Leserbrief von R. Radecke zu „Immer wieder Zerstörungen im Revier“ mit Blick auf die Stellungnahme des Nabu „Fallenjagd wird auch kritisch betrachtet“.

Träume von einer Selbstregulierung können wir uns nicht mehr leisten

Foto: Köhler

Donnerstag, 04. Februar 2021, Verdener Aller-Zeitung / THEDINGHAUSEN

Dieser Bericht kann nicht unwidersprochen bleiben, zumal hier wider besseres Wissen „alternative Wahrheiten“ verbreitet werden. Mit diesen Zeilen möchte ich zur weiteren Aufklärung beitragen. Seit dem Jahr 2008 führt die Jägerschaft, in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde, Arten- und Naturschutzprojekte unter dem Dach des Verdener Hegefonds im Landkreis durch.

In dieser Zeit wurden über 50 Feuchtbiotope und zahlreiche Hecken mit einheimischen Sträuchern und Obstwiesen dauerhaft angelegt. Die Jäger haben gemeinsam mit Landwirten Maßnahmen wie Blühstreifen umgesetzt und weiterentwickelt, die in den landwirtschaftlichen Produktionsprozess integriert werden. Zusammen mit Schulkindern wurden über 50 Wildbienenhotels aufgebaut, um das Thema Insektensterben in den Blickpunkt zu rücken.

Erst in den letzten Jahren, als in wissenschaftlich begleiteten Großprojekten der negative Einfluss der Beutegreifer auf die gefährdeten Arten immer deutlicher wurde, hat die Jägerschaft Verden das Prädationsmanagement deutlich intensiviert, ohne dabei die Biotopverbesserung aus den Augen zu verlieren; denn eine nachhaltige Hilfe erreicht man nur, wenn beide Maßnahmen parallel durchgeführt werden.

Die Intensivierung der Beutegreifer-Bejagung erfolgte in enger Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde und mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union nach der Förderrichtlinie „Erhalt und Entwicklung von Lebensräumen und Arten“. Das Monitoring der Auswirkungen wird von der Unteren Naturschutzbehörde veranlasst.

All diese Punkte sind dem Vorstand des Nabu Verden detailliert vorgestellt worden und sind damit auch dem zweiten Vorsitzenden und dem Pressesprecher des Nabu Verden bekannt.

Die Jägerschaft Verden hat von Anfang an in die Verbesserung des Lebensraumes in unserer intensiv genutzten Feldflur investiert und arbeitet dabei auch mit Nabu-Mitgliedern vor Ort sehr konstruktiv zusammen. Jetzt steckt sie zusätzlich viel ehrenamtliches Engagement in die notwendige Reduzierung der Beutegreifer; denn in einer intensiv genutzten Kulturlandschaft benötigen viele Kleintierarten diese Unterstützung zum Überleben. Die Zeit des Glaubens an- und des Träumens von einer Selbstregulierung in einer Kulturlandschaft können wir uns zum Wohle der bedrohten Arten nicht mehr leisten.

Ralf Radeke
Wulmstorf

Leserbriefe geben die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

Hier finden Sie den Beitrag „Fallenjagd wird auch kritisch betrachtet“, VAZ, 01.02.2021