18.07.2022 VAZ: Befürchtung: Population vervierfacht sich (Artikel anläßlich des Kreisjägertages 2022)

Kreisjägertag: Vorsitzender Jürgen Luttmann kritisiert Möglichkeiten der Wolfentnahme

Seit 40, 50 gar 60 Jahren gehören sie der Jägerschaft an. Foto: Röttjer

Verden – „Und täglich grüßt der Wolf“, heißt es frei nach einem Hollywood-Klassiker über ständig Wiederkehrendes. Seitdem „Isegrim“ einigermaßen erfolgreich versucht, in der heimischen Natur wieder Fuß zu fassen und sich immer weiter vermehrt, diskutieren Jäger und Politik sowie Gegner und Befürworter der Ansiedlung über den richtigen Umgang mit dem Wolf: Radikal bejagen oder umfassend beschützen?, an dieser Kernfrage arbeiten sich die Gruppierungen ab.

„Der Wolf ist zwar in das Jagdrecht aufgenommen worden, und eine deutliche Mehrheit der Landespolitiker hat sich auch dazu bekannt, dass die Regulierung der Bestände in die Hände der Jäger gehört“, freute sich Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, anlässlich der Jahreshauptversammlung beim Kreisjägertag im Niedersachsenhof. Gleichzeitig stellte er aber fest, dass sich an der Regulierung des Bestandes zunächst nichts ändere. Auch nicht durch die Studie, die Umweltminister Olaf Lies vorgestellt hatte.

„Bestenfalls eine Erleichterung für die Entnahme von Problemfällen wird in Aussicht gestellt“, erläuterte Luttmann. Trotzdem werde laut dieser Studie ein Anwachsen der Wolfspopulation allein in Niedersachsen von zurzeit 300 auf 1 200 bis 2030 erwartet. Im elfmal so großen Schweden wird für diesen Zeitraum ein Rückgang von 300 auf 140 angestrebt.

Der Förderverein der Deutschen Schafhaltung befürchte gar ein Ende der Weidetierhaltung in Niedersachsen. „Wie lange will die deutsche Politik an den längst überholten Vorgaben der Wolfslobby noch festhalten?“, fragte Luttmann.

Wie lange will die deutsche Politik an den längst überholten Vorgaben der Wolfslobby noch festhalten?

Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Kreisjägerschaft

Vorsitzender Luttmann zog Bilanz Foto: Röttjer

Die Bedürfnisse anderer Arten würden wie selbstverständlich hintenan gestellt. Eine Regulierung werde eingeleitet, wenn die Population einen den landeskulturellen Verhältnissen angepassten Wildbestand überschreite, so Luttmann weiter. Der Wolf müsse zunächst den für ihn günstigsten Erhaltungszustand erreichen. Der werde so definiert, dass er alle für ihn nutzbaren Territorien besetzt haben müsse. „Wird dieser Maßstab auf andere Wildarten angewendet, dürften wir auch Rotwild und Damwild nicht mehr bejagen und selbst das Schwarzwild hat in Deutschland noch nicht alle Territorien besetzt, in denen es leben könnte. Der Wolf hat uns in den letzten Jahren seine Populationsdynamik eindrucksvoll bewiesen.“ Er könne keinen Wissenschaftler mehr ernst nehmen, der behaupte, dass der Wolf in Europa vom Aussterben bedroht sei.

Als einen Höhepunkt im Jahresablauf der Jägerschaft bezeichnete Luttmann die Waldjugendspiele, die 2020 Corona zum Opfer gefallen seien. 2021 traten wieder etwa 800 Schüler an. Für dieses Jahr hätten sich mehr als 1 200 Mädchen und Jungen angemeldet.

Als im Mai 2021 eine effektive Kitzrettungsdrohne auf den Markt gekommen sei, sei die Jägerschaft in diese Art der Tierrettung eingestiegen, teilte Luttmann mit. Mit finanzieller Unterstützung seien drei dieser Fluggeräte gekauft worden, und in dieser Saison hätten acht Drohnen, von 19 Piloten gesteuert, bei 156 Einsätzen etwa 1 980 Hektar Grünland vor der Mahd abgesucht und 322 Kitze, ein Damwildkalb und neun Gelege von unterschiedlichen Bodenbrütern gerettet.

Kaum beeinträchtigt durch Corona sei laut Luttmann der Verdener Hegefonds gewesen, der seit 2007 eine großartige Entwicklung genommen habe. Bisher seien etwa 1 365 000 Euro zum Wohle der Artenvielfalt in der intensiv genutzten Kulturlandschaft von den Jägern eingesetzt worden.

Ein erfreuliches Thema war für Luttmann auch die Entwicklung der von der Jägerschaft Verden initiierten Wildbret-Vermarktungs-App „Waldfleisch“. Mit etwa 150 000 Downloads überstieg sie alle Erwartungen.

Abschließend kritisierte Luttmann die allgemeine Gebührenordnung, bei der die Jäger für die vom Gesetzgeber geforderten verdachtsunabhängigen Kontrollen auch noch Gebühren zahlen sollten.

Etliche weitere Themen, wie beispielsweise die Jungjägerausbildung, Prüfungen der Jagdhunde oder auch die eingeschränkte Arbeit der Bläsergruppe, waren Bestandteil des Jahresberichtes. Der Vorsitzende dankte allen Vorstandsmitgliedern für die vertrauensvolle Zusammenarbeit in den vergangenen zwei Jahren. In der Krise habe sich gezeigt, was wirklich wichtig ist. Eine schöne Bestätigung sei, dass die Jagd als systemrelevant mit Sonderrechten eingestuft worden sei. „So macht Vereinsarbeit Spaß, solch einen Verein vertritt man gerne.“

Zur Versammlung hatte Luttmann zahlreiche Ehrengäste begrüßt. Unter anderem würdigten Landrat Peter Bohlmann, der Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt und Verdens stellvertretende Bürgermeisterin Claudia Wehrstedt das Wirken der Jägerschaft, vor allem bei den Waldjugendspielen.

Kreisjägermeister Hilmer Kruse erläuterte den Streckenbericht. Abschließend hörten die Jäger aufmerksam Martin Tripp zu, der über den Fallenfang beim Schwarzwild referierte.

Hauke Schormair ist stellvertretender Vorsitzender mit Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit. Foto: Röttjer

Zum stellvertretenden Vorsitzenden mit Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit wurde Hauke Schormair gewählt. Dem Kreistag sollen Kreisjägermeister Hilmer Kruse und sein Stellvertreter Christian Meier zur Wiederwahl vorgeschlagen werden.  rö

 

Geehrte

Die Geehrten der Kreisjägerschaft für die Jahre 2021 und 2022:

60 Jahre: Bodo Promies, Verden, Wesermarsch.

50 Jahre (2021): Hans Bischoff, Achim; Dr. Volker Bischoff, Achim; Claus-Eckart Blanken, Achim; Helmut Damerius, Allermarsch; Heinrich Winsemann, Allermarsch; Cord-Hinrich Blanke, Verden-Süd; Günter Stemmann, Verden-Süd; Rolf Stelljes, Verden-Süd.

50 Jahre (2022): Harm Beckroege, Achim; Edelhard Meyer, Achim; Karsten Dierks, Thedinghausen; Heinrich Luttmann, Verden-Süd; Jan-Peter Simon, Verden-Süd; Wulf-Dietrich Spöring, Verden-Süd; Günter Wahlers, Verden-Süd; Jürgen Luttmann, Verden-Süd.

40 Jahre (2021): Bernd Saatzen, Achim; Wilken Schwarze, Allermarsch; Hagen Hinners, Verden-Nord; Hans-Heinrich Bohrer, Verden-Nord; Friedrich Dunker, Verden-Nord; Erika Berner, Verden-Süd; Herbert Bockelmann, Verden-Süd; Hermann Maahs, Wesermarsch.

40 Jahre (2022): Heinz-Hermann Bischoff, Achim; Thomas Schwittek, Achim; Werner Weidenhoefer, Achim; Axel Wriedt, Achim; Udo Wunderlich, Achim; Reinhold Kitsch, Allermarsch; Kuno Gätje, Verden-Nord; Fritz-Dieter Tolle, Verden-Süd; Dieter Böhlke, Wesermarsch; Karl-Hinrich Laue, Wesermarsch.