09.05.2022 VAZ: Kitz-Retter mit Wärmebild-Technik

Jäger setzten Drohnen ein / Kreislandwirt appelliert: Rechtzeitig melden

Gerettet: Jäger Henning Rusack mit einem von einer Drohne aufgespürten Kitz. Foto: Jägerschaft Verden

Verden – Die erste Frühjahrsmahd steht an und fällt zusammen mit der Brut- und Setzzeit vie­ler Wildtiere, die in Wiesen und Grünroggen ihren Nachwuchs aufziehen. Die Jägerschaft des Landkreises Verden hat deshalb im vergangenen Jahr mehrere Drohnen mit Wärmebild-Tech­nik angeschafft und Kitzrettungsteams aufgebaut, die den Landwirten helfen können, Jungwild vor den tödlichen Gefahren bei der Mahd zu schützen. Diese Teams sollen einer Mitteilung zu­folge über die Jagdpächter von den Landwirten angefordert werden. Dabei ist es wichtig, dass die Jagdpächter mindestens 36 Stunden vor dem Mähtermin von den Landwirten informiert werden. Die Kitzrettungsteams helfen dann am Morgen des Erntetages, Jungtiere auf den zu mähenden Flächen mit Hilfe der Wärmebildkameras zu lokalisieren und sie in Sicherheit zu bringen.

Natürliche Schutzstrategien wie das „Ducken und Tarnen“ schützen das Wild zwar vor Fress­feinden wie den Fuchs, nicht aber vor den Erntemaschinen. Dies birgt für die sich verstecken­den Tiere das große Risiko, von den Mähmaschinen verstümmelt zu werden oder zu Tode zu kommen. „Bewirtschafter von Flächen sind tierschutzrechtlich verpflichtet, bei landwirtschaftli­chen Arbeiten den Wildtieren vermeidbare Leiden oder Qualen zu ersparen und riskieren bei Verstößen empfindliche Geldstrafen“, sagt Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Jägerschaft Verden.

In Flächen mit bekanntem Wildvorkommen sollte bei den Mäharbeiten die Geschwindigkeit verringert und von Innen nach Außen gemäht werden. Da sich viele Wildtiere vor hellem Scheinwerferlicht instinktiv ducken und nicht flüchten, sollte in der Dunkelheit auf Mäharbeiten möglichst gänzlich verzichtet werden. Bei der Ernte von Ganzpflanzensilage verspricht die Be­grenzung der Schnitthöhe auf etwa 15 bis 20 Zentimeter in der kritischen Aufzuchtzeit zusätzli­chen Erfolg – auch und gerade bei Bodenbrütern.

Effektive Wildtierrettung beginnt aber bereits vor der Mahd. „Geplante Erntetermine sollten rechtzeitig mit dem Jagdpächter abgesprochen werden“, sagt Kreislandwirt Jörn Ehlers. Da der Einsatz der Kitzrettungsteams aber noch nicht flächendeckend gewährleistet ist und zudem stark vom Wetter abhängig ist, sind die bewährten Strategien zum Vermeiden von Wildtierverletzungen weiterhin von großer Bedeutung. Dazu zählen am Abend vor der Mahd das Aufstel­len von Knistertüten oder Flatterbänder und das gleichzeitige Absuchen der Wiesen mit Jagdhunden.