Fischerhude – Nein, alltäglich war die Hubertusmesse am Sonntagabend in der Liebfrauenkirche in Fischerhude nicht: Drei Bläsergruppen in Aktion, draußen Heißgetränke und Wildbratwurst und im Gotteshaus eine Pastorin, die für das Thema brannte.
Der Hegering Achim hatte zu dieser Messe eingeladen, die häufig der Jagd zugeschrieben wird. Hubertus von Lüttich (655 bis 727) war in seinem ersten Leben ein passionierter Jäger. Eine Leidenschaft, die zur Obsession wurde, nachdem er seine Frau verloren hatte. Bis ihm der Legende nach an Karfreitag ein weißer Hirsch erschien, zwischen dessen Geweih ein Kreuz leuchtete, und eine Stimme zu ihm sprach. Nicht überliefert ist, ob Hubertus das Jagen danach ganz sein ließ, wohl aber, dass er Priester wurde und später heilig gesprochen wurde.
Die Legende lehrt, dass es zu kurz gesprungen ist, die Hubertusmessen alleine der Jagd zuzuschreiben. In ihrer Predigt zeigte Pastorin Silke Kuhlmann auf, dass Begebenheiten oder Begegnungen die Chance offenbaren, das eigene Handeln zu hinterfragen. „Wenn einen etwas aus der Bahn wirft, Konflikte in der Partnerschaft, Streit oder das Gefühl einer ungerechten Behandlung, verbittert der Mensch, es wird schwarz um ihn. Wenn ihm das Leben aussichtslos erscheint, hält er beharrlich an etwas fest, was irrtümlich sein kann“, so Kuhlmann. Dann brauche es eine Stimme, die eines Bekannten, eines Freundes, die einen innehalten lasse und ermahne: „Vergiss das Wesentliche nicht!“
„Für viele von uns ist der Wald ein Zufluchtsort, um zur Ruhe zu kommen“, sagte die Pastorin. Jäger hätten ihr erzählt, dass sie draußen zur Ruhe kämen: „Auf einmal zählt nur noch der Augenblick, das Gefühl: Ich bin Teil eines großen Ganzen. Das hilft, gelassen mit Höhen und Tiefen umzugehen“, so Kuhlmann. Sie selbst liebe den Wald: „Ob auf Pirsch, Ansitz, bei Hege oder Spaziergang: Es tut gut, in sich hineinzuhören, sich dem Moment hinzugeben, wenn das Herz aufgeht. Wir können uns ergreifen lassen von der Natur.“
Natur hatten die Aktiven des Hegerings reichlich in die Kirche geholt. Üppige Laubgirlanden und -gestecke, Moosbeete mit Tannenzapfen, ein ausgestopfter Dachs neben dem Altar und ein Rothirsch-Geweih davor sorgten für ein ganz besonderes Ambiente. Antje Ahlbeck, stellvertretende Hegeringleiterin, bedankte sich für die Gestaltung – und entschuldigte sich bei Küsterin Marion Winkelmann dafür, so viel Laub in die Kirche getragen zu haben.
Vor dem Gotteshaus und auf der Empore ließen Jagdhornbläser der Gruppe Fischerhude-West und des Verdener Bläsercorps“ jagdliche Klänge ertönen. Im Gottesdienst, und das war der Clou der Messe, sorgte die renommierte Verdener Parforcehorn-Formation „bien aller“ für einen feierlichen musikalischen Rahmen.
Gut 100 Zuhörer waren den mit Schwedenfackeln beleuchteten Wegen in die Kirche gefolgt. Einige von ihnen blieben im Anschluss an den Gottesdienst, um ein Heißgetränk und Wildbratwurst sowie Sozialkontakte zu genießen. Letzteres hatten Andere während des Gottesdienstes per Smartphone schon augenfällig erledigt.