Immer mehr Gewässer kehren zurück

03.01.2023 VAZ: Jägerschaft lässt Biotope renaturieren / Dank an Grundstückseigentümer

Hoffen, dass den Amphibien das Biotop gefällt: Grundstückseigentümer Familie Allermann mit Susanne und Christian sowie Sina und Sophie, Jürgen Luttmann (Jägerschaft), Naturschutzobmann der Jägerschaft Gerd Offer, Antje Mahnke-Rithoff (Naturschutzbehörde) und Mike Norden (Jägerschaft). Foto: Raczkowski

VON REIKE RACZKOWSKI

Heins – Da leuchten die Augen von Antje Mahnke-Rithoff. „Richtig toll ist das geworden“, sagt die Diplom-Biologin von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises und blickt auf eine Wasserfläche auf einer Wiese in Groß Heins. Dieses Biotop wurde auf Initiative der Jägerschaft Verden renaturiert, damit Frosch und Molch hier künftig wieder einen geeigneten Lebensraum vorfinden.

Das Projekt wurde im Rahmen des „Verdener Hegefonds“ von der Jägerschaft in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises durchgeführt. „Es handelt sich dabei um eines von vier Biotopen in der Gemeinde Kirchlinteln, die wir allein im vergangenen Jahr renaturiert haben“, erklärt der Vorsitzende der Jägerschaft Verden, Jürgen Luttmann nicht ohne Stolz. Die anderen drei befänden sich in Hohenaverbergen, Klein Heins und Deelsen. „Von Anfang an wurden wir großzügig von der Bingo-Umweltstiftung unterstützt.“ Für diese vier renaturierten Biotope seien circa 20 000 Euro geflossen.

Neben der Finanzierung sei es aber genauso wichtig, dass die jeweiligen Flächeneigentümer sich für die Durchführung der Projekte bereit erklärten. In Heins ist es die Familie Allermann, die ihre Wiese zur Verfügung stellte. „Für mich war das keine Frage, schließlich war das hier früher bereits ein Biotop, nur leider war es komplett zugewachsen“, berichtet Christian Allermann, Landwirt im Nebenerwerb, der die Weide zum Mähen nutzt.

„Der Erfolg unserer Initiative gründet auf dem guten Kontakt, den wir Jäger mit den Grundstückseigentümern haben.“

Jürgen Luttmann, Jägerschaft Verden

Gerd Offer, Verdener Gartenbauprofi und Naturschutzobmann der Jägerschaft, hat sich der Arbeiten angenommen, hat das Gewässer neu, aber in der ursprünglichen Form angelegt und reichlich Bewuchs entfernt. Lediglich einige Weiden am Ufer sind erhalten geblieben, allerdings kräftig „auf Stock gesetzt“. „Aber die werden bestimmt wieder austreiben“, sagt Antje Mahnke-Rithoff, die erklärt, dass nun eine gute Chance bestehe, dass das Gewässer wieder von Amphibien zum Laichen genutzt werde. „Der Standort ist perfekt, es sind kaum Straßen in der unmittelbaren Umgebung, dafür Wälder und Wiesen.“

Wo ist das Wasser? Das Biotop in Heins war vor der Maßnahme komplett zugewachsen und eigentlich kaum noch vorhanden. Foto: Privat

„Der Erfolg unserer Stillgewässer-Vernetzungs-Initiative gründet auf dem guten Kontakt, den wir Jäger mit den Grundstückseigentümern haben, die uns das Jagdausübungsrecht verpachten“, erklärt Luttmann. „Dadurch haben unsere Mitglieder nicht nur gute Kenntnisse über alle Ländereien im Landkreis und können geeignete Flächen identifizieren, sondern sie können auch wichtige erste Überzeugungsarbeit vor Ort leisten, wenn sie einen potenziellen Standort identifiziert haben.“ Dabei handele es sich grundsätzlich um Flächen – meist Wiesenflächen – mit einem hohen Grundwasserstand.

Der Jägerschaft sei es gelungen, seit dem Jahr 2008 56 Stillgewässerbiotope im Landkreis anzulegen. Dafür wurden etwa 300 000 Euro Fördergelder investiert. „Zusätzlich haben unsere Mitglieder etwa 700 Stunden Eigenleistung und etwa 20 000 Euro über den kostenfreien Einsatz ihrer Maschinen erbracht. Die Jäger vor Ort tragen damit zehn Prozent der Kosten“, freut sich Luttmann. Die Bingo-Umweltstiftung habe 52 von 56 Stillgewässerbiotopen mit einer Summe von fast 200 000 Euro anteilig gefördert. „Von den bisher geschaffenen Biotopen wurden vier auf Flächen, die wir vorher käuflich erwerben konnten, angelegt.“ Sechs seien auf Flächen des Landkreises beziehungsweise der Stadt Verden entstanden. „Die restlichen befinden sich auf Grundstücken von naturverbundenen Privateigentümern, die sich verpflichtet haben, eine natürliche Entwicklung der Biotope für mindestens 30 Jahre zuzulassen.“ Zu ihnen gehöre auch die Familie Allermann.

Bei der Suche nach geeigneten Flächen profitiere die Jägerschaft auch von den guten Erfahrungen, die die Mitglieder bisher bei der Umsetzung der Maßnahmen gemacht haben. „Die Erfolge der letzten 14 Jahre und die reibungslose Projektorganisation motivieren unsere Mitglieder dazu, immer weitere Flächen zu identifizieren und neue Projekte zu initiieren.“