Hegerundfahrt 2025 im Hegering Verden Nord

17 Jahre Hegefonds

Auf Treckergespannen ging es durch die Feldmark, wo Blühflächen, Feuchtbiotope und weitere Projekte des Verdener Hegefonds vorgestellt wurden

Wie immer am letzten Freitag im August hat die Jägerschaft des Landkreises Verden zur Hegerundfahrt nach Kreepen geladen. Analog zum letzten Sommer fand sie im Hegering Verden Nord statt. „Für die Veranstaltung ein Novum“, wie Jägerschafts-Vorsitzender Jürgen Luttmann in seiner Begrüßungsrede anmerkte. „Das gibt Ihnen die Möglichkeit, den Fortschritt unserer im vergangenen Jahr begonnenen Projekte zu begutachten.“

Jürgen Luttmann begrüßt die Gäste der Hegerundfahrt

Luttmann und der Vorsitzende des Hegerings Henning Meyer konnten eine interessierte Schar von Besuchern aus Politik, Verwaltung und befreundeten Verbänden begrüßen.

Zahlreiche Gäste aus Politik und Verwaltung sind der Einladung der Jägerschaft gefolgt.

17 Jahre Verdener Hegefonds – eine Erfolgsgeschichte

Der Verdener Hegefonds blickt auf eine 17-jährige erfolgreiche Geschichte zurück, so Luttmann. Die Wurzeln liegen in den Hecken- und Brachen-Programmen zu Anfang der 2000er. Damals stellte die Jägerschaft den Bauern wildtierfreundliche Saatgutmischungen zur Verfügung, um Zwangsbrachen sinnvoll zu begrünen. Die so bestellten Flächen bieten der Fauna gerade nach dem „Ernteschock“ Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten in der dann „ausgeräumten“ Landschaft. Hinzukam die Förderung von Zwischenfruchtanbau, um eben diesem Problementgegenzutreten.

900 ha Blüh- und Huderstreifen

In Zusammenarbeit mit den Landwirten und der Unteren Naturschutzbehörde entstand daraus ein Programm zu Anlage von ein- und mehrjährigen Blüh- und Huderstreifen auf sonst intensive genutzten Agrarflächen. Bis heute kumulieren sich diese Flächen auf annähernd 900 ha. „Der Erfolg dieses Programms brachte uns viele Besucher und Nachahmer.“ bemerkte Luttmann nicht ohne Stolz. Ein Erfolgskonzept, das in andere Jägerschaften exportiert wurde. Die durch die Landwirte gewonnene Erfahrung führte zuWeiterentwicklungen. Inzwischen setzt man beim Saatgut aufmehrjährige Mischungen. Also Pflanzen, die im Winter nicht absterben und andere, die sich selbst wieder aussäen.Ergebnis: Die GAPplus Saatenmischung mit 22 heimischen Kräutern.

Danke an Politik und Sponsoren

Investionen und Sponsoren

Fast 470.000 € hat die Jägerschaft in diese Blüh-Projekte investiert. „Ein Volumen, dass wir ohne Ihre Hilfe nicht hätten stemmen können.“ sagte Luttmann mit Blick auf die anwesenden Vertreter der Hegefondssponsoren. „Die Gesamtinvestitionen des Verdener Hegefonds belaufen sich auf über 1,7 Millionen Euro.“ Der größere Teil davon stammevon der Bingo-Umweltstiftung. Zweitgrößter Sponsor ist der Landkreis Verden. Einen weiteren Teil steuerten Stiftungenz.B. die der Kreissparkasse bei. 390 000 € stammen aus den Eigenanteilen der Revierpächter, also aus den Portemonnaies der Jägerinnen und Jäger der Jägerschaft des Landkreises Verden.

„64 Feuchtbiotope als Laichgewässer für gefährdete Amphibien“, Luttmann arbeitete sich durch seine Liste. Leider sei die Anlage und Beantragung weiterer Biotope deutlich erschwert, weil zunächst Bodengutachten erbracht werden müssen. Dennoch seien zwei Neuanlagen und drei Renaturierungen für den kommenden Herbst geplant.

„Überleben steht vor Schöner Wohnen“

Besonders am Herzen liegt Luttmann das Prädationsmanagement. „Erst kommt Überleben, dann Schöner Wohnen!“, ein Bonmot, dass er gerne zitiert. Die Finanzierung von Fallen für Fuchs, Marder und Co. war vor 17 Jahre sehr umstritten. Sie stellt aber für die Jägerschaft „eine Kernkompetenz“ im Schutz gefährdeter Arten dar. Eine Intensivierung erfolgte daher erst ab 2017. Zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde wurden Programme zu Anpassung der Beutegreifer Population zugunsten bodenbrütender Arten angeschoben. Wümmewiesen, Lehrdetal – Naturschutzgebiete, in die sich viele selten gewordene Arten wie Brachvogel und Kiebitz zurückgezogen haben. Ein Leckerbissen für die Tatzenträger. „Insbesondere zugewanderte Arten, wie der Waschbär und der Marderhund gefährden diese stark geschützten Arten.“ Die hiesige Fauna hat diesen nächtlichen Räubern nichts entgegenzusetzen. Aufgrund ihrer Lebensweise ist sind sie effektiv nur mit der Falle bejagdbar. 420 000 € hat der Hegefonds hier investiert.

Inzwischen ist die Bejagung von Prädatoren mit Fallen ein anerkanntes Konzept, dass man zukünftig auch innerhalb des Projektes „AllerVielfalt“ umsetzen möchte.

Hegeringleiter Henning Meyer (Vordergrund)

Auf geht’s

Nach der Begrüßung hieß es aufsitzen. Drei Treckergespanne standen bereit, um die Interessierten durch die Landschaft zwischen Kreepen, Wedehof und Brammer zu kutschieren.

Auf drei Wagengespannen geht es los

Eine bewuchsfreie Fläche im Wald weist eine feuchte Senke auf, die zu einem Teich vertieft werden soll. „Eine Angelegenheit, die Fingerspitzengefühl und Erfahrung benötigt.“, so Hegeringleiter Meyer. Zum Glück verfüge man über einen besonnenen Baggerführer. „Es ist wichtig die wassersperrenden Schichten zu erkennen. Eine Schaufel zu tief und das Wasser versickert im Sand.“ Das würde nicht nur die Zukunft des geplanten Teiches betreffen. Aufgrund der Senke kann es dazu führen, dass die ganze Umgebung austrocknet, weil das Wasser der Schwerkraft folgt. Leider sei das nicht nur bloße Theorie.

Zwei nebeneinander liegende Blühflächen bildeten den nächsten Zielpunkt. Beide befinden sich auf sehr trockenem und magerem Boden. Sie wurden aufeinanderfolgend in den Jahren 2023 und 2024 angelegt. Beide wiesen eine hohe Vielfalt an Blühpflanzen und niederen Kräutern auf. „Das Einzige, was uns Sorgen macht, ist das Kanadische Berufkraut, dass sich auf den Magerflächen stark ausgebreitet hat.“ Dabei handelt es sich um einen schon im 18 Jahrhundert eingeführten Korbblütler. Diese auch „Katzenschweif“ oder „Weiße Dürrwurst“ genannte Art besiedelt als Pionierpflanze gerne magere Standorte wie Trockenwiesen oder Schutthalden. Leider ist sie dabei so erfolgreich, dass sie die andere Vegetation unterdrückt.

Meyer sagte, dass man die Flächen im Herbst schröpfen wolle. Mit einem hoch eingestellten Mulcher werden die durchgeschossenen Stauden gekürzt. Dadurch würden denniederen Kräutern wie Klee, Ringelblume und Serradella Licht und Luft zum Wachsen verschafft.

Blühflächen auf magerem Boden – Henning Meyer erläutert die Maßnahmen

An einer weiteren, im Herbst 2023 angelegten Fläche wurde der Effekt der Mulchung im Herbst 2024 gezeigt. „Wir planen hier, die Hälfte der Fläche zu grubbern und neu einzusäen.“ Henning Meyer hofft so zum einen dem unerwünschten Bewuchs beizukommen. Zum anderen möchte er erforschen,wie sich diese Fläche im Vergleich zu der dann geschröpften Fläche entwickelt. „Außerdem, wird so Winterdeckung zumindest auf einem Teil der Fläche erhalten.“ warf Luttmann ein.

Ein Biotop in Eigenleistung

Die Fortschritte des letztes Jahres am Biotop sind deutlich erkennbar
Ein Grasfrosch am Biotop

Der weitere Weg führte zu einem Biotop, dass im letzten Jahr noch in der Planung stand. Jetzt befindet sich hier eine mehrere hundert Quadratmeter große dauerhafte Wasserfläche. Der Strauchbewuchs an den Ufersäumen wurde zum Teil entfernt. Dadurch wird eine übermäßige Beschattung vermieden. Ein Überlauf in einen Vorfluter verhindert Überschwemmungen umliegender Trockenwiesen und Ackerflächen.

Gerd Offer gibt einen Überblick über die Arbeitsschritte

Gerd Offer, Obmann für Naturschutzmaßnahmen der Jägerschaft beschrieb Vorgehensweise und Probleme bei der Umsetzung des Projektes. Ein großer Vorteil sei gewesen, dass der Aushub vor Ort verbleiben konnte. „Das größte Problem hier war das Wetter. Es hat durchgehend geregnet. Die beteiligten Landwirte hatten Probleme mit Ihren beladenen Mulden wieder wegzukommen.“ Trecker mussten rausgezogen oder vom Bagger rausgedrückt werden. Tiefe Furchen zeugen davon. „Es ist die Eigenleistung der Revierpächter und Grundeigentümer, die dieser Projekte besonders machen.“ Das werte die Projekte für die Eigentümer auf. „Man fühlt sich verantwortlich“. Der verbliebene Aushub würde dazu verwendet, die Löcher und Furchen wieder dicht zu machen schloss Offer seinen Vortrag.

Emsige Bienen

Emsige Imme

Neben dem Biotop standen mehrere Beuten, moderne Bienenkästen an denen reger Flugverkehr herrschte. Photovoltaik Panels ließen einige Gäste vermuten die Bienen hätten jetzt wohl Licht im Stock. Heinrich Kersten, zuständig für Blühkonzepte und Biodiversität konnte mit dieser Vermutung aufräumen. Vielmehr würde die Stromversorgung Waagen betreiben, mit denen der Eintrag, also der Sammelerfolg der Bienen gemessen würde. An einem anderen Standort mit normaler Bodenflora hätte ein Bienenvolk etwa 80 g Blütenstaub und Nektar an einem Vormittag gesammelt. An dieser Stelle haben die fleißigen Immen eines Volkes der gleichen Größe in der gleichen Zeit die dreifache Menge eingebracht. Warum sei das so.

Heinrich Kersten von den Verdener Bienenfreunden stellt die Erfolge der Blühstreifen für die Bienen vor

Kersten ging kurz auf die Geschichte der VerdenerBienenfreunde ein, die ein wunderbares für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Verbänden mit im Grunde sehr unterschiedlichen Aufgaben sei. Ein Ergebnis dafür wäre die Blühsaatenmischung GAPplus, die auf diesem Blühstreifen ausgesät wurde. Der Blühstreifen sei der Grund für die erfolgreiche Ernte des Bienenvolkes. „Allerdings profitieren nicht nur unserer Honigbienen davon. Viele Wildbienen und Schwebfliegenarten, sowie Schmetterlinge nutzen die Blüten.“ fügte Kersten hinzu und deutete auf einige Kohlweißlinge, die über der Fläche gaukelten.

Ein leckerer Abschluss

Die Korona verweilte noch ein wenig bevor sich der Treck zurück zum Ausgangspunkt „Heitmanns Gasthof“ in Kreepen aufmachte. Bei einem leckeren Grillbuffet und Erfrischungen wurden die Eindrücke der Hegerundfahrt eingehend diskutiert.Jürgen Luttmann dankte im Namen der Jägerschaft dem Hegering Verden Nord für die Durchführung. Er regte an, in einigen Jahren die Fahrt zu wiederholen, um die längerfristige Entwicklung der Projekte zu sehen.

Jürgen Luttmann und die Bläser leiten den Abschluss der Veranstaltung ein

 

 


(Fotos: Dr. Friedrich Köhler – Text: Lars Glander)