21.04.2021 VAZ: Gelbe Pracht: Die Rübsen blühen schon auf 22 Hektar

Die mehrjährige Saatmischung „Verdener Frühjahrsblüte" überzeugt: Insekten finden früh im Jahr Nahrung

Trotz der bisher meist kühlen Witterung bilden die Rübsen ein gelbes Blütenmeer. Heinrich Luttmann, Heinrich Kersten und Jürgen Luttmann (v.l.) bei der Sichtung. Foto: Haubrock-Kriedel

Landkreis – Nach dem Start 2019 mit drei Landwirten im Landkreis Verden geht das gemeinsame Pilotprojekt von Imkern, Landwirten und Jägerschaft – „Verdener Frühjahrsblüte“ – jetzt ins dritte Jahr. Längst ist das Interesse überregional groß. Die Aussaatmenge für August 2020 konnte von anfangs 200 Kilogramm auf 1 000 Kilogramm deutlich erhöht werden. Allein im Kreis Verden legten im August 2020 15 Landwirte 22 Hektar Blühstreifen mit der mehr- und überjährigen Blühmischung an.

Auch in diesem Frühjahr haben Landwirte, Jägerschaft und Imker die Neuansaaten von 2020 und die mehrjährigen Bestände aus 2019 fest im Blick. So trafen sich Landwirt Heinrich Luttmann, Jürgen Luttmann als Vorsitzender der Jägerschaft des Landkreises Verden und Imker Heinrich Kersten zur Sichtung einer Fläche in Klein Heins. Trotz des bislang sehr kalten Frühjahrs bilden dort zwischen einem Maisfeld und einem Wald die Rübsen bereits ein gelbes Blütenmeer.

Auch Wicken, Klee und Phacelia haben den Winter überlebt und stehen quasi „in den Startlöchern“.

„Das sowohl über- als auch mehrjährige Blühkonzept ist pflanzenbauseitig so konzipiert, dass die Blühflächen vor, während und nach der Rapsblüte bis in den Spätsommer den Insekten Nektar und Blütenpollen liefern. Zudem bieten sie Deckung und Äsung für Wild und Niederwild. Während neu ausgesätes Saatgut im Rahmen der etablierten Frühjahrsprojekte aktuell noch in der kalten Erde ruht und nicht vor Ende Mai blühen wird, hat die ,Verdener Frühjahrsblüte‘ vegetationsmäßig bereits ein halbes Jahr Vorsprung“, erläutert Heinrich Kersten die Vorzüge der Saatmischung.

Jürgen Luttmann weist darüber hinaus auf einen Vorteil bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest hin. „Wir Jäger werden von der Veterinärbehörde zum Erlegen der Wildschweine aufgefordert“, erklärt er. Sobald auf dem Feld der Mais stehe, würden die Tiere dort ein ideales Revier vorfinden und hätten beim Wechseln in den Wald eine ideale Deckung. Dabei müssen sie nun den Blühstreifen durchqueren, wo sich dem Jäger eine gute Sicht bietet.

Das Projekt „Frühjahrsblüte“ ist noch zu innovativ und wird daher aktuell im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen aus Hannover nicht gefördert. Eine Teilerstattung kann jedoch über den Hegefonds der Jägerschaft und des Landkreises Verden übernommen werden. Das konkrete Ziel aller Beteiligten ist die Aufnahme in die Förderung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2023.

„ Schon vor 40 Jahren habe ich gesagt: „Ich füttere auch lieber Schmetterlinge, als Interventionsgetreide anzubauen, aber wir müssen unseren Lebensunterhalt verdienen. Es kann nicht sein, dass die Anforderungen steigen, aber niemand bereit ist, für diese Maßnahme Geld in die Hand zu nehmen“, sagt Landwirt Heinrich Luttmann. ahk