03.08.2023 VAZ: Professionelle „Fachgruppe“ wäre sinnloses Verprassen von Steuergeld

Zum Artikel „Eine Quote bringt gar nichts” vom 1. August in der VAZ

Schöne Schnucken, sicher eingezäunt auf dem Deich bei Barnstedt: Dass Jörk Hehmsoth (l.) bisher noch kein Tier an den Wolf verloren hat, sei aber wahrscheinlich auch Glück, glaubt der Berufsschäfer, der hier Besuch von Frank Faß bekommt. Foto: Raczkowski

Mit großem Interesse, aber auch mit einiger Verwunderung habe ich diesen Bericht über das zukünftige Zusammenleben mit den Wölfen gelesen. Der Kernaussage des Berichtes – „Eine Quote bringt gar nichts“ – kann ich nur zustimmen, wenn ich die beiden Worte „zu geringe“ einfügen darf. Denn eine Entnahme um zehn Prozent würde die Wolfspopulation, die in Deutschland durchschnittlich um 30 Prozent steigt, immer noch um circa 20 Prozent steigen lassen. Ich möchte den Meinungen der beiden Gesprächspartner ein paar Fakten gegenüberstellen, damit sich jeder selbst ein Bild von der aktuellen Situation machen kann. Aufgrund des hohen Bedarfs hat die Niedersächsische Landesregierung das Budget für die Unterstützung der Weidetierhalter von 3 Millionen Euro auf 6,7 Millionen Euro in 2023 mehr als verdoppelt. Mit dieser Summe werden Weidetierhalter für gerissene Nutztiere entschädigt und der Bau von Zäunen, die den aktuellen wolfsabweisenden Grundschutz erfüllen, gefördert.

Dazu sollte man wissen, dass das niedersächsische Umweltministerium selbst den Förderbedarf für wolfsabweisenden Grundschutz in Niedersachsen auf 2,2 Milliarden Euro schätzt, wenn die Weidetierhaltung in der heutigen Größenordnung erhalten werden soll. Stellt man diese Zahlen einander gegenüber, so kann man sich leicht selbst ausrechnen, dass es 330 Jahre dauern würde, um diesen Zustand herzustellen. Dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, dass ein Teil der Fördersumme für die Entschädigung für Wolfsrisse Verwendung findet und nicht für Schutzzaunbau. Wie man angesichts solcher Zahlen auch noch zusätzliches Geld für eine professionelle „Fachgruppe“ für das Fangen, Betäuben und Vergrämen von Wölfen einfordern kann, lässt mich völlig ratlos zurück. Wir sparen an der Bildung unserer Kinder, der Versorgung und Betreuung von Kranken und Alten und vielen weiteren, wirklich wichtigen Bereichen und beim Wolf sollen wir sehenden Auges in ein Fass ohne Boden investieren? Mal abgesehen davon, dass das Leben von vielen anderen Wildtierarten und dem Menschen in einer komplett eingezäunten Natur massiv eingeschränkt würde.Der Wolf wurde richtigerweise ins Jagdrecht aufgenommen und unterliegt damit auch der Hegeverpflichtung der Jäger. Wir sehen den Wolf als eine von vielen Wildarten, die die Biodiversität in unserer Kulturlandschaft bereichert, und es liegt uns fern, sie wieder auszurotten. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Deshalb kann ich nur dafür argumentieren, den Wolfbestand endlich den landeskulturellen Verhältnissen anzupassen und nicht die Landeskultur nach dem Wolfbestand auszurichten. Und schon gar nicht sollten wir eine professionelle „Fachgruppe“ installieren, die nur noch mehr Steuergeld sinnlos verprasst.

 

Jürgen Luttmann

Vorsitzender der Jägerschaft des Landkreises Verden

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