11.05.2021 VAZ: Rehkitzrettung: Timing ist entscheidend

Landvolk und Kreisjägerschaft erinnern Landwirte an ihre Pflichten

Kaum zu sehen ist das Rehkitz im hohen Gras, Mit Hilfe der Wärmebild- und Drohnentechnik lässt es sich vor der Mahd aber orten. Foto: Jägerschaft Verden

Verden – Im Frühling steht nicht nur die Mahd von Grünland oder Energiepflanzen an, sondern ebenfalls die Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere. Das hohe Gras bietet für die Jungtiere, wie beispielsweise frischgeborene Rehkitze, eine gute Deckung vor möglichen Angrei­fern. Gefährlich werden können ihnen jedoch landwirtschaftliche Maschinen.

Denn anstatt zu fliehen, drücken sich die Rehkitze in den ersten Le­benswochen bei Gefahr flach auf den Boden, ohne sich weiter zu bewegen. So werden sie bei der Mahd meistens schwer verletzt, aber nur selten dabei direkt getötet. Der Landwirt ist verpflichtet, dieses Leid zu zu verhindern. Deshalb appelliert das Landvolk an seine Mitglieder, den Mähtermin mit dem zuständigen Jagdpächter abzusprechen. Dieser sei gerne bereit, die Rehkitzrettung in die Wege leiten.

Auch wenn die Entscheidung zum Start der Mahd meist kurzfristig getroffen werden müsse, sei für die zielführende Zusammenarbeit die rechtzeitige Benachrichtigung des Jägers entscheidend, infor­miert die Kreisjägerschaft. Mindestens 24 Stunden, wenn möglich besser 48 Stunden vorher, sollte diese erfolgen. Denn eine gewisse Vorlaufzeit benötige der Jäger, um die Rehkitzrettung vorzubereiten. Eine gängige und bewährte Methode sei es, die Wiesen und Felder am Abend vor der Mahd mit einem Jagdhund zu durchwandern und zusätzlich raschelnde Tüten oder Radios aufzustellen. Die fremden Geräusche und der Geruch des Jagdhundes verunsicherten die Ri­cke und diese entferne ihr Kitz aus dem Schlag.

Bei den genannten Maßnahmen gehe es nicht vorwiegend darum, die Kitze aufzuspüren, sondern vielmehr darum, genügend Unruhe zu stiften, um die Ricke dazu zu veranlassen, ihr Kitz umzusiedeln. Das richtige Timing sei hierbei von großer Bedeutung. So müsse die Ricke zwar genügend Zeit erhalten, um ihr Kitz umzudisponieren, al­lerdings dürfe nicht so viel Zeit verstreichen, dass der Geruch des Jagdhundes bereits verflogen ist oder die Ricke sich gar an die unge­wohnte Geräuschkulisse gewöhnt habe.

Moderne Technik ist im Einsatz, um die Tiere zu entdecken und rechtzeitig aus der Gefahrenzone zu entfernen. Foto: Jägerschaft Verden

Ein Trend, der sich in den letzten Jahren stark entwickelt habe, sei die Kitzrettung mit Hilfe von Drohnentechnik. Dort, wo diese Me­thode angewandt werde, sei sie auch die sicherste, um Rehkitze auf­zuspüren. Der jeweilige Schlag werde mit einer Drohne mit Wärmebildkamera abgesucht. Bei einem Fund stehe die Drohne direkt über dem Kitz, sodass die grobe Richtung ersichtlich ist. Mithilfe von Funkgeräten oder Handys würden die Helfer zum Kitz geleitet, um das Tier außerhalb der Wiese zu sichern. Zusätzlich kann der Land­wirt dem Wild auch eine Fluchtmöglichkeit bieten, wenn die Mahd von innen nach außen vorgenommen wird.