Groß Heins – Die Hegerundfahrt der Kreisjägerschaft Verden hat Tradition und die Gelegenheit, sich an verscheidenen Stationen ein Bild von den Maßnahmen für den Naturschutz zu machen, nutzten zahlreiche Kreistagsmitglieder und Landtagsmitglied Eike Holsten (CDU). Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Jürgen Luttmann und die Ortsvorsteherin Chatarina Luttmann führten die Teilnehmer durch die Gemarkung Groß Heins und an der Kreisgrenze.
Jürgen Luttmann nutzte das kleine Jubiläum 15 Jahren Hegefonds für ein kurzes Resümee der Aktivitäten der Jägerschaft, die durch die Förderung des Landkreises Verden finanziert wurden. Er nannte das Konzept eine Erfolgsgeschichte für den nachhaltigen Arten- und Biotopschutz. Den Anfang hatte der Hegefonds mit dem Ende der Zwangsbrachen genommen, auf denen ab 2007 nachwachsende Rohstoffe für die Energiegewinnung angebaut werden durften. Im Landkreis Verden entwickelten die Jägerschaft und die untere Naturschutzbehörde mit Beratung durch das Landvolk seinerzeit den Hegefonds. Dies folgte aus der Strategie der Bundespolitik zur biologischen Vielfalt. „Nachhaltige Jagd ist aktiver Schutz der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft“, sagte Luttmann.
In den 15 Jahren seien insgesamt 1 475 000 Euro zum Wohle der Artenvielfalt in der intensiv genutzten Kulturlandschaft in Kooperation mit einer Vielzahl von weiteren Geldgebern finanziert worden. Das Fundament für die Finanzierung der Hegefondsprojekte bilde die Unterstützung durch den Landkreis Verden, die nur von der Bingo-Umweltstiftung übertroffen werde, die in den letzten eineinhalb Jahrzehnten ungefähr 450 000 Euro für diese Arten- und Biotopschutzaktivitäten zur Verfügung gestellt hat. Weitere Förderungen kamen aus dem europäischen PFEIL-Programm, von der Landesjägerschaft Niedersachsen, der Stiftung der Kreissparkasse Verden, der Volksbank Aller-Weser und von der bayerischen „Mensch und Schöpfung, Otto und Therese Stumpf Stiftung“, sowie Spenden vom Lions Club und lokalen Firmen oder privaten Spendern. Luttmann zählte als Bilanz die vielen unterschiedlichen Projekte auf. In dieser langen Liste fanden sich 56 Feuchtbiotope, 23 Hegebüsche, 22 Obstwiesen, über 10 000 Lerchenfenster, 670 Hektar Blühstreifen, 1925 Nistkästen, 66 Wildbienenhotels, 320 Kilometer Wildunfallverhütung und über 500 Fallen für die Beutegreiferbejagung im Prädationsmanagement wieder.
Auch überregional sei dieses Engagement für den Naturschutz und die Artenvielfalt beachtet worden. So erhielt die Verdener Jägerschaft im letzten Jahr den Niedersächsischen Umweltpreis der Landesregierung. Für 2023 nominierte die Bingo Umweltstiftung die Jägerschaft für einen Preis auf Bundesebene, und zwar für den Deutschen Engagementpreis. Vom 12. September bis zum 24. Oktober findet eine Abstimmung für diesen Publikumspreis statt. Luttmann warb bei allen Teilnehmern der Hegerundfahrt für Unterstützung und viele Zustimmungen über die relevante Internetseite, die noch veröffentlicht werde.
Auf der Rundfahrt selber wies Jürgen Luttmann im Heinser Jagdrevier auf die Unterschiede bei den geförderten Blühstreifen hin. An einer Station hatten die Jäger auf einem 300 Meter langen Wegerandstreifen, auf dem im vergangenen Jahr eine nicht mehr benötigte Gasleitung demontiert worden war, eine autochthone Blühmischung mit regional zertifiziertem Saatgut ausgebracht. „Für solche Flächen, die langfristig als Blühfläche zur Verfügung stehen, ist dieses exklusive Saatgut genau die richtige Wahl“, so Luttmann zu den Beteiligten der Hegerundfahrt. Für die sonst intensiv genutzten Ackerflächen, die nur ein bis drei Jahre zur Verfügung stehen, gebe es jedoch geeignetere Mischungen. „Sie stehen in ausreichender Menge zu einem vertretbaren Preis zur Verfügung und ihre Zusammensetzung ist optimal auf die positive Wirkung für die Arten der Feldflur ausgerichtet“, so Frederik von Bremen, der für die Entwicklung der Saatgutmischungen in der Jägerschaft verantwortlich ist. Er informierte auch über die ersten Ergebnisse bei der neuen Saatmischung GAP Plus, dessen Förderprojekt mit Pilotcharakter kürzlich mit weiteren 10 000 Euro kurzfristig von der Bingo Umweltstiftung aufgestockt wurde. Der Geschäftsführer der Bingo Umweltstiftung, Carsten Behr, überzeugte sich auch persönlich von dem Projekt und betonte die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Verdener Hegefonds, wodurch die Bewilligung für die genannte Aufstockung sehr schnell möglich gewesen sei.
Die Jägerschaft versteht sich mittlerweile selbst als einen der größten Naturschutzverbände in Niedersachsen. Und so schloss ein Austausch zwischen den vielen Experten in Sachen Naturschutz aus Ehrenamt, Politik und Verwaltung, schloss die Veranstaltung ab. Zuvor demonstrierte der stellvertretende Vorsitzende, Hauke Schormair, noch die Kitzrettung mittels Wärmebilddrohne auf einer Lehrdewiese. Als Kitzersatz diente eine Wärmflasche. Alleine in der Mahdsaison 2023 seien 615 Rehkitze im Landkreis Verden gerettet worden, berichtete Schormair.