Zum Artikel „Alle müssen ran“, erschienen am 20. Mai auf der Seite Kreis und Region.
In Ihrem Bericht zum Artensterben in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft wird in beeindruckender Weise das Idealbild einer naturnahen Bewirtschaftung beschrieben und dem Verbraucher ein umweltbewusstes Verhalten nahegelegt. Leider bleiben dabei einige wichtige Punkte unerwähnt.
Seit 1950 hat sich die Weltbevölkerung verdreifacht, und eine Bewirtschaftung wie vor 50 Jahren ist nicht mehr in der Lage, den Welthunger zu stillen. Gleichzeitig hat sich das Konsumverhalten deutlich verändert.
Laut einer Studie des WWF kann Deutschland schon heute nur 75 Prozent seines Bedarfes auf eigener landwirtschaftlicher Nutzfläche erwirtschaften. Wir benötigen deshalb auch Naturschutzmaßnahmen, die wir in den landwirtschaftlichen Produktionsprozess integrieren können.
Wie man unter der Überschrift „Alle müssen ran“ die über 300 Hektar Blühflächen, die jährlich mit der Imkermischung Verden oder im Rahmen des Verdener Hegefonds im Landkreis Verden angelegt werden, als nicht geeignet bezeichnen kann, ist uns ein Rätsel. Unbestritten ist die primäre Zielrichtung dieser Maßnahmen, die Unterstützung des „Nutztieres“ Honigbiene.
Die elf Saatanteile der Imkermischung Verden erfüllen die Kriterien des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums für Agrarumweltmaßnahmen. Viele Insekten, einschließlich vieler Wildbienen sowie Wildtiere, profitieren von der Blütenpracht dieser Mischung. Wer sich einmal mit offenen Augen in die Nähe eines solchen einjährigen Blühstreifens begeben hat, kann diese Aussage mit Sicherheit bestätigen.
Einen ganz anderen Einsatzschwerpunkt hat die Wildblumenmischung, die auf Initiative der CDU- und der SPD-Kreistagsfraktion vom Landkreis gefördert wird. Als Standorte für diese Mischung werden Flächen genutzt, die langfristig zur Verfügung stehen und aktuell als Steingärten, Rasen oder mit ähnlichem Bewuchs für Insekten nutzlos sind.
Diese Mischung aus heimischem Saatgut ist sicher ideal für heimische Insekten, benötigt aber mehrere Jahre für eine artgerechte Entwicklung.
Für einjährige Blühflächen ist sie ungeeignet und damit keine Alternative, sondern eine Ergänzung zur Imkermischung Verden. In unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft sollten wir alle Initiativen unterstützen und wertschätzen, die dem Erhalt der heimischen Artenvielfalt dienen.
Heinrich Kersten,
Initiator der Imkermischung, Jürgen Luttmann,
Vorsitzender der Kreisjägerschaft,
beide aus Verden