07.09.2024 VAZ: „Beinahe den Wald abgefackelt“

Nach brennenden Hochsitzen im Jagdbezirk Völkersen ist die Empörung groß

Vier sogenannte Jagdkanzeln brannten ab, bei vier weiteren fand sich leicht entflammbares Material am Boden. Auch sie sollten offenbar zerstört werden. Foto: Polizei Verden

KATRIN PREUSS

Völkersen – Vier Hochsitze gingen am vergangenen Wochenende in Völkersen, nahe dem Spanger Forst, in Flammen auf. Vier weitere Jagdstände blieben von Bränden verschont. Zu ihren Füßen fand sich aber leicht entflammbares Material. Für die Polizei steht demnach zweifelsfrei fest, dass es sich in allen Fällen um – versuchte – Brandstiftung handelt.

Während die Beamtinnen und Beamten in alle Richtungen ermittelt, auch was das Motiv angeht, macht sich vor Ort Empörung und Ratlosigkeit breit.

Nur einer der betroffenen Hochsitze steht im Spanger Forst, die übrigen sieben gehören Dr. Burkart Fischer. Der frühere Verdener Anwalt ist seit zwölf Jahren Pächter eines 275 Hektar großen Teilreviers, begrenzt von der Bundesstraße 215 und der Kreisstraße 17, im Jagdbezirk Völkersen. Den entstandenen Sachschaden schätzt er auf 12000 bis 15000 Euro. Doch das ist es nicht allein, was ihn beschäftigt.

„Angesichts der Tatsache, dass es nur meinen Bezirk betrifft, fühle ich mich sehr ungut“, beschreibt er vorsichtig seine Emotionen, um dann „Ich weiß nicht, wer mir ans Leder will!“ nachzuschieben. Er sei zwar stets „ein Anwalt mit Pfeffer“ gewesen, habe aber als Jagdpächter noch nie mit jemandem Streit gehabt, sagt er. Und die Kreisjägerschaft sei „unglaublich aktiv“, leiste „eine erstklassige Aufklärungsarbeit“, um zu zeigen, dass Jäger „keine Totschießer, sondern engagierte Naturschützer“ seien. So habe er weder für einen „Zündler“, der es brennen sehen wolle, noch für jemanden, der ihn und die Jägerschaft schädigen wollte, Verständnis. Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, unterstellt dem oder den Unbekannten eine erhebliche kriminelle Energie. Er bewertet den Vorfall als schwere Brandstiftung, bei der billigend in Kauf genommen worden sei, „dass der ganze Wald abfackelt“, sagt er.

Völkersens Ortsbürgermeister Andreas Noltemeyer stimmt ihm zu. Er ist froh, dass die Brandstiftungen keine gravierenderen Folgen hatten. Für ihn steht fest: „Das ist kein Dumme-Jungen-Streich.“

„Im Hochsommer in der Nähe von Feldern und Wald Feuer zu machen, ist fahrlässig“, stellt Tobias Gebers fest. Erst ist Revierförster im Spanger Forst und darüber hinaus Kreiswaldbrandbeauftragter. Er weiß: Obwohl dieser Sommer bislang relativ feucht war, hätte an besagtem Wochenende einiges mehr passieren können.

„So eine Tat muss vorbereitet worden sein“, geht Jürgen Luttmann davon aus, dass es sich nicht um eine spontan umgesetzte Idee handelte. Dazu, das bestätigt Burkart Fischer, stehen die Hochsitze zu weit auseinander. Zwischen 400 und 500 Meter Abstand liegen jeweils dazwischen. Die Lage sei „ausbaldowert“ worden, denkt auch Andreas Noltemeyer, will dabei aber nicht ausschließen, dass beim Täter Ortskenntnisse mit im Spiel waren.

Wer immer etwas gegen das Töten von Tieren hat, solle seine Kritik verbal äußern, fordert der Ortsbürgermeister abschließend. „Diese Maßnahmen“, sagt er mit Blick auf die Brandstiftungen, „führen zu nichts Gutem. Sie spalten die Gesellschaft nur noch mehr.“

Sachbeschädigungen in Jagdrevieren sind indes keine Seltenheit. Zwei- bis dreimal pro Jahr würden gar Sprossen von Hochsitzleitern angesägt, sagt Jürgen Luttmann. Burkart Fischer berichtet davon, dass im vergangenen Frühjahr Unbekannte einen Weg in seinem Teilbezirk mit Holzstämmen blockiert hatten. Und im Herbst 2023 hätte jemand in einem seiner Jagdstände die Sitzgelegenheiten herausgerissen und hinuntergeworfen.

Gänzlich verhindern lässt sich solches Treiben wohl nicht. Revierförster Tobias Gebers und Völkersens Ortsbürgermeister Andreas Noltemeyer appellieren an Spaziergänger und andere Waldnutzer dennoch, aufmerksam zu sein. „Mit offenen Augen durch Land und Wald zu laufen, ist sicher nicht verkehrt“, meint Gebers. Und Noltemeyer rät: „Wenn da ein Auto steht, das da nicht hingehört, ruhig mal das Kennzeichen merken.“