In Sachen Wald kennen sich die Viertklässler im Landkreis Verden offenbar gut aus. Diesen Eindruck hinterlassen die Mädchen und Jungen zumindest bei den Betreuern der Waldjugendspiele in Verden.
Von Marie Lührs
Die Grundschüler im Landkreis Verden wissen gut Bescheid, wenn es um die Natur geht. Das beeindruckt auch die vielen Menschen, die in dieser Woche die Waldjugendspiele im Verdener Stadtwald ermöglichen. An jeweils 30 Stationen in zwei Parcours werden die Mädchen und Jungen des vierten Jahrgangs auf die Probe gestellt. Zapfen den richtigen Bäumen zuordnen sowie Insekten und vierbeinige Waldbewohner benennen sind nur einige der Aufgaben, die die Kreisverdener Grundschüler meistern müssen. Zwischendurch gibt es zudem Geschicklichkeitsspiele und sportliche Herausforderungen zur Abwechslung.
An einer der Stationen ist das Grunzen von Wildschweinen zu hören. Die Tierstimmen kommen jedoch vom Band. „Wir müssen erkennen, was es für Tiere sind“, erzählt Milla von der Grundschule Westen. Und das habe auch gut geklappt, ergänzt Klassenkamerad Liam, denn im Unterricht der vierten Klasse seien sie gut auf den Tag vorbereitet worden. Ein wenig kniffliger waren hingegen die Aufgaben mit den Zapfen und den Insekten, sind sich die Kinder einig.
Ausflug ist Sonderpreis
Für jede richtige Antwort bekommen die Gruppen Punkte, erklärt Hauke Schormair, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Jägerschaft zuständig ist. Die Klassen mit den meisten Punkten dürfen sich über einen Wanderpokal und einen etwa 15 Jahre alten Baum als Belohnung freuen. Als Sonderpreis steuert der Wildpark Lüneburger Heide der Siegerklasse sowie einer weiteren ausgelosten Klasse einen Besuch mit freiem Eintritt bei. Für die Anfahrt der Schülerinnen und Schüler kommt die Jägerschaft auf. „Wir haben den Niedersächsischen Umweltpreis gewonnen“, erzählt Schormair. Das Preisgeld von 10.000 Euro fließe nun unter anderem in den Ausflug der Gewinner, denn die Klassenkassen gäben dafür nicht genug her.
25 Grundschulen aus dem Landkreis Verden, 62 Klassen mit insgesamt 1148 Schülerinnen und Schülern sind in diesem Jahr bei den Waldjugendspielen dabei. „Im vergangenen Jahr waren es weniger“, erzählt Schormair. Davor waren die Spiele pandemiebedingt ausgefallen. Nun sei man wieder mit gewohnter Stärke dabei. Veranstaltet wird der Waldbesuch mit Mehrwert von der Jägerschaft Verden, dem Forstverband für den Landkreis Verden sowie dem Betriebshof Verden. 140 Ehrenamtliche sorgen dafür, dass die Kinder an drei Tagen im Wald spannende Sachen erleben. Auch Imker und Feuerwehrleute betreuen einzelne Stationen.
Auge in Auge mit Fuchs und Co.
Bei ihrer Erkundungstour durch den Stadtwald treffen die Kinder auch auf Marder, Füchse, Wiesel und Dachse – allerdings in ausgestopfter Form. Wer von ihnen ist in Deutschland eingewandert und warum gibt es ein weißes und ein braunes Wiesel, will Heinz-Dieter Bargmann von den Viertklässlern aus Westen wissen und bekommt prompt eine Antwort: „Im Winter ist das Wiesel weiß, damit man es im Schnee nicht sieht.“ Nur bei der Frage nach der Herkunft der Arten sind sie sich nicht ganz sicher.
Echte Bienen können die Kinder an der Station der Bienenfreunde Verden beobachten. „Wir müssen die Bienen mit Zuckerwasser füttern“, erklärt dort Henrike Zander und zeigt Schülern aus Fischerhude eine echte Bienenwabe. Durch eine Scheibe können die Jungen und Mädchen sehen, was die Tiere innerhalb ihrer Behausung anstellen. Stichwort Behausung: „Wie heißt der Kasten, in denen die Bienen leben?“, möchte Zander von den Kindern wissen. „Bienenhotel, Bienenhaus, Bienenkasten“, schießt es aus den Kindermündern. Noch treffsicherer sind die Grundschüler bei der Frage, welche der vielen Sechsbeiner, die hinter der Scheibe unterwegs sind, denn die Königin sei. „Die mit dem Punkt darauf“, antwortet Gustav, ohne zu zögern, und erklärt: „Das habe ich mal im Fernsehen gesehen“. Die Imker würden die Königin damit markieren, um sie im Gewusel leichter ausfindig machen zu können. Doch auch seine Mitschülerinnen wissen Bescheid, denn eine von ihnen habe einmal einen Vortrag über Bienen gehalten.
Auch eine Station weiter macht die Gruppe aus Fischerhude einen guten Eindruck. Dass es besser ist, einen toten Baum im Wald zu lassen, ist für die Kids selbstverständlich. Und auch, was mit dem Totholz passiert, wissen sie ganz genau: „Es verrottet!“ Das wiederum komme dann vielen anderen Waldbewohnern zugute. Auch wer das Loch im Baumstamm hinterlassen hat – „Ein Specht!“ – und was an den Wurzeln des Stammes wächst – „Pilze!“ – wissen die Viertklässler.
„Wald ist wie ein Balkonkasten“
Wie wichtig es ist, schon jungen Menschen die Bedeutung der Natur auf den Weg zu geben, weiß Hauke Schormair. Nur, wenn man die Natur kenne, erkenne man auch ihren Wert. „Der Wald ist wie ein Balkonkasten“, zieht er einen Vergleich. Er sei keine Naturlandschaft mehr, sondern eine Kulturlandschaft. Daher müsse er geschützt und gepflegt werden. Im Gegenzug können sich Spaziergänger an ihm erfreuen – ganz so wie Balkonbesitzer an den Gewächsen in ihren Kästen.