29.12.2023 VAZ: „Panik treibt Wild ins Wasser“

Schaulustige und Böller bereiten Sorge / Tieren fehlen Rückzugsmöglichkeiten

Beobachten mit Sorge die Situation der Wildtiere in den überschwemmten Fischerhuder Wümmewiesen: Sarah Meyer, Vorsitzende der Rehkitzrettung Fischerhude (l.) und Antje Dahlweg, Leiterin des Hegerings Achim. Foto: Christian Butt

Fischerhude – Auf den überschwemmten Wiesen und Feldern im Wümme-Delta schränkt das Hochwasser den Lebensraum der Wildtiere derzeit massiv ein. Die Tiere drängen sich auf den verbliebenen Flächen und finden weniger Futter. Hochwassertouristen und freilaufende Hunde können das Wild in Panik versetzen und zurück ins Wasser treiben. Weiterer Schrecken droht den Tieren in den kommenden Tagen durch Silvesterböller.

„Hochwasser, das kennen wir hier, aber es war lange nicht mehr so extrem“, sagt Sarah Meyer, Vorsitzende des Vereins Rehkitzrettung Fischerhude. Nach ihren Beobachtungen haben die Wildtiere kaum noch Rückzugsmöglichkeiten.

Durchstreifen nun auch noch Hochwassertouristen das Gebiet, dann versetzt es beispielsweise Rehe in Panik, die durch das Wasser flüchten, dafür viel Energie aufbringen müssen – oder dabei sogar ertrinken. „Wir haben schon schwimmende Rehe gesehen. Das ist nicht normal. Sie sind in Not“, schildert Sarah Meyer und appelliert an Schaulustige: „Haltet euch ein bisschen fern und schützt die Natur.“

„Es kommen aktuell viele zum Schauen. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto. Dabei sind die Wümmewiesen bei Fischerhude ein wichtiges Rückzugsgebiet für Wildtiere, und hier im Landschaftsschutzgebiet ist das Fahren und Parken von Autos sogar verboten“, betont Sarah Meyer. Sie bittet Besucher, wenigstens auf den Wegen zu bleiben oder aus der Ferne zu schauen.

Mit dem laufenden Feuerwerksverkauf kommt eine weitere Bedrohung für die Wildtiere hinzu. „Unsere Sorge ist, dass unbekümmert geböllert wird, auch in ruhigen Gebieten“, sagt Antje Dahlweg, Leiterin des Hegerings Achim. Da durch die Flut viele Tiere aktuell gezwungen seien, näher an Wohnhäusern zu leben, würden vermutlich auch viele Tiere bei der Geräuschkulisse an Silvester und Neujahr in Panik geraten. 

Daher bitten die Vertreterinnen von Rehkitzrettung und Hegering, Feuerwerk nur an zentralen Stellen in dicht bebauten Gebieten abzufeuern – und bloß nicht zum Böllern aufs Land zu fahren: „In Wiesennähe wäre das ein Worst-Case-Szenario“, sagt Sarah Meyer, „die Tiere flüchten dann ins Hochwasser und können ertrinken.“ Ihr und Antje Dahlweg wäre es am liebsten, wenn „dieses Jahr, wo die Tiere so in Not sind“, ganz aufs Böllern verzichtet werden könnte.

chb