18.01.2025 VAZ: „Wirbel um die Raubwildwoche“

Hegering und Kreisjägerschaft reagieren auf Kritik von Peta

Heute beginnt wieder die Raubwildwoche. Kritik daran übt die Tierschutzorganisation Peta. Diese weisen der Hegering Thedinghausen und die Kreisjägerschaft zurück. © Walter

Thedinghausen – Heute startet im Hegering Thedinghausen die sogenannte Raubwildwoche. Dabei liegt das Augenmerk auf der Jagd nach Raubsäugern wie Waschbären, Marderhunden oder Füchsen. „Als anerkannter Naturschutzverband unterstützen wir Jäger die Schwachen und regulieren die Gewinner“, begründet Hegeringleiter Dettmar Frese diese Woche.

Als anerkannter Naturschutzverband unterstützen wir Jäger die Schwachen und regulieren die Gewinner.
Dettmar Frese, Leiter Hegering Thedinghausen

Doch es gibt auch heftige Kritik seitens der Tierschutzorganisation Peta, die keinen Grund sieht, diese Tiere zu töten, „da laut Tierschutzgesetz ein ‚vernünftiger Grund‘ für das Töten eines Tieres vorliegen muss“, schreibt die Organisation in einer Mitteilung, die der Redaktion vorliegt. Bei der flächendeckenden Jagd auf Füchse ist ein solcher nach Auffassung der Tierrechtsorganisation jedoch nicht gegeben“, so Peta. Das Argument des Artenschutzes bezeichnet die Organisation als „Deckmantel“ für die Fuchsjagd. Am 25. Januar, dem Ende der Raubwildwoche, „sollen die getöteten Tiere dann beim ‚Streckelegen‘ zur Schau gestellt werden“, formuliert es die Tierschutzorganisation. „Das Gemetzel muss aufhören“, so Peter Höffken, Fachreferent bei Peta. „Es gibt keinen Grund, die Tiere massenhaft zu töten. Sie sind wichtig zum Erhalt eines gesunden Ökosystems und dürfen nicht einer blutigen Freizeitbeschäftigung zum Opfer fallen. Da die Jägerschaft kein Einsehen hat, muss die Politik endlich handeln.“

Das sieht Jürgen Luttmann, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Verden, etwas anders: „Wir leben in einer Kulturlandschaft, in der durch den menschlichen Eingriff in die Natur einige Arten profitieren und andere Arten leiden“, so Luttmann, der die Vorwürfe der Tierschutzorganisation kennt. Peta appelliert in dem Schreiben, die Fuchsjagd aus Tierschutzgründen umgehend zu stoppen, und fordert die Landesregierung auf, das Landesjagdschutzgesetz daraufhin zu ergänzen und ein Jagdverbot für Füchse und andere Beutegreifer festzuschreiben.

Für die Jägerschaft steht die Schaffung von Biotopen durch das Anlegen von Teichen, Hecken und Blühstreifen im Vordergrund. Allerdings müssen die Gewinner dieses Wandels zur Kulturlandschaft, zu denen auch die Raubsäuger wie Fuchs, Marder und in jüngster Zeit auch die Neozoen Waschbär und Marderhund gehören, reguliert werden, damit die Verlierer wie die Wiesenbrüter und andere Arten, die zum Beuteschema der Raubsäuger gehören, langfristig überleben können. „Sie sind eben Nahrungsquelle der Raubtiere“, sagt Luttmann. Er fügt hinzu, dass sich die vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft in den vergangenen Jahrzehnten schon verändert hat. Die Kreisjägerschaft hat über die Zeit zahlreiche Teiche, neue Hecken und unzählige Blühstreifen geschaffen.
„Da ist der Hegering Thedinghausen beispielhaft bei der Renaturierung der Eyter zu nennen, bei der die Jäger beteiligt waren. Auch die vielen Maßnahmen in den angrenzenden Revieren wie dem des Hegeringes Wesermarsch sind mit Vorbildcharakter zu nennen.“

Das reicht aber nicht, wie in Zahlenwerken und Statistiken ganz klar zu erkennen ist. Hier nennt die Jägerschaft die Wildtiererfassung, die die Tierärztliche Hochschule Hannover seit über 30 Jahren mit der Jägerschaft durchführt. Jürgen Luttmann spricht noch nicht von einer Invasion des Waschbären, der bis Anfang der 2000er-Jahre in der Wesermarsch gänzlich keine Rolle gespielt hat, die Population habe sich aber besorgniserregend vermehrt. Das zeigen eben auch die erlegten Tiere im Hegering Thedinghausen, wo auch schon einige Marderhunde zur „Strecke“ gehören. Dass sich dann noch der Fuchsbestand seit den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts fast verdoppelt hat, ist ebenso an den Zahlen zu sehen.

Jürgen Luttmann begründet dies damit, dass die Tollwut durch Impfung damals besiegt wurde, die somit als Faktor der Regulation ausfällt, was eben jetzt Einfluss auf die Beutetiere des Fuchses hat. So hält Luttmann die Argumentation von Peta in Sachen Fuchs, der sich größtenteils von Mäusen ernähre, wie die Tierschutzorganisation schreibt, auch für Augenwischerei. Denn Füchse erlegen zwar in der Hauptsache Mäuse, daneben aber auch Kaninchen, Jungwild wie Hasen und sogar Rehkitze, zudem Vogelgelege und Jungvögel, informiert der Deutsche Jagdverband. Weitere Argumentationen von Peta, dass der Rückgang von Feldhasen auf einen Lebensraumverlust oder ein schwindendes Nahrungsangebot zurückzuführen sei, wie es in der Pressemitteilung heißt, widerlegt Luttmann anhand seiner vielen Statistiken.

Und die Kreisjägerschaft Verden hat 2019 in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises ein kreisweites Prädationsmanagement-Projekt gestartet, mit Schwerpunkt in den Naturschutzgebieten. Die eingeleiteten Maßnahmen greifen offensichtlich und die Bestandskurven etwa bei Hasen und Brutvögeln gehen wieder ganz deutlich nach oben. „Trotz einiger E-Mails unbekannter Herkunft, in der wir mehrfach aufgefordert werden, die Raubwildjagd einzustellen, werden wir sie nicht absagen“, macht Hegeringleiter Dettmar Frese klar, und wird noch deutlicher: Waschbären oder Marderhunde seien invasive Arten gehörten gar nicht hierher.

HA/CWA|