VON HEINER ALBRECHT
Holtum-Marsch – Bereits seit vielen Jahren haben Stockenten ihre Nester an den Uferenden der Biotope und Gewässer im Revier Holtum-Marsch gebaut, ihre Eier gelegt und bebrütet. Obwohl gut versteckt, wurden die Gelege regelmäßig Opfer von Fuchs, Marder, Raben oder auch Ratten. Dies haben Jäger aus dem Revier beobachtet, berichtet Peter Münch aus Holtum-Marsch.
„Als im letzten Jahr wieder einmal einige Nester geplündert worden waren, haben wir schnell entschlossen, eine geschützte Nistmöglichkeit anzubieten“, sagt Münch. Weil es am Rande der Tümpel und der kleinen Gewässer im Revier keinen Schilfbewuchs gibt, mussten sich die Jäger etwas anderes einfallen lassen, um Nisthilfen zu installieren.
Es gestaltet sich sehr schwierig, den Tümpel im Revier zu erreichen. Den genauen Standort wollen die beiden Jäger Wilfried Herbst und Peter Münch öffentlich nicht preisgeben. Mit einem geländegängigen Fahrzeug geht es bis fast an einen kleinen Wald heran. Gummistiefel sind ein Muss. Noch sieht man nichts von dem angeblichen Gewässer. Die Jäger wissen genau, wie sie dorthin kommen.
Plötzlich lautes Gänsegeschnatter. Eine ganze Schar erhebt sich vor den Eindringlingen aus dem Gewässer. „Keine Angst, die sind in ein paar Stunden wieder da“, sagt Münch. Schon lassen sich die grauen Wildgänse auf einem Feld nebenan nieder. 20, 30 oder mehr. Keiner hat ein Fernglas dabei, um die genaue Zahl festzustellen.
Von Enten aber keine Spur. „Doch, die sind hier. Vor allem spät abends kommen sie zur Nachtruhe auf das Gewässer“, erzählt Wilfried Herbst von Beobachtungen.
Tasten durchs Unterholz. Kein Durchkommen hier. Ideal für Bodenbrüter. Aber eben auch für Fressfeinde. Dies wollen die beiden Jäger mit Nisthilfen für die Enten verhindern.
Die Stockente ist die größte und am häufigsten vorkommende Schwimmente Europas und die Stammform der Hausente. Ausgewachsene Männchen im Balzkleid sind mit ihrem grünmetallischen Kopf, dem gelben Schnabel und dem weißen Halsring unverwechselbar, die Weibchen sind unscheinbarer hellbraun mit orangefarbenem Schnabel. Ihre Häufigkeit ist darauf zurückzuführen, dass sie sowohl bei der Wahl ihrer Brutplätze als auch ihrer Aufenthaltsorte wenig anspruchsvoll sind, sofern irgendeine Art von Gewässer vorhanden ist.
Am Ufer angekommen: „Hier ist eine gute Stelle“, sagt Münch, während Wilfried Herbst in eine Wat-Hose klettert. Einige Bäume sind durch die Stürme der vergangenen Tage umgeknickt, ragen ins Wasser oder sind ganz reingefallen. „Oh, ist das kalt“, sagt Herbst, als er bis zum Bauchnabel im Wasser steht.
Mit dem Vorschlaghammer werden zwei Recyclingpfähle ins Wasser gerammt. Jetzt muss ein Korb, der als Nisthilfe dient, daran befestigt werden. Ein paar dicke Kabelbinder tun gute Dienste. „Die Körbe hat die Kreisjägerschaft Verden besorgt und zum Teil finanziert. Den Rest haben wir aus eigener Tasche gezahlt“, sagt Münch.
Wichtig jetzt noch: Das Nest muss mit Material ausgepolstert werden. Die beiden Jäger sammeln dazu trockene Blätter. Wilfried Herbst klettert noch mal ins kalte Nass und stopft die Blätter in den Korb. Würde das nicht gemacht, nähmen die Enten die Bruthilfe nicht an. Enten suchen sich eigentlich eine gut versteckte Mulde oder fliegen sogar ab und zu zum Brutgeschäft in Bäume. Mit Daunenfedern polstern sie das Gelege dann aus und decken es beim Verlassen des Nestes ab.
Brutbeginn der Stockenten ist von Mitte April bis Mitte Mai. Die Brut dauert 28 Tage ab der Ablage des letzten Eis. „Ist das Gelege verloren, gibt es keine weitere Brut bei den Enten“, erzählt Herbst. Junge Stockenten bleiben maximal einen Tag im Nest, sie sind Nestflüchter. Zusammen mit ihren Eltern schwimmen sie aufs Gewässer und gehen auf Nahrungssuche. Im Alter von 50 bis 60 Tagen erreichen junge Stockenten die vollständige Selbstständigkeit. Jetzt hoffen die beiden Jäger, zumindest zwei Brutpaaren bei der Aufzucht behilflich zu sein. Zurück geht es zum Auto. Auf dem Feld warten die Graugänse schon auf den „Abflug“ der Zweibeiner, damit sie ihr Territorium wieder beanspruchen können.