Vielerorts sind die Preise für Wildbret im Keller. Ein Grund dafür: die fehlende Abnahme durch die Gastronomie. Wildhändler können nicht das an die Erzeuger zahlen, was letztere eigentlich für das hochwertige Lebensmittel verdient hätten. Jürgen Luttmann, Vorsitzender der Jägerschaft Verden, und sein Sohn Frank haben deshalb mit Unterstützung vieler weiterer Jäger eine neue Möglichkeit geschaffen, leichter heimisches Wild direkt an die Frau oder den Mann zu bringen. Wichtig für diesen Weg war auch eine Erleichterung der Weitergabe von Wildbret an Endverbraucher. Denn das niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat vor gut einem Jahr einen Erlass zur Direktvergabe herausgegeben. Zuvor war dies nur möglich, wenn Wildbreterzeugnisse in der eigenen Wildkammer hergestellt wurden. Damit waren hohe Hürden und viele Vorgaben verbunden. Nun ist es nicht nur möglich, die Dienste eines Sachkundigen (z.B. Metzgers) in den Räumen des Jägers zu nutzen, sondern letzterer darf dies auch in seinem eigenen gewerblichen Betrieb verarbeiten. Eine enorme Erleichterung also. Einige Metzgereibetriebe haben daher bereits „Wildtage“ eingeführt, an denen die zeitliche oder räumliche Trennung des Normalbetriebes gewährleistet werden kann. „Wir wollen mit unserer App Jäger und Wildbretinteressierte einfacher zusammenbringen“, beschreiben die Luttmanns ihr Ansinnen. Bereits 2018 kam die Idee auf und wurde einer größeren Zahl der Jägerschaftsmitglieder vorgestellt. Der Zuspruch war groß, aber die zu dieser Zeit noch herrschenden rechtlichen Hürden ließen die Umsetzung scheitern. Dennoch wurde das Konzept im kleinen Kreis weiterentwickelt. Im vergangenen Jahr gelang es dann mithilfe des Deutschen Jagdverbandes und der Landesjägerschaft Niedersachsen einen sechsstelligen Betrag für die Entwicklung einer App über ein Innovationsprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums zu erhalten. Doch alle neuen Marktplätze stehen zunächst vor der sogenannten Henne-Ei-Problematik: Wie bringt man nahezu gleichzeitig ausreichend Käufer und Verkäufer auf den Marktplatz, damit für die jeweils andere Seite überhaupt erst ein Mehrwert entsteht? Eine ansehnliche wie praktische Vermarktungsplattform genügt aber nicht, um das Konzept mit Leben zu füllen, weiß Frank Luttmann. Daher sei es nun umso wichtiger, dass möglichst viele Jägerinnen und Jäger ihre Produkte anbieten. Neben dem Umstand, dass die App bereits die Direktvermarktung an bestehende Stammkunden enorm vereinfacht, sollen Jäger mit vielen Vorteilen zur schnellen Nutzung der App motiviert werden.
Dank der Förderung kann die App bis Oktober dieses Jahres vollständig kostenlos genutzt werden. LJN-Mitglieder, die bis zum 15. Mai dieses Jahres mindestens ein Angebot mit der Waldfleisch-App erstellen, werden eine Basisversion der App sogar dauerhaft kostenlos nutzen können. Außerdem erhalten die ersten 1.000 Jäger, die sich in der App registrieren, die Premiummitgliedschaft dauerhaft zum halben Preis.
Schnelles Wachstum erwünscht
Um die Nachfrage anzukurbeln, ist eine große Online-Marketingkampagne geplant, die gezielt in den Regionen Verbraucher auf die App aufmerksam machen soll, in denen Jäger ihre hochwertigen Produkte über die App anbieten. Das heißt, dass dem Kunden immer der nächstliegende Anbieter angezeigt wird. So werden die frühzeitig teilnehmenden Grünröcke binnen kurzer Zeit viele neue Stammkunden gewinnen. Ein weiterer Vorteil: „Durch den direkten Kontakt können wir sogleich gute Öffentlichkeitsarbeit für unsere Passion betreiben“, so Jürgen Luttmann. Die Förderung des Bundesministeriums sichert außerdem die Weiterentwicklung der App auf Grundlage des Feedbacks aus der Jägerschaft. Auch über eine mögliche Zusammenarbeit mit der Wild-auf-Wild-Website z.B. im Hinblick auf Rezepte wurde bei einer Vorstellung der App beim DJV in Berlin bereits gesprochen. Doch zunächst muss die Plattform von vielen Jägern mit Produkten gefüllt werden. Wer mehr über die vielen Funktionen der App und das Projekt erfahren möchte, findet weitere Informationen auf der Website der Jägerschaft Verden www.jaegerschaft-verden.de.