22.10.2020 VAZ: Beutegreifer bedrohen die Bodenbrüter

Europäische Union unterstützt Artenvielfalt durch Prädationsmanagement im Kreisgebiet

Bodenbrüter wie dieser Brachvogel in einem der Naturschutzgebiete sind immer seltener zu finden. Foto: Köhler

Landkreis – Der Erhalt der Artenvielfalt in der heimischen Kulturlandschaft ist ein Ziel, das die Jägerschaft seit vielen Jahren unterstützt. Doch den bedrohlichen Rückgang der am Boden brütenden Arten konnte sie bislang nicht aufhalten. Mit zahlreichen Natur- und Landschaftsschutzgebieten in feuchten Grünlandbereichen versucht der Landkreis Verden Wiesenvögel wie Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel oder Brachvogel zu unterstützen. Doch trotz extensiver Bewirtschaftung und artgerecht angelegter Biotope geht der Bruterfolg immer weiter zurück.

Das Biotop und die Witterung bestimmen den Bruterfolg maßgeblich, berichtet der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Jürgen Luttmann. In einer Pressemitteilung macht er aber auch auf wissenschaftliche Untersuchungen aufmerksam, die mit systematischen Nestbeobachtungen in zahlreichen deutschen und europäischen Projektgebieten ergaben, dass viele Nester nachts von Raubsäugern zerstört wurden. In dieser Zeit sind die so genannten Prädatoren, Füchse, verschiedene Marderarten, Wanderratte sowie Neubürger wie Waschbär, Marderhund und das Mink, unterwegs.

„Die drei letztgenannten erobern Deutschland und nehmen auch im Landkreis Verden eine beängstigende Entwicklung“, schreibt Luttmann. Damit erhöhe sich die Gefährdung der bodenbrütenden Arten beträchtlich. Die Raubsäuger fressen nicht nur die Eier, sondern auch die nicht flüggen Jungen der Brutvögel und viele weitere Jungtiere. „Wenn wir die heimische Artenvielfalt erhalten wollen, gibt es nur zwei Stellschrauben: Lebensräume erhalten, ausbauen und qualitativ verbessern sowie Fressfeinde reduzieren“, sagt der Vorsitzende der Verdener Jäger. Das eine machten sie seit Jahren im Rahmen des Verdener Hegefonds. Nun müsse der massiv angestiegene Beutegreiferdruck verringert werden.

Die Jägerschaft Verden hat in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde in den vergangenen zwei Jahren ein Prädationsmanagementprojekt für Naturschutzgebiete im Landkreis aufgebaut. Gefördert wird das vom „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ (ELER) und der Bingo-Umweltstiftung. Örtliche Jäger fangen die Prädatoren mit Hilfe von Lebendfallen. Örtliche Jagdpächter stellen die Fallen in Eigenarbeit auf und betreuen sie ehrenamtlich.

Schon im vergangenen Winter, als drei Viertel der Fallen aufgebaut waren, seien die Ergebnisse gut gewesen. Überrascht wurden die Jäger von 150 gefangenen Waschbären, obwohl deren Anwesenheit zuvor weitgehend unbekannt war. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises dokumentiert weiterhin die Entwicklung der Bodenbrüterarten in den Naturschutzgebieten.