VAZ 24.09.2025: „Das ist mit Geld nicht zu bezahlen“

Beim Baumstamm-Balancieren trainieren die Verdener Grundschüler ihr Gleichgewicht. Diese und ähnliche „Tu-Stationen" wechseln sich mit „Wissensstationen" ab.

Verden – Bist du in der Gruppe Uhu oder in der Gruppe Luchs? Diese Frage wird wohl jedes Kind, das in Verden und Umgebung zur Schule gegangen ist, einmal beantwortet haben. Die Waldjugendspiele, organisiert von der Jägerschaft Verden, der Forstbetriebsgemeinschaft und der Stadt Verden, sind aus der Region genauso wenig wegzudenken wie die Domweih. Seit 1979 gibt es
sie, damals von der Forstverwaltung und der Stadtgärtnerei ins Leben gerufen.

„Heute sind etwa 325 Kinder im Wald. Insgesamt haben sich über 1 300 Grundschüler angemeldet. Vier Tage lang finden die Waldjugendspiele in diesem Jahr statt“, berichtete Lars Glander, Mitorganisator der Kinderaktion im Stadtwald Verden, am ersten Aktionstag. Es sind die 46. Waldjugendspiele, die am Dienstag erfolgreich gestartet sind. „Wir haben hier einige Eltern teilnehmender Kinder, die selbst teilgenommen haben“, ergänzte der Jäger und verwies damit auf die lange Tradition. Besonderer Wert wird bei den Waldjugendspielen auf die Erziehung zur nachhaltigen Nutzung von Wald und Wild gelegt. Wichtig sei die Balance zwischen Wissen, Spiel und Spaß.

Wie das in der Praxis aussieht, konnten am Dienstag bereits 52 Gruppen mit je sechs Schülern der Verdener Grundschulen erfahren. Drei Stunden lang stapften sie durch den Wald, beantworteten Fragen über Bäume, Pilze und Tiere. Abwechselnd dazu mussten sie an „Tu-Stationen“ Jagdhorn blasen, Holzscheiben werfen oder Holz sägen. Fünf Minuten hatten die Gruppen pro Station – was nicht immer ganz reibungslos klappte, wie Glander einräumte. Damit der Überblick nicht verloren geht, sind die Waldjugendspiele in zwei Parcours aufgeteilt. Die „Luchse“ stellen sich den Aufgaben im Parcours Nord-Ost, die „Uhus“ im Parcours Süd-West. Pro Strecke warten 26 Stationen auf die Kinder.

Am Dienstag traten bereits Klassen der Grundschule am Sachsenhain, der Nicolaischule, der Friedrich-Ludwig-Jahnschule, der Grundschule am Lönsweg, der Janusz-Korczak-Schule, der Grundschule Walle, aus Völkersen und aus Blender an. Viele Schüler überraschten mit erstaunlichem Vorwissen über den Wald und seine Bewohner. Dies dürfte unter anderem auf die Lerninhalte im Sachkundeunterricht der Grundschüler zurückzuführen sein, aber auch der Vorarbeit des Infomobils der Jägerschaft Verden. Der mobile Anhänger mit Tierpräparaten, Schautafeln und Fühlkisten bringt schon früh spielerisch Wissen nahe. „Die wissen hier bereits alles über Totholz, Organismen und CO2. An unserer Station haben die Kinder fast nur volle Punktzahl“, stellte Oliver Stock zufrieden fest. Er ist einer von rund 30 Jägern, die sich ehrenamtlich bei den Waldjugendspielen engagieren. Auch weitere Freiwillige, darunter viele Mütter, tragen zum Gelingen bei. Auch Sophie von Schwedler zeigte sich begeistert: „Die Kinder sind alle sehr motiviert“. Schwedler ist bei Mars und kann einige ihrer Arbeitsstunden im Jahr ehrenamtlich einsetzen. Im Luchs-Parcours betreute sie die Station „Holzscheiben-Zielwurf“.

Von Mittwoch bis Freitag folgen noch weitere Klassen aus unterschiedlichsten Grundschulen der Region. Am Freitag wird sich schließlich zeigen, werden Wanderpokal – einen hölzernen Keiler – für ein Jahr in seine Schule holt. Die Klasse mit dem besten Team erhält einen Tag im Wildpark Lüneburger Heide. Eine weitere, ausgeloste Klasse erhält denselben Preis. Die Tagessieger können sich über Buchpreise freuen. Für die Organisatoren und Helfer bleibt aber etwas anderes im Vordergrund: die Wissensvermittlung und Begeisterung der Kinder für den Wald. „Das ist mit Geld nicht zu bezahlen“, betonte Jäger Reiner Müller.


Text und Foto: Theresa Melnyk


Anmerkung in eigener Sache: Neben den im Artikel erwähnten Jägerinnen und Jägern, die täglich an den Stationen stehen, soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch im Organisationsteam viele Personen aus unseren Hegeringen vertreten sind, so dass insgesamt jeden Tag rund 50 Waidgesellinnen und -gesellen die Waldjugendspiele unterstützen. 

Ein Beitrag zum 20jährigen Jubiläum der Waldjugendspiele ist hier zu finden.