Hegering Süd besichtigt Seehundaufzuchtsation Norddeich

Fachkundige Führung durch Nationalpark-Haus und Teilnahme an Aussetzfahrt

Kirchlinteln. Mitglieder, Freunde und Gäste des Hegerings Süd erfuhren bei ihrem Besuch in der Seehundaufzuchstation Norddeich in einer kurzweiligen Führung durch den Geschäftsführer Dr. Peter Lienau Wissenswertes über Seehunde, Schweinswale und Kegelrobben. Höhepunkt des Tagesausfluges stellte die anschließende Begleitung der Aussetzfahrt junger Seehunde im Wattenmeer dar.

Der Diplom-Forstwirt Dr. Peter Lienau erläuterte anschaulich in der Ausstellung der Seehundaufzuchtstion Norddeich Wissenwertes über die faszinierenden Seehunde, ihre Lebensweise und ihren Schutz. Die Historie der Seehundaufzuchtstation im Nationalpark Wattenmeer Niedersachsen begann bereits 1971 mit der Aufnahme der ersten „Heuler“ in einem kleinen Gebäude vor Ort. 1973 erricheteten ehrenamtliche Jäger ein festes Gebäude in Eigenleistung, aus der das heutige 2,5-Millionen Projekt erwuchs. Heute bergen 15 Vollzeitbeschäftigte, 20 Praktikaten und 70 ehrenamtliche Wattjagdaufseher mutterlose und kranke Heuler, päppeln diese Winzlinge monatelang in der Station auf und wildern die überlebensfähigen Seehunde auf einer Seehundbank wieder aus. Neben der Aufzucht und Pflege der Seehunde führen die Mitarbeiter Seehundzählungen aus dem Flugzeug im Niedersächsichen Wattenmeer durch. Weitere wichtige Aufgaben sind die Sektionen, der Schutz und Überwachung der Seehundbestände, Markierung und Dokumentationen der

Dr. Peter Lienau im Vortrag vor Gästen des Hegeringes Verden Süd
Quelle: Helmut Meyer

aufgezogenen Tiere. 32 Prozent der circa 200 jährlich aufgefundenen Heuler überleben und werden wieder ausgewildert. Seit 2006 unterhält der Verein zur Erforschung und Erhaltung des Seehundes e.V. als Träger und Betreiber die Aufzuchtstation alleine. Die Stadt Norden hatte sich zuvor aus der Trägerschaft zurückgezogen. Das Land Niedersachsen reduzierte Landesmittel, so dass sich der Verein finanziell selber tragen musste. Nach der spannenden Führung und Einnahme eines Mittagsessens in einem Fischrestaurant vor Ort fuhr die Reisegruppe des Hegerings Süd zum Hafen von Neßmersiel. 8 Seehunde der Aufzuchstation Norddeich, die ihr nötiges Aussetzgewicht erreicht hatten, wurden an Bord des Kutters Baltrum III verladen. Neben Vereinsmitgliedern fieberten Mitarbeiter der Aufzuchtstation der Auswilderung ihrer von Hand aufgezogenen Seehundbabys entgegen. Nach kurzer Fahrzeit gelangte die Fähre an die Ostspitze Norderneys auf eine Sandbank. In Transportkörben trugen die Pfleger ihre Schützlinge an den Sandstrand ganz in der Nähe einer Seehundbank gelegen. Nach Zurücksetzen des Kutters öffneten die Stationsmitarbeiter die Körbe.

Mitarbeiter der Seehundstation entlassen Heuler in die Nordsee
Quelle: Helmut Meyer

Sehr schnell robbten die Heuler der Nordsee entgegen und schlossen sich der dort liegenden großen Seehundgruppe an. Insbesondere auch für die Mitarbeiter der Aufzuchtstation Norden war dieser Moment ein ganz besonderer; bedeutete er doch den Lohn ihrer intensiven Bemühungen.

Eckhard Carstens als Organisator der Fahrt bot überraschend auf der Rückfahrt Interessierten eine Kirchführung in Suurhusen an. Sehr lebhaft trug der einheimische Kirchenführer Tjabo van Lessen die wechselvolle Geschichte der Suurhusenr Kirche mit dem schiefsten Kirchturm der Welt vor. Die Backsteinkirche aus der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts erhielt um 1450 ein Kirchturmanbau mit einer Höhe von 25 Metern. Das Turmgewicht von über zweitausend Tonnen trugen Eichenbohlen über Jahrhunderte, ohne dass sich Veränderungen im Mauderwerk zeigten. Erst die Grundwasserabsenkung durch die Küstenentwässerung führte zur Zersetzung der Eichenbohlen. Die Bohlen trugen das Mauerwerk nicht mehr und der Turm neigte sich rapide. Risse führten zur Schließung der Kirche. 1996 sanierten Fachleute das Fundament mit einem Stahlkorsett. Seither finden wieder Gottesdienste statt. Der Überhang beträgt 2,47 Meter, die Neigung liegt bei 5,19 Grad. Der Suurhusener Kirchturm wird ab 2007 als schiefster Turm der Welt im Guiness Buch der Weltrekorde amtlich geführt.

Hegeringsleiter Carsten Kuhnt bedankte sich am Ende der Fahrt bei Eckhard Carstens als Organisator für die sehr erlebnisreiche Tagestour.

Hier einige fotografische Impressionen. Alle Bilder dieser Galerie wurden von Frau Bente Pinnau zur Verfügung gestellt.