Ottersberg – Das Unterpflügen von ökologisch wertvollen Seitenstreifen an Gemeindewegen, die stillschweigend einer landwirtschaftlichen Anbaufläche einverleibt werden, sorgt vielerorts für Konflikte. Der Flecken Ottersberg beackert die Problematik seit 2019 mit einer kreativen Lösung. Kern des Konzepts ist die freiwillige Schaffung von Ausgleichsflächen durch die Landwirte. Dieser sogenannte Ottersberger Weg, der auf Kooperation statt Konfrontation setzt, hat nach Auffassung der Beteiligten in die richtige Richtung geführt und soll fortgesetzt werden. Das schlägt die Gemeindeverwaltung den politischen Entscheidungsträgern im zuständigen Ratsfachausschuss vor, der am Donnerstag tagt.
Vor Jahren hatte der ehrenamtliche Landschaftswart Wolfgang Mohr im Auftrag der Gemeinde ermittelt, dass rund 20 Hektar an öffentlichen Wirtschaftswegen und Flächen in Otterstedt, Fischerhude, Ottersberg und Narthauen „fremdgenutzt“ würden – und entsprechende Ziele für Ausgleichsmaßnahmen berechnet. Posthausen blieb damals außen vor: Auf dem Moor besteht die Problematik aufgrund der Dammlage der Wege und der begleitenden Entwässerungsgräben nicht.
Nachdem politisches Einvernehmen darüber erzielt worden war, dass nicht jeder landwirtschaftlich genutzte Wegeseitenrand 1:1 an Ort und Stelle wieder herzustellen, sondern an anderer Stelle ein Ausgleich zu schaffen sei, startete dieser Ottersberger Weg mit einer Probezeit von zunächst drei Jahren.
In Eigenverantwortung säen Landwirte zum Ausgleich für andernorts verloren gegangene Seitenräume seitdem auf ihren Äckern selbst gewählte Flächen ein, die Insekten und Kleinwild Nahrung und Lebensraum bieten.
Jetzt legt die Gemeindeverwaltung auf Basis der Ergebnismeldungen aus den Ortschaften eine Aufstellung der 2021/22 geschaffenen Blühflächen vor. Aus Narthauen wurden demzufolge Maßnahmen auf sieben Flurstücken gemeldet. Die dortigen Ausgleichsflächen erstreckten sich über insgesamt 0,8 Hektar. In Ottersberg säten Landwirte auf 22 verschiedenen Flurstücken insgesamt 4,9 Hektar für die Artenvielfalt ein, in Otterstedt auf 17 Flurstücken zusammen 2,4 Hektar, und aus Fischerhude wurden Ausgleichsmaßnahmen auf 10 Hektar, verteilt über 53 Flurstücke, gemeldet.
Die Zahlen ergänzt die Verwaltung in ihrem Bericht um Lagepläne, auf denen die einzelnen Flurstücke gekennzeichnet sind. Auf eine Überprüfung der angesäten Flächen vor Ort verzichtete die Gemeinde nach eigenen Angaben – der Ottersberger Weg basiert auf Vertrauen.
Rund 20 Hektar überackerten Gemeindeflächen stehen demzufolge nun 18,1 Hektar neu geschaffene Blühflächen gegenüber. Damit gilt das 2019 erklärte Ziel, zum Ende der Probezeit eine Fläche von insgesamt 16,1 Hektar seitens der Landwirtschaft als Blühstreifen angelegt zu haben, als erreicht. Nachdem das Soll rechnerisch mehr als erfüllt wurde, gehen die Beteiligten nun ins Gespräch, wie genau es mit dem Ottersberger Weg weitergehen soll.