rezepte wurde bei einer Vor­stellung der App beim DJV in Berlin bereits gesprochen. Doch zunächst muss die Plattform von vielen Jägern mit Produkten gefüllt werden. Wer mehr über die vielen Funk­tionen der App und das Projekt erfahren möchte, findet weitere Informationen auf der Website der Jägerschaft Verden www.jaegerschaft-verden.de.