06.01.2023 VAZ: Schöner Wohnen für Waldkauz und Co.

Jagdgenossen bringen Nisthilfen an

Der erste Eulenkasten für diesen Tag hängt sicher – inklusive Marderschutz. Mike Norden und Frank-Peter Seemann haben sich aber noch mehr vorgenommen. Gut zu tun haben die Jagdgenossen allein in Weitzmnühlen und Luttum, wo in diesen Tagen all diese Nisthilfen angebracht werden sollen.

Text und Bilder von Reike Raczkowski

Weitzmühlen – „Etwas weiter nach links, dann hängt er gerade“, gibt Frank-Peter Seemann letzte Anweisungen. Mike Norden justiert noch etwas, dann sind die beiden Naturschützer zufrieden. Der Eulenkasten hängt sicher am Baum. Es soll nicht der einzige bleiben, den die beiden Jagdgenossen in diesen Tagen aufhängen. Sie sind schließlich auf einer Mission für den Tierschutz unterwegs.

Jedes Jahr ziehen Norden und Seemann im Namen der Jägerschaft Verden los, um in den Revieren Weitzmühlen I und Luttum Nisthilfen für diverse Tierarten aufzuhängen. „Mehr als 100 Kästen dürften es mittlerweile locker sein“, schätzt Norden. Und mit dem Aufhängen sei es nicht getan: Der Revierinhaber verpflichtet sich zur jährlichen Pflege beziehungsweise Reinigung der Nisthöhlen. Ganz schön viel zu tun.

Aber es lohne sich: Nisthöhlen seien eine nachgewiesene Möglichkeit, den Lebensraum vieler heimischer Fledermaus- und Vogelarten zu verbessern und damit in der Forstwirtschaft zum Beispiel gegen den Schwammspinner, Eichenwickler und andere Schadinsekten vorzugehen. Ein einziges Meisenpaar mit Nachkommen vertilge zum Beispiel pro Jahr etwa 70 000 Raupen und 20 Millionen Insekten, schreibt die Jägerschaft in einer Pressemitteilung.

Der Vorstand der Jägerschaft hat deshalb eine Initiative zur Schaffung von Nisthöhlen in den Revieren gestartet. Dieses Programm wird so erfolgreich von den Mitgliedern unterstützt, dass die Jagdgenossen in den vergangenen zehn Jahren mehr als 1800 Nisthilfen in den Wäldern des Landkreises Verden aufgehängt haben.

Mike Norden zeigt die ganz unterschiedlichen Behausungen für die verschiedenen Tierarten: Ob Eule, Fledermaus oder Kleinvogel, alle werden hier fündig, der Wohnungsmarkt für die Fauna im Revier ist gut aufgestellt. Zum Einsatz kommen hochwertige Schwegler-Holzbeton-Nisthilfen. Sie sind besonders widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse. „Die halten ewig“, sagt Mike Norden zufrieden.

Wenn die Jagdgenossen feststellen, dass eine Nisthilfe tatsächlich bezogen wird, sei das immer ein schönes Gefühl, sagen Seemann und Norden. „Ich beobachte gern, wenn die Fledermäuse abends ausfliegen“, sagt Norden lächelnd. Und die Freude sei auch dann spürbar, wenn die Behausung von einem anderen „Mieter“ genutzt werde, als ursprünglich vorgesehen. „Wenn eine Nisthöhle für Vögel stattdessen zum Beispiel von Hornissen besiedelt wird, freuen wir uns darüber ebenso“, erklärt Norden. „Und auch eine Haselmaus ist uns immer willkommen“, sagt Seemann. Denn viele heimische Tierarten verdienten Schutz – den sie in den Nisthöhlen finden können. Nicht willkommen seien dagegen zum Beispiel Raubtiere, die das Gelege oder die Jungvögel aus den Nistkästen stehlen könnten. „Deswegen sind diese auch mit einem Marderschutz ausgestattet“, erklärt Mike Norden die spezielle Bauart.

Dass Nisthilfen durchaus erfolgreich sind, weiß Mike Norden nicht zuletzt, weil er es geschafft hat, mit einer aufwendigen Konstruktion an einem Bach hinter seinem Haus sogar den seltenen Eisvogel anzusiedeln. „Eine tolle Sache“, sagt Seemann. „Ich habe den schönen Vogel hier auch schon ein paar Mal gesichtet.“

Das Nisthilfen-Projekt wird im Rahmen des Verdener Hegefonds durchgeführt und von der Bingo-Umweltstiftung großzügig gefördert.