Lars Köppler 22.01.2019
Wolfgang Mohr ist passionierter Jäger und bald auch Wolfsberater für den Landkreis Verden. Der 62-Jährige aus Quelkhorn genießt seinen Ruhestand in der Natur in vollen Zügen.
Die Quelkhorner Surheide liegt ihm zu Füßen, wenn er mit seiner Zwergrauhaardackeldame Lilly vor das Haus tritt oder aus dem Wohnzimmerfenster in die Natur schaut. Dass sich ein Mann wie Wolfgang Mohr in dieser Idylle seit vielen Jahren pudelwohl fühlt, ist absolut nachvollziehbar. Die heimische Tierwelt kann der passionierte Jäger aus weiter Entfernung beobachten. Ein Wolf ist dem 62-Jährigen in diesem Gebiet allerdings noch nicht begegnet. Dabei ist es doch das größte Raubtier aus der Familie der Hunde, das jüngst in den Lebensmittelpunkt des Ruheständlers gerückt ist. Das in diesen Gefilden seltene Tier fasziniert den Hundebesitzer so sehr, dass er sich in seinem Alter sogar noch einmal eine Ausbildung aufgebürdet hat – zum Wolfsberater für den nördlichen Teil des Landkreises Verden.
„Ich konnte nicht Nein sagen“
Für Wolfgang Mohr, der bis zum 31. Dezember 2017 als Prokurist bei der Fischerhuder Brüning-Gruppe beschäftigt war, ist die neue Aufgabe eine echte Herausforderung, der er nicht widerstehen konnte. „Ich konnte nicht Nein sagen“, erinnert sich Mohr an den Lockruf von Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, als der einen fachkundigen Nachfolger für Frank Fass und sein Team suchte. Doch bevor der Quelkhorner und sein für den Verdener Südkreis zuständiger Kollege Helmut Meyer aus Luttum die Kriterien für einen vollwertigen Wolfsberater erfüllen, ist er auf der Schulbank im für den Unterricht zuständigen Wolfsbüro Hannover gefordert. „Wir sind noch nicht zum Wolfsberater bestellt worden. Es fehlt noch eine Rissschulung, erst dann sind die Voraussetzungen erfüllt und wir können Nutztierrisse aufnehmen“, muss Wolfgang Mohr, der seit vielen Jahren aktives Mitglied der Kreisjägerschaft ist, noch eine Hürde überwinden.
Auf den gelernten Kaufmann, der sich als ehemaliger Ottersberger Landschaftswart und Mitglied des CDU-Gemeindeverbandes in der Vergangenheit bereits einen Namen gemacht hat, wartet nach bestandener Ausbildung ein vielfältiges Aufgabengebiet. Ausgerüstet mit einem speziellen Set für die Spurensicherung ist Mohr dann befugt und in der Lage, eventuelle Nutztierrisse durch den Wolf aufzunehmen und auszuwerten. „Spusi-Arbeit am Objekt“, wie es der angehende Wolfsberater ausdrückt. Ein Zollstock, Plastikbeutel, Wattestäbchen für die Entnahme von DNA- und Losungsproben – das sind Utensilien, auf die ein Wolfsberater wie Wolfgang Mohr auf keinen Fall verzichten kann. Die Auswertung einer genetisch untersuchten Losungsprobe etwa kann aufzeigen, von welchen Wildtieren sich die Wölfe ernährt haben. „Man sollte aber keine vorschnellen Schlüsse ziehen“, muss Mohr auch bei einem vermeintlichen Riss durch einen Wolf eine seriöse Analyse leisten.
Ergebnisse gehen an Zentrale
Seine Ergebnisse schickt der 62-Jährige zunächst an die Zentrale, die Nachweise auf einen Nutztierriss durch einen Wolf und die entsprechenden Daten werden dann fürs Wolfsmonitoring in Niedersachsen gesammelt. Der Posten als Wolfsberater ist prädestiniert für einen wie Wolfgang Mohr, dem die Natur alles bedeutet. „Ich genieße den Luxus als Rentner, hier in der Surheide in die Natur zuschauen. Ich beobachte auch gerne Vögel und Kraniche, das ist der erste Vogel am frühen Morgen“, sagt der Frühaufsteher, der sich um die Ausbreitung des Wolfes und die damit verbundenen möglichen Gefahren derweil nicht sorgt. „Wir haben hier den Uhu, den Fischotter und den Biber – und jetzt kommt halt der Wolf zurück. Das ist doch ein Riesenerfolg für unsere Kulturlandschaft“, nimmt es Wolfgang Mohr gelassen.
Den Wolf sieht der Naturfreund und Jäger aus Quelkhorn keineswegs als seinen Feind an. „Das ist ein Raubtier, das Nahrung braucht und sich das nimmt, was es kriegen kann“, erklärt Mohr und fügt hinzu: „Ich bin weder Freund noch Feind. Es fasziniert mich, dass ich mich an der Kommunikation zwischen Mensch und Wolf beteiligen kann.“ Dass der Posten des Wolfsberaters im Landkreis Verden besetzt werden muss, findet der gelernte Kaufmann richtig. Auch seine große Leidenschaft, die Jagd, ist für Wolfgang Mohr aus der Gesellschaft nicht wegzudenken. „Wir Jäger bringen uns in breiter Front für die Natur ein“, wirbt er für seine Passion.
Zeit und Raum für andere Hobbys nimmt sich Mohr derweil nicht. „Mir fehlt es an nichts. Ich habe die Natur, das füllt mich aus“, sagt der Rentner und lässt – wie zum Beweis – den Blick in die Surheide schweifen.