14.04.2025 VAZ: „Noch ein heller Fleck“

Vorsichtsmaßnahme: Schilder weisen in Achim auf Wolfsgebiete hin

Mit einem Schild machen Udo Faulstich (rechts) und Norbert Strübl auf durchziehende Wölfe in Achim aufmerksam. © Leipold

Achim – „Heute haben wir kaum mehr einen Ort in Niedersachsen, wo kein Wolf gesichtet wurde“, sagte unlängst Raoul Reding, Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft Niedersachsen, im Langwedeler Rathaus, als er das Wolfsmonitoring Niedersachen vorstellte. Das gilt auch für Achim. „Es ist jederzeit damit zu rechnen, dass hier auch ein Wolf durchzieht“, sagt Uesens Jadgpächter Udo Faulstich vom Hegering Achim. Vor seinem Auto sei auch schon ein Wolf gesessen. „Meine Tochter hat vor einem Jahr an der Stelle einen Wolf gesehen, der ist im Moor von der Wildkamera festgehalten worden“, berichtet Norbert Strübl, Besitzer des Hofs Steller Berg, und zeigt auf die Wiese, die Badenermoor und seinen Hof trennt. Vor gut einem Monat sei wieder ein Wolf im Badenermoor gesichtet worden. Faulstich vermutet, dass der Wolf aus Haberloh oder Hellwege durch das Moor in diese Ecke kam. „Das Damwild wandert mehr nach Uesen ein“, beobachtet Faulstich und schließt daraus: „Mit dem Wild wandert der Wolf.“

Es ist jederzeit damit zu rechnen, dass hier auch ein Wolf durchzieht.

Udo Faulstich, Hegering Achim

Achim selbst ist auf der Karte des Wolfsmonitoring noch ein heller Fleck. Ein Wolf ist der Karte nach im Monitoringjahr 2024/2025 eindeutig nachgewiesen worden. Um auf die mögliche Begegnung mit einem Wolf aufmerksam zu machen, hat Strübl nun am Rand seiner Weidefläche ein gelbes Schild aufgestellt.

Dieses weist deutlich daraufhin: Vorsicht Wolfsgebiet. Und gibt die Anweisung, Hunde an der Leine zu führen und Kinder zu beaufsichtigen. Etwa 50 solcher Schilder hat der Hegering Achim bestellt. Denn: „Wir haben Risse durch den Wolf festgestellt.“ Für den Landkreis Verden verzeichnet das Wolfsmonitoring seit 2008 mit dem Stand 20. März 2025 insgesamt 19 Übergriffe, 62 tote Tiere, fünf verletzte Tiere und ein verschollenes Tier. Für das Monitoringjahr 2024/2025 wurden fünf Übergriffe, acht tote Tiere und ein verletztes Tier im Landkreis gemeldet.

Oft seien die Menschen überrascht, dass es den Wolf auch in Achim gebe. „Sie denken, dass er in der Lausitz ist und nicht hier“, macht Strübl immer wieder die Erfahrung. Auch die Jäger werden auf die Wölfe angesprochen, wie neulich, als sie einen Stand auf dem Wochenmarkt hatten. Gefragt werde auch da, ob es den Wolf hier wirklich gebe und wie hoch die Chance sei einen zu sehen.

Inzwischen hat Strübl um die Weiden seiner Gallowayrinder je einen Herdenschutzzaun gezogen. Dafür hat er Fördermittel vom Land Niedersachsen erhal-ten. Möglich ist das durch die Richtlinie Wolf, die eine „Förderung der Minderung oder Vermeidung von durch den Wolf verursachten wirtschaftlichen Belastungen in Niedersachsen“ bewirken soll. Laut dem zu stellenden Antrag darf mit der Maßnahme erst nach der Bewilligung begonnen werden. Nicht finanziert werden Folgemaßnahmen, wie der Aufbau und die Unterhaltungskosten.

Die Förderung für den Herdenschutzzaun habe er erhalten, da es nachgewiesene Risse im Umkreis gegeben habe.

„Wir haben viele invasive Arten, wie den Marderhund und Waschbär, da redet keiner darüber, ob dieser Bestand reduziert wird“, merkte Strübl an. In Schweden und der Schweiz gebe es eine Wolfsregulierung. In Schweden etwa gab es zu Beginn des Jahres eine Lizenzjagd, bei der die Region sowie Anzahl der Wölfe festgelegt wird, die erlegt werden darf.

Inzwischen hat sich der rechtliche Status des Wolfs geändert, zumindest was die EU betrifft. Ende 2024 hat der Europarat dafür gestimmt, den Schutzstatus des Wolfes abzuschwächen. Grund ist laut Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft die steigende Zahl an Wölfen in Europa und der Nutztierrisse.

Ob und wann die Regelung in Deutschland gilt, ist unklar. Und: „Die Erfahrung zeigt: Das Oberlandesgericht kann zurücknehmen, was eine Naturschutzbehörde entschieden hat“, sagte Strübl mit Blick auf Abschussgenehmigungen, die unter strengen Voraussetzungen möglich sind.

Einen Punkt betonen Faulstich und Strübl deutlich: „Wir wollen den Wolf nicht ausrotten.“ Immerhin: „Ein Wolf macht das, was er soll, er sucht Fressen“, erklärt Faulstich. „Aber er muss in seiner Stückzahl, wie jedes Wildtier, im Zaum gehalten werden“, schränkt er ein. Problematisch werde es dann, wenn er der Zivilisation nahe kommt oder gar eindringt. „Da, wo die Wölfe hinpassen und das Habitat groß genug ist, können sie sein.“ Das wären seiner Ansicht nach beispielsweise Truppenübungsplätze oder die Heide.

ANNE LEIPOLD

 

 

Hier geht’s zum Artikel in der Kreiszeitung: Noch ein heller Fleck: Schilder weisen in Achim auf Wolfsgebiete hin