03.03.2017 VAZ: Sonderseite 1 zum Kreisjägertag

Berichterstattung der Kreiszeitung:

Schutz der Artenvielfalt durch Prädationsmanagement – Jürgen Luttmann

In unserer Kulturlandschaft, in der die Regeln unberühr­ter, von Menschen unbeein­flusster Naturlandschaften in wesentlichen Teilen außer Kraft gesetzt worden sind, ist das Gleichgewicht zwischen Beutegreifer wie Fuchs, Mar-derarten und Waschbär so­wie Beutetiere wie Hase, Reb­huhn und Kiebitz nicht mehr da. Seit der Tollwutimmunisierung vor circa 30 Jahren gehen wir zum Bei­spiel beim Fuchs von einer Verfünffachung der Besätze aus. Zusätzliche Gefahr geht von den Neozonen Marder-hund und Waschbär aus, die sich in unseren heimischen Revieren mit rasender Ge­schwindigkeit ausbreiten. Forschungsergebnisse von unabhängigen Instituten zei­gen sehr deutlich, dass die ge­wünschte positive Entwick­lung bedrohter Tierarten, ins­besondere den bodenbrüten­den und bodenaufziehenden Arten, nur dann von Erfolg gekrönt wird, wenn parallel zur Biotopverbesserung gleichzeitig eine effektive Beutegreifer-Reduktion erreicht wird. Wissenschaftler der Univer­sität Osnabrück haben bei­spielsweise in einer Langzeit­studie über fünf Jahre festge­stellt, dass über zwei Drittel aller Gelege- und Kükenver­luste von bodenbrütenden Vögeln wie Rebhuhn, Fasan und Kiebitz auf das Konto der Beutegreifer ging. Anhand von Thermologger-Aufzeich-nungen wurde diese Aussage belegt. Die aufgrund dieser Erkenntnisse konsequent durchgeführte Beutegreifer-Bejagung verhalf den Wiesen­brütern im Forschungsgebiet zum viel beachteten Aufzuchterfolg. Fazit: Wird die Beutegreifer-Population durch gezielte, effektive und nachhaltige Bejagung auf ein erträgliches Maß reduziert, steigen der Brut- und Auf-zuchtserfolg von Bodenbrü­tern und anderen bedrohten Arten der Wiesen- und Feld­flur binnen weniger Jahre und es können sich wieder stabile Populationen dieser gefährdeten Tiere bilden. Die Jägerschaft Verden hat deshalb beschlossen, neben den biotopschaffenden Maß­nahmen, die gezielte Bejagung der meist nachtaktiven Beutegreifer durch die Instal­lation von tierschutzkonfor­men Lebendfallen zu fördern. „Die Reduktion von genera-listischen Beutegreifern er­fordert den konsequenten Einsatz von allen tierschutz­konformen Jagdarten. Die fachmännisch ausgeübte Fal-lenjagd ist dabei die effektivs­te Methode, den Bestand der nachtaktiven Beutegreifer zu regulieren“, erläutert der Vorsitzende der Jägerschaft, Jürgen Luttmann.

Für die Zukunft wünschen sich die Verdener Jäger ein vorurteilsfreies und gemein­sames Vorgehen aller Natur­schützer mit dem Ziel, die be­drohten Tierarten dauerhaft für nachfolgende Generatio­nen zu erhalten. „Wir wün­schen uns besonders, dass un­ser Artenschutzprogramm für die Öffentlichkeit trans­parent und verständlich ist und von der Bevölkerung mit großer Mehrheit unterstützt wird“, betonte der Vorsitzen­de der Jägerschaft, und ver­spricht gleichzeitig, die Be­völkerung über Ergebnisse des Artenschutzprogramms informiert zu halten.

 

Tierische Neubürger auf dem Vormarsch – Hilmer Kruse

Auf dem Verdener Kreisjägertag, der an diesem Wochenen­de im Verdener Niedersachsen­hof stattfindet, werden alljähr­lich die neuesten Zahlen und Entwicklungen zu den Wildtiervorkommen in unserer Region veröffentlicht.

Bereits im Vorfeld ist absehbar, dass sich Neozoen, wie Marderhund, Waschbär und Nutria, weiterhin stark ausbreiten. Während der Marderhund als Allesfresser ähnlich dem Dachs Einfluss auf bodenbrütende Ar­ten nimmt, verursacht der Waschbär als geschickter Klet­terer zusätzlich Schäden an Bru­ten von Singvögeln.

Anders verhält es sich beim Nutria: als fast reine Vegetarier re­sultieren die Schäden dieser Art aus dem Anlegen von Höhlen an Gewässerböschungen und Fraßschäden an landwirtschaft­lichen Kulturen. Nach Aufnah­me in das Jagdrecht im Jahr 2001 hat sich die Anzahl erleg­ter Tiere in Niedersachsen allein zwischen den Jahren 2010 bis 2016 von 5000 auf gut 10000 verdoppelt. Der Niedersächsi­sche Wasserverbandstag schlägt Alarm, weil mittlerweile Schäden im sechsstelligen Be­reich zu verzeichnen sind. Die Verdener Jägerschaft will diesen Problemen mit einem groß angelegten Fangjagdprojekt begegnen. Dafür sollen ausschließlich lebend fangende Fallen eingesetzt werden, so dass Schäden an geschützten Arten ausgeschlossen sind. Ein weiteres Thema ist die wei­terhin erforderliche starke Bejagung des Schwarzwildes, denn neben Schäden in der Landwirt­schaft ist dies im Hinblick auf die unvermindert grassierende Schweinepest in Osteuropa ein Gebot der Stunde. In Bezug hie­rauf gilt es jetzt, die Bestände zu reduzieren, um im Falle eines Ausbruchs der Seuche in unse­rer Region überhaupt eine Chance zur Schadensminderung zu haben.

Dass entgegen anderslautenden Meinungen eine Reduktion von Wildtierbeständen durch jagdliche Eingriffe möglich ist, haben die Verdener Jägerinnen und Jäger in den vergangenen Jahren eindrucksvoll bei der Re­duzierung örtlich überhöhter Damwildvorkommen bewiesen. Ich wünsche allen Besuchern er­lebnisreiche Stunden auf dem Verdener Kreisjägertag 2017!

 

Bedeutung von Kleingewässern – Antje Mahnke-Ritoff, Untere Naturschutzbehörde, Landkreis Verden

Kleingewässer, wie zum Beispiel Tümpel, Teiche und Weiher, allgemein ausgedrückt, alle Standge­wässer von weniger als ein Hektar, sind einerseits wich­tige Lebensräume für wasser­gebundene Pflanzen- und Tierarten, darunter zahlrei­che gefährdete Arten wie Am­phibien und Libellen, zum anderen erfüllen sie wichtige Funktionen in der Land­schaft, wie zum Beispiel als Trittsteine im Biotopverbund oder als Wasserspeicher. Naturnahe Kleingewässer sind daher in Deutschland be­sonders geschützt. Anderer­seits sind viele dieser Gewäs­ser durch natürliche Verlandung, Verfüllung, Verschmut­zung, übermäßige Nährstoffeinträge zum Beispiel durch Düngemittel aus der Landwirtschaft in ihrer Funktion beeinträchtigt. Dies führt zu einer abnehmenden Arten­vielfalt. Kleingewässer sind im Allgemeinen sehr arten­reiche Lebensräume und noch vor 200 Jahren gab es in unserer Landschaft eine Viel­zahl unterschiedlicher Typen wie natürliche Weiher, Tüm­pel, Mulden und Senken, die sich nach Überschwemmun­gen mit Wasser füllen, sowie von Menschen geschaffene Dorf- und Löschteiche, Mühl-und Fischteiche.

Heute sind zwischen 50 und 90 Prozent der ursprüngli­chen Kleingewässer aus unse­rer Landschaft verschwun­den. Viele der an diese Gewäs­ser gebundenen Amphibien zeigen heute starke Bestands­einbußen und werden auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten geführt.

Neben dem Erhalt der noch vorhandenen Kleingewässer, hat deren Neuanlage, Pflege und Wiederherstellung an geeigneten Stellen eine beson­dere Bedeutung für den Na­turschutz. Der „Verdener He­gefonds“ der Jägerschaft hat sich hier in den letzten Jah­ren sehr stark engagiert. Mit naturschutzfachlicher Bera­tung der Unteren Natur­schutzbehörde des Landkreises Verden werden in jedem Jahr neue Gewässer land­kreisweit angelegt und stark verlandete Teiche durch Entschlammung wiederherge­stellt. Dies ist ein wichtiger Beitrag für den Erhalt der bio­logischen Vielfalt in unserer Heimat.