Achim – Einen Reviergang der besonderen Art erlebten jetzt 16 Kinder. Jäger aus Achim-Uesen hatten zu diesem Ferienspaß eingeladen. Was eine Premiere für das Stadtgebiet darstellte. Udo Faulstich, Jagdpächter im Revier Uesen, hatte die Idee federführend entwickelt. „Es ist das erste Mal, dass wir so etwas anbieten“, sagte Jäger Heino Lüllmann, der ebenfalls an der speziellen Pirsch teilnahm.
Am Treffpunkt an der Ueserdicker Straße begann der Vormittag musikalisch. Denn einige Mitglieder der Fischerhuder Bläser waren vorbei gekommen, um den Kindern vorzuspielen, mit welchen Signalen es auf einer Jagd zur Sache geht.
Anschließend fragte Faulstich in die Runde, ob vielleicht Interesse daran bestehe, selber einmal diese Art von Musik zu machen. Tatsächlich meldete sich Jesko. „Ich spiele schon Klavier und wollte immer schon einmal Horn blasen“, berichtete er. „Wir unterhalten uns später noch darüber, schließlich können wir alle gut Nachwuchs gebrauchen“, so Faulstich – da freuten sich die Musiker sichtbar. Doch dann ging es erstmal in den Wald.
Neben Faulstich und Lüllmann begleiteten noch weitere Jäger und Freunde den Reviergang, auch um diesen kindgerecht zu gestalten. Verschiedene Stationen hatten die Jäger vorbereitet.
Dabei ging es zum Beispiel um die Frage, wie man Federwild und Haarwild, also jagdbare Säugetiere, bei der Jagd unterteilt. Hierzu hatten die Organisatoren auch das Infomobil der Jägerschaft Verden mitgebracht. Dieses bietet viele Möglichkeiten, das heimische Wild etwas näher kennenzulernen. Der mobile Anhänger enthält zum Beispiel Schautafeln, CDs und DVDs mit Tierstimmen und Videos über Wildtiere. Zudem konnten die Kinder mit Hilfe von „Fühlkisten“ einiges ertasten.
An einer weiteren Station stand das Thema Kitzrettung im Fokus. Hierzu zeigten die Jäger den Kindern auch, wie sie mit Hilfe von Drohnen die Tiere finden können.
Natürlich konnten und sollten die Kinder auch einige Aufgaben selber erledigen: Tiere erspähen, Pflanzen finden, klettern und dabei vor allem auch Spaß haben.
Eine Sache ging aber nicht: Mal so eben mit einer Waffe schießen. Zwar gehört das Schießen mit zu den Aufgaben, die von Jägern übernommen wird. „Aber das Schießen macht nur etwa fünf Prozent unserer Arbeit aus“, sagte Faulstich.
Das Schiessen macht nur 5% unserer Arbeit aus.
Udo Faulstich, Revierpächter in Uesen
Vielmehr gehe es am heutigen Vormittag darum, den Kindern draußen die Natur zu zeigen. „Wir verheimlichen aber auch nichts“, so der Pächter weiter. Dennoch seien die Jäger überwiegend für die Natur unterwegs.
„Wir verbringen zum Beispiel zig Stunden mit der Kitzrettung“, unterstrich Lüllmann. Schon nachts um 3 Uhr gehe es oft los, solange die Rehkinder Saison haben. Das frühe Aufstehen sei für ihn kein Problem – ganz im Gegenteil. „Das Schöne ist dabei, wenn man morgens die Sonne aufgehen sieht. Wegen diesen Anblicken und der Atmosphäre bin ich gerne draußen“, betonte er.
Die Stationen boten den Kindern jeweils eine gute halbe Stunde Input und dann wurde getauscht. Beispielsweise bei der Hundearbeit stellten drei Jäger ihre Vierbeiner vor und berichteten auch, dass die Tiere nicht nur Arbeitshunde, sondern eben auch Familienhunde seien. Erklärt wurden die Aufgaben des Hundes bei der Stöberjagd und bei der Nachsuche.
Die Jäger hatten auch einiges an Werkzeugen dabei. Da gab es etwa den Geruch von Fasanen, mitgebracht in einer Flasche – mit diesem Trick wurde später einer der Hunde zum Suchen aufgefordert. Auch Leckerlies hatten die Jäger dabei – schließlich sollen die tierischen Helfer, wenn sie gut gearbeitet haben, auch eine Belohnung erhalten.
Die Hunde zeigten dann, wie sie es schaffen, verschiedene Gegenstände im Wald zu finden. Auch ein totes Kaninchen wurde versteckt, das es aufzuspüren galt. Eine Übung, die in der Praxis eher die Ausnahme bildet.
„Es ist im Alltag selten, dass unsere Hunde krankes Wild aufspüren müssen. Viel öfter kommen Wildunfälle vor“, erklärte Hartmut Bank, der mit einer ungarischen Jagdhündin unterwegs war. „Das ist eigentlich die Hauptarbeit der Hunde, alle vier Wochen kommt so etwas vor“, berichtete er. Wenn es zu einem solchem Unfall kommt, sucht er mit seiner Hündin das verletzte Tier, um es zu erlösen.
Auch ihre Leinenführigkeit im Unterholz stellten die Hunde unter Beweis. „Das muss funktionieren, gerade wenn man im Wald und bei der Arbeit ist“, informierte Faulstich. Auch die Hundepfeifen, die von den Jägern benutzt werden, erklärte er den Kindern.
Und die fanden den Trip spürbar faszinierend. „Es ist wirklich spannend“, sagte Jonathan. „Ich arbeite zu Hause mit meinem Hund auch mit solchen Spielen“, berichtete Paul.
Andere Kinder zeigten sich eher an den Waffen oder an den Drohnen interessiert. So oder so verging der Vormittag wie im Nu und am Ende hatten alle viel erlebt und auch einiges gelernt.