VAZ 31.12.2025: „Haben Sie mehr Vertrauen in das Wirken der Jägerschaft“

LESERBRIEF

Gerissenes Schaf - Foto: Gerken/ VAZ

Sehr geehrte Frau Raczkowski, für den Bericht in der VAZ bekommen Sie meinen höchsten Respekt. Ich kann gut nachvollziehen, wie schwer Ihnen dieser Schritt gefallen ist. Trotzdem muss ich Ihnen leider sagen, dass Sie mit der Schlussfolgerung immer noch an der Realität vorbei argumentieren.

Wir beide teilen den höchsten Respekt für den Menschen Frank Fass, der seine Meinung zum Wolf konsequent vertritt, egal wem er damit auf die Füße tritt. Bei der Lösung der Herausforderung des Zusammenlebens mit dem Wolf in unserer Kulturlandschaft, vertritt er allerdings eine Meinung, die sehr auf eine Art ausgerichtet und die Artenvielfalt und die Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung hintenanstehen lässt.

Geld spielt dabei offensichtlich keine Rolle. Allein der Aufbau eines wolfsabweisenden Grundschutzes für alle Weidetiere in Niedersachsen würde nach einer Schätzung des niedersächsischen Umweltministeriums 2,2 Milliarden Euro kosten. Darin sind weder die Kosten für die Zaunwartung noch eine, von Frank angeregte und von Ihnen empfohlene Spezialistengruppe enthalten. Wie groß sollte diese Gruppe denn sein und mit welchen Rechten ist sie auszustatten? Angesichts des fehlenden Geldes für eine gesunde Infrastruktur, ein wettbewerbsfähiges Bildungswesen, eines zukunftsfähigen Renten- und Gesundheitssystems und vieles mehr, habe ich meine Zweifel, ob es sich bei den von Ihnen beschriebenen Maßnahmen wirklich um gut investiertes Geld handelt.

Sie haben in Ihren Berichten mehrfach angedeutet, dass Weidetierhalter überlegen, aufzuhören. Viele überlegen es nicht mehr, sie haben es bereits getan. Wissen Sie, was das für die offene Kulturlandschaft und die darin lebende Artenvielfalt bedeutet? Von den Auswirkungen der unter Hochspannung stehenden wolfsabweisenden Grundschutzzäune auf viele heimische Arten einmal ganz abgesehen.

Haben Sie mehr Vertrauen in das Wirken der Jägerschaft. Wie ein gedeihliches Miteinander mit dem Wolf in unserer Kulturlandschaft funktionieren kann, beschreibt das BJagdG im 31,2: „Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen …“ Das trifft auch auf das Wildtier Wolf zu!

JÜRGEN LUTTMANN
Vorsitzender der Jägerschaft Verden