Von Marie Lührs
Wasser bedeutet Leben. Das lässt sich auch in einem Projekt der Kreisverdener Jägerschaft sehen. Auf einem landwirtschaftlichen Grundstück in Kirchlinteln-Deelsen hat die Jägerschaft einen Teilbereich in ein Biotop verwandelt. Im vergangenen Herbst wurde Erdreich abgetragen, um so einen See zu schaffen. Inzwischen ist das Grundwasser in die Kuhle gesickert und erste Tiere haben sich angesiedelt.
Die Nistkästen für Enten ragen aktuell jedoch an Pfählen weit in die Luft. Das liege an der Trockenheit, erklärt Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Jägerschaft. Denn vor einigen Monaten stand das Wasser noch deutlich höher. Gänzlich austrocknen werde der Teich allerdings nicht, ist er zuversichtlich. Dafür sei das Gewässer zu tief. Das Areal ist eines von inzwischen über 50 Biotopen im Landkreis Verden, die die Jägerschaft verwirklicht hat.
Seit 2008 haben sich die Jäger die Renaturierung und Anlage von Teichen und Biotopen auf die Fahne geschrieben. Dafür arbeitet sie mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Verden zusammen. Die Flächen stellen Landwirte zur Verfügung, die sich verpflichten, das Biotop für mindestens 30 Jahre zu erhalten. Die nötige finanzielle Unterstützung gab es bisher von der Bingo-Umweltstiftung. Für drei weitere Projekte in Hohenaverbergen, Klein Heins und Weitzmühlen sind bereit Gelder bewilligt worden. In Zukunft soll es noch viele weitere Projekte dieser Art geben, wünscht sich die Jägerschaft.
Arbeit beginnt im Herbst
Die Biotope entstehen gewöhnlich in den Herbstmonaten, denn das sei erfahrungsgemäß die beste Zeit für die Arbeiten, erklären die Jäger. Denn im Winter sei es häufig zu nass und im Frühling müsse die Brut- und Setzzeit beachtet werden. Bereits im Frühjahr danach gebe es schon etwas zu sehen. Über den Sommer kehre dann noch mehr Leben ein. Nicht immer ist willkommen, was sich ansiedelt, denn auch eine Nilgans, eine invasive Art, fühlt sich beispielsweise in dem Biotop in Deelsen wohl. Doch auch Enten und andere Vögel sowie Amphibien und Insekten haben sich im Laufe der Zeit angesiedelt.
Damit, ein Loch zu graben, sei es jedoch nicht getan, betonen die Jäger. Denn für ein Gewässer, das möglichst vielen Tier- und Pflanzenarten gerecht wird, braucht es verschiedene Tiefen. „Amphibien brauchen sonnenbeschienene, flache Randbereiche“, erklärt Luttmann und verweist auf die flachabfallenden Ränder des Gewässers in Deelsen. Andere Arten, wie beispielsweise Kraniche, bauen ihre Nester mit Vorliebe auf kleinen Inseln, auf denen die Eier vor Dieben geschützt sind.
Es sei immer wieder faszinierend zu sehen, wie aus einer Baustelle mit kahlem Sandboden eine Anlaufstelle für Tiere werde, sagt Hauke Schormair, der für die Pressearbeit der Jägerschaft zuständig ist. Ein neuer Teich sei wie ein Magnet für Flora sowie Fauna und damit eine große Bereicherung für die Landschaft.
Storchenpopulation nimmt zu
Ein Beispiel für den Erfolg solcher Naturschutzvorhaben sei die Storchenpopulation im Landkreis Verden. „Für deren Erhalt und Schutz ist die Anlage von Feuchtbiotopen notwendig“, erklärt Schormair. Denn die Biotope seien die Brutstätten von Amphibien, die wiederum eine wesentliche Nahrungsquelle für die Störche und deren Jungvögel seien. Zwischen 25 und 50 Storchenpaare brüteten laut Statistik zwischen den 1960er-Jahren und 2010 jährlich im Landkreis Verden. 50 Störche kamen pro Jahr zur Welt. Inzwischen hat sich die Lage erholt: 84 Paare zog es 2019 im Frühjahr aus dem Süden in den Landkreis Verden. 199 Jungstörche flogen im selben Jahr aus. Die Situation habe sich sichtlich verbessert, betonen die Jäger.
300.000 Euro seien in den vergangenen 14 Jahren in die Biotop-Projekte der Kreisjägerschaft geflossen, sagt Luttmann. Vermittler zwischen Jägerschaft und Grundstückseigentümern sei gewöhnlich der örtliche Jäger, der mit dem Programm bestens vertraut sei. Jedes Jahr sollen weitere Biotope entstehen, lautet der Plan der Jägerschaft. Engagierte Privatleute wie beispielsweise Jägerinnen und Jäger aus dem Landkreis kümmern sich auch in den Folgejahren um den Erhalt der Biotope, die sich im Laufe der Zeit immer wieder verändern.