Ausgabe 2 • April 2021 Landvolk Rotenburg-Verden: Rehkitzrettung

Gutes Timing ist das A und O

Von April bis Juni muss man mit frisch gesetzten Kitzen rechnen. Foto: Köhler

Rotenburg/Verden (sie). Im Früh­ling steht nicht nur die Mahd von Grünland oder Energiepflanzen an, sondern ebenfalls die Brut- und Setz­zeit vieler Wildtiere. Das hohe Gras scheint für die Jungtiere, wie bei­spielsweise frischgeborene Rehkit­ze, eine gute Deckung vor möglichen Angreifern zu bieten, jedoch nicht vor den landwirtschaftlichen Maschinen die für die Frühjahrsmahd eingesetzt werden müssen.

Anstatt zu fliehen drücken sich die Rehkitze in den ersten Lebenswochen bei Gefahr flach auf den Boden, ohne sich weiter zu bewegen. So werden sie bei der Mahd meistens schwer verletzt, nur selten werden sie dabei direkt getötet. Um dieses Leid best­möglich zu verhindern appelliert das Landvolk an seine Mitglieder den Mähtermin unbedingt mit dem zu­ständigen Jagdpächter abzusprechen. Dieser ist gerne bereit die Rehkitzret-tung in die Wege leiten bzw. durchzu­führen. Auch wenn die Entscheidung zum Start der Mahd meist kurzfristig getroffen werden muss, ist für die ziel­führende Zusammenarbeit die recht­zeitige Benachrichtigung des Jägers das A und O. Mindestens 24 Stunden vorher sollte diese erfolgen, wenn möglich besser 48 Stunden vorher. Denn eine gewisse Vorlaufzeit benö­tigt der Jäger um die Rehkitzrettung vorzubereiten. So ist es eine gängige und bewährte Methode, die Wiesen und Felder am Abend vor der Mahd mit einem Jagdhund zu durchwandern und zusätzlich raschelnde Tüten oder Radios aufzustellen. Die fremden Ge­räusche und der Geruch des Jagdhun­des verunsichern die Ricke und diese entfernt ihr Kitz aus dem Schlag. Denn bei den genannten Maßnahmen geht es nicht vorwiegend darum die Kitze aufzuspüren, sondern vielmehr dar­um genügend Unruhe zu stiften, um die Ricke dazu zu veranlassen ihr Kitz umzusiedeln. Das richtige Timing ist hierbei von großer Bedeutung. So muss die Ricke zwar genügend Zeit erhalten um ihr Kitz umzudisponie­ren, allerdings darf nicht so viel Zeit verstreichen, dass der Geruch des Jagdhundes bereits verflogen ist oder die Ricke sich gar an die ungewohnte Geräuschkulisse gewöhnt hat.

Ein Trend der sich in den letzten Jah­ren stark entwickelt hat ist die Kitzrettung mit Hilfe von Drohnentechnik. Wo diese Methode vernünftig angewandt wird, ist diese auch die sicherste um Rehkitze aufzuspüren. So wird der je­weilige Schlag mit einer Drohne mit Wärmebildkamera abgesucht. Bei ei­nem Fund steht der Kopter direkt über dem Kitz, sodass die grobe Richtung zum Angehen ersichtlich ist. Mithilfe von Funkgeräten oder Handy werden die Helfer die letzten Meter zum Kitz geleitet, um das Tier außerhalb der Wiese zu sichern, bis diese gemäht wurde. Eine Garantie dafür, dass sich während der Mahd keine Kitze mehr im Gras befinden, kann auch diese Herangehensweise nicht bieten. Zu­sätzlich kann der Landwirt dem Wild auch während der Mahd eine Flucht­möglichkeit bieten, indem die Mahd von innen nach außen vorgenommen wird. Gerade bei höherem Bewuchs sollte diese Mähmethode unbedingt angewandt werden. Idealerweise wird zudem noch ein akustischer Wildretter am Mähgerät eingesetzt.