KATRIN PREUSS
Verden – Wenn man die Bäume vor lauter Kindern nicht sieht, dann könnte es – zumindest in Verden – daran liegen, dass die Kreisjägerschaft ein weiteres Mal ihre Waldjugendspiele veranstaltet. Gestern startete die 45. Auflage, die aufgrund der vielen Anmeldungen in diesem Jahr erstmals an vier Tagen stattfindet.
Und so wetteifern bis einschließlich Freitag insgesamt rund 1200 Viertklässler von 20 Grundschulen aus dem Kreisgebiet mit Wissen und Geschicklichkeit darum, wer am Ende den Wanderpokal, einen hölzernen Keiler, für ein Jahr in seine Schule holt und einen Baum des Jahres – 2024 ist das die Mehlbeere – auf seinen Schulhof pflanzen darf.
Welche Tiere hinterlassen welche Fährten? Wozu gibt es Nisthilfen? Wodurch kann ein Waldbrand entstehen? Wer als „Luchs“- oder „Uhu“-Team mindestens den Tagessieg erreichen will, der muss recht gut Bescheid wissen, sollte Bäume am Laub erkennen und Bewohner des Waldes benennen können.
Wie gut, dass der Wald Ende der dritten, Anfang der vierten Klasse Thema ist im Sachkundeunterricht. Da können die Mädchen und Jungen die frisch erworbenen Kenntnisse gleich mal anbringen. Und diese, so stellten mehrere Betreuer an den Stationen fest, seien bei den Kindern aus ländlichen Gemeinden oft fundierter als bei denen aus der Stadt.
Für einen gewissen Ausgleich sorgen die Jägerinnen und Jäger, indem sie Geschicklichkeitsspiele unter die Aufgaben mischen. „Wir wollen ja, dass alle Kinder ihre Stärken einbringen können“, erklärt Arnd-Arde Tränkle, Mitglied des elfköpfigen Organisationsteams.
Der Mix kommt an. „Die Kinder gucken am Morgen oft noch skeptisch“, hat Tränkle beobachtet. „Aber mittags gehen alle mit einem Lächeln nach Hause.“
Nach der besten Station gefragt, muss Helene nicht lange überlegen. „Ich fand das Balancieren richtig cool – und das Hornblasen“, sagt die Grundschülerin aus Blender. Ihre Klassenkameradin Eske ergänzt die Highlights noch um die Aufgaben rund ums Thema Waldbrand. Und Mitschüler Hlib hat definitiv beim Kegeln und Zielwerfen den meisten Spaß gehabt.
„Ein tolles Erlebnis“, fasst Klassenlehrerin Nicole Kretschmar den Tag für ihre Schützlinge zusammen. Sie hat schon mehrfach Schüler zu den Waldjugendspielen begleitet und weiß daher auch um die Nachhaltigkeit der Veranstaltung. Nicht nur, was das Wissen um die Natur betrifft. Auch das Agieren in der Gruppe schätzt die Pädagogin, bringt es doch Kinder zusammen, die in der Schule kaum etwas miteinander zu tun haben.
Die Klasse mit dem erfolgreichsten Team sowie eine unter allen ausgeloste Klasse dürfen einen Tag im Wildpark Lüneburger Heide verbringen. Die Anreise unterstützt die Jägerschaft mit je 500 Euro.
Die Anreize für die Mädchen und Jungen sind also klar. Doch was veranlasst die Mitglieder der Kreisjägerschaft, unterstützt von Betriebshof, Imkern, Feuerwehr, Forstbetriebsgemeinschaft und vielen Eltern, dazu, immer wieder diesen organisatorischen und logistischen Aufwand zu treiben? „Es ist wichtig, dass die Kinder wissen, was sich in der Natur abspielt“, sagt Heinrich Stradtmann aus Blender, der schon häufig Stationen im Parcours betreut hat. „Du kannst nur das schützen, was du kennst“, stellt Arnd-Arde Tränkle fest.
„Der Spaß an der Sache“ und die positive Außendarstellung der Jägerschaft sind für Stefan-Eric Schulz und Christian Dietz-Beuss entscheidende Gründe zur Teilnahme. Die beiden Jäger sitzen an diesem Vormittag an Station elf des „Luchs“-Parcours und haben jetzt ein sechsköpfiges Team aus der 4b der Verdener
Jahnschule vor sich stehen.
Die Mädchen und Jungen haben gerade ihr großes Erfolgserlebnis gehabt. Kein anderes Team habe so wenig Zeit benötigt, um beim Balancieren auf dem Baumstamm die volle Punktzahl zu erreichen, berichten sie. „Wir waren die Schnellsten“, stellt Wojcik voller Stolz fest.
Er erweist sich bei den anschließenden Fragen nach dem Ökosystem Wald als Pfiffikus. Er weiß, dass Totholz ein „Haus für die Insekten“ ist und dass daraus neue Erde wird. Bei der Frage der beiden Jäger, was denn auf dem Waldboden noch so entsteht, muss der Vierklässler zunächst passen. „Dünger“, wollen Schulz und Dietz-Beuss als Antwort hören und geben einen Tipp: „Das schmeißen die Bauern auch aufs Feld“, sagt Stefan-Eric Schulz. Jetzt fällt es Wojcik ein: „Kacke!“
Die Tagessieger
Die erfolgreichen Teams vom ersten Tag der Waldjugendspiele stammen aus folgenden Klassen und Grundschulen:
Parcours Luchs:
1. 4b, Grundschule am Lönsweg, Verden;
2. 4a, Grundschule Blender, 4a;
3. 4b, Friedrich-Ludwig-Jahn-Schule, Verden.
Parcours Uhu:
1. 4d, Grundschule am Sachsenhain, Verden;
2. 4b, Nicolaischule Verden;
3. 4c, Grundschule am Sachsenhain.