Verden – Wie war das Bienenjahr 2021? Imker Heinrich Kersten, erster Vorsitzender des neugegründeten Vereins „Bienenfreunde Verden“ und Betreuer des Schulungsbienenstandes in Verden-Eissel, zieht Bilanz.
Kersten erklärt, dass die Auswirkungen des Klimawandels mit milden Temperaturen dafür sorgen, dass die Bienen sich nicht im Herbst zur gewohnt energieeffizienten „Wintertraube“ zur Ruhe begeben. Bienenflug gebe es daher bei entsprechenden Temperaturen selbst um Weihnachten, was einen erhöhten Abbau der Futterreserven im Bienenstock zur Folge habe. „Daher muss der Imker ausreichende Futterzugaben im Herbst bereits mit einkalkulieren“, weiß er.
So richtig munter wurden die Eissler Bienen im vergangenen Jahr Mitte März zur Salweidenblüte. „Die eingewinterten Bienenvölker waren aktiv, hatten Brut angelegt und entwickelten sich gut“, so der erfahrene Imker.
Erste Bienenvölker wurden im April auf den Schulungsbienenstand nach Eissel verfrachtet. Die drei großen Winterrapsfelder im engen Flugkreis der Bienen in Verden-Eissel gediehen gut und ließen auf ein gutes Bienenjahr schließen. Anhaltender Niederschlag und ein Kälteeinbruch verzögerten dann aber die Vegetation und den Beginn der Rapsblüte. Die Bienen fanden infolge dessen nicht mehr so viel Nahrung. Die Völker mit gutem Futtervorrat waren damit klar im Vorteil.
„Unseren Bienen in Verden-Eissel und Klein Heins ging es mit dem einsetzenden Blühen der Rapsfelder gut, die Rübsen der ,Verdener Frühjahrsblüte‘ blühten, Honigräume konnten aufgesetzt werden und Bienenvolkableger konnten gebildet werden“, berichtet der Betreuer des Schulungsbienenstandes.
Groß angelegte Agrarumweltmaßnahmen mit fast 700 Hektar im Landkreis Verden, ausgesät bereits im vorangegangenen Herbst beziehungsweise Mitte April und Anfang Mai, sicherten eine gute Versorgung der Insekten. Das spiegelte sich auch im Honigertrag wider.
„Als Standimkerei – ohne zu wandern – konnten am Schulungsbienenstand Eissel bis zu 43 Kilogramm Frühtrachthonig pro Volk geschleudert werden“, so Kersten. Die durchschnittliche Menge kann sich mit 24 Kilogramm pro Volk ebenfalls sehen lassen. Ein Rekordergebnis erzielte Cord-Hinrich Blanke aus Groß Sehlingen. Er erntete mehr als 50 Kilogramm Honig, wobei der Bundesdurchschnitt (mit regionalen Unterschieden) in 2021 bei unter 20 Kilo lag.
Doch nicht nur die Menge, auch die Qualität stimmt. Das belegen Untersuchungen auf mehr als 600 Pestizidparameter durch ein anerkanntes Labor an zwei Frühtrachthonigen von Standorten im Landkreis Verden. Pestizidrückstände konnten nicht festgestellt werden oder lagen unter der Nachweisgrenze. Auch Jungimkerin Henrike Zander hat ihren Honig testen lassen und präsentiert stolz den makellosen Prüfbericht. „Als Herr Kersten mich fragte, ob ich meinen Honig testen lassen wolle, habe ich gleich ja gesagt. Ein anderes Ergebnis als dieses habe ich auch nicht erwartet“, sagt sie. Das liege vor allem an der guten Zusammenarbeit mit den Landwirten, die ihre Rapsfelder auch in diesem Jahr in der Dämmerung, nach Ende des Bienenflugs gespritzt hätten.
Die Ernte der Sommertracht fiel dank der guten Versorgung mit Blühflächen und Kulturen, Lindenalleen und Akazien ebenfalls gut aus. In Summe aller Völker, inklusive Jungvölkern konnten somit 34 Kilogramm Honig pro Volk geschleudert werden. „Nektar und Blütenpollen satt – für alle Insekten, dank der Verdener Frühjahrsblüte“, lautet daher Kerstens Fazit.
Die „Bienenfreunde Verden“ freuen sich als Dreierverbund – Landwirte als flächenmäßig größte Umsetzer von Blühflächen, die Jägerschaft mit Huder- und Blühstreifen sowie basisorientierte Imker in 2022 auf die Umsetzung weiterer gemeinsamer Projekte zum Wohle der Insekten. ahk