25.01.2023 VAZ: Die Fuchsjagd hat keinerlei Berechtigung

Leserbrief zum Artikel „Großer Einsatz für kleines Federvieh”, Seite Kirchlinteln/Dörverden vom 18. Januar.

Ein breiter Blühstreifen direkt neben einer dichten Hecke: So sehen ideale Bedingungen für Rebhühner aus, berichten Heinrich (r.) und Jürgen Luttmann in Heins. Fotos: Raczkowski

Zunächst ist es lobenswert, Blühstreifen, Hecken und Futterstellen für die Rebhühner und Co. anzulegen. Es entsteht aber der Eindruck, dass der Fuchs primär verantwortlich gemacht wird für den dramatischen Rückgang der Rebhuhn-Population. Hier wird mal wieder suggeriert, dass der Fuchs für die Jägerschaft im Kreis Verden und ihren Oberjäger Luttmann das Hauptfeindbild ist und angeblich den Rebhuhn-Bestand massiv bedroht.

Zunächst zur Bestandsentwicklung der Rebhühner. In den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurden in Niedersachsen teilweise weit über 140000 Rebhühner jährlich erlegt. In den 70er-Jahren waren es immer noch ungefähr 80000 Rebhühner im Jahr, woraufhin der Bestand dramatisch zurückgegangen ist. Da es in Deutschland heute fast keine Rebhühner mehr gibt, wurde die Art 2020 als stark gefährdete Tierart in die Rote Liste aufgenommen. Trotzdem wurden im Jagdjahr 2019/20 in Deutschland noch fast 2000 Tiere getötet.

In wissenschaftlichen Studien wurden die Gründe für den starken Rückgang der Rebhuhn-Populationen erforscht. Die Hauptursache ist die Zerstörung des natürlichen Lebensraumes, zum Beispiel durch die intensive Landwirtschaft mit hohem Pestizideinsatz, Monokulturen, Vermaisung, die zu einer massiven Verringerung des Nahrungsangebots und der Schutzmöglichkeiten der Rebhühner und anderer Tiere geführt haben. Dazu kommt die intensive Bejagung durch Hobbyjäger. Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Füchse, die sich vorwiegend von Mäusen ernähren, einen relativ geringen Einfluss auf den Rückgang der Rebhuhn-Populationen haben.

Füchse werden nicht nur wegen ihrer vorgeblichen Rolle bezüglich der Dezimierung der Rebhühner intensiv gejagt, sondern auch wegen der vermeintlichen Übertragung von Krankheiten wie der Tollwut. Deutschland gilt seit 2008 laut „Weltorganisation für Tiergesundheit“ als frei von klassischer Tollwut, wenn man von der möglichen Übertragung durch Fledermäuse oder illegal eingeführte Hunde absieht. All die genannten Gründe, die laut Jägerschaft für eine massive Bekämpfung der Füchse sprechen, sind nicht existent.

Dass die Fuchsjagd (in Deutschland werden jährlich ungefähr eine halbe Million Füchse getötet) keine Berechtigung hat, zeigt das Beispiel Luxemburg. Dort ist die Fuchsjagd seit 2015 verboten. Seitdem gibt es keine Zunahme der Fuchs-Population. Das liegt an den Regulationsmechanismen der Natur (Populationsdynamik). Demnach steigt die Geburtenrate, je mehr Füchse erlegt werden. Dieses Prinzip sollten auch die Jäger kennen, da sie ja das „Grüne Abitur” abgelegt haben. Welch ein Euphemismus (Beschönigung).

In Deutschland werden die Füchse, die ausgesprochen soziale und intelligente Tiere sind, mit bestialischen Methoden getötet. Hierzu gehören Lebendfallen, in denen die Füchse erschossen oder erschlagen werden, ebenso wie die Baujagd, bei der Fuchsfamilien mit Hilfe von raubwildscharfen Hunden aus dem Bau getrieben und getötet werden. Dabei kommt es oft zu Verletzungen und Verstümmelungen. In Teilen der Schweiz ist die Baujagd auf Füchse verboten, weil sie den Tatbestand der Tierquälerei erfüllt und gegen das Tierschutzgesetz verstößt. Die Fuchsjagd hat keinerlei Berechtigung. Nach Lektüre des oben zitierten Artikels könnte man den Eindruck bekommen, dass die Futterstellen für Rebhühner ein Mittel zum Zweck sind, um Füchse anzulocken und sie dann in den Fallen zu töten! Im Landkreis Verden soll es mehrere Hundert Fuchsfallen geben.

 

Karl-Heinz Hahn

Verden